Der Fahrzeugbestand an Old- und Youngtimern steigt beständig, doch mit der analogen Technik in den Fahrzeugen kennen sich immer weniger Servicebetriebe aus. Wertvolles Wissen geht verloren. Zahlreiche Klassiker-Spezialisten sind mittlerweile in Rente, gab Jörn Schwieger von Volkswagen Classic Parts anlässlich einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der asp-/AUTOHAUS-Branchenshow auf dem Messestand von Springer Fachmedien München zu bedenken. Mit Jörn Schwieger und Moderator Peter Diehl diskutierten Klaus Balzereit (freier Techniktrainer), Andrea Zeus (zuständig u.a. für die Old- und Youngtimer-Ausbildung beim ZDK), Peter Wilhelm Hoefer (vom Aufbereitungsspezialist APZ) sowie Fritz Cirener (Leiter von Bosch Automotive Tradition).
Für den Wissenserhalt soll das Pilotprojekt "Zusatzqualifikation für Old- und Youngtimertechnik" des ZDK sorgen. Derzeit werde an vier Standorten ausgebildet, erklärte Andrea Zeus. Momentan gebe es rund 60 Auszubildende. Das Angebot stößt auf große Zustimmung: "Ziel ist es, die jungen Leute für Arbeiten an klassischen Fahrzeugen zu begeistern. Doch ist dies vielfach nicht notwendig, denn die Begeisterung ist schon da", so die Ausbildungsexpertin.
Wissensvermittlung zu Arbeiten an klassischen Fahrzeugen kommen in der heutigen Kfz-Ausbildung zu kurz. Daher stößt der Kfz-Nachwuchs nicht selten bei verhältnismäßig einfachen Arbeiten auf Schwierigkeiten. Ein Beispiel von Klaus Balzereit: Die Technik klassischer Fahrzeuge ist analog, d.h. sie gibt keine digitale Rückmeldung, die mit dem Steuergerät ausgelesen und interpretiert werden kann. Besonders groß ist der Nachholbedarf beispielsweise in den Bereichen Zündung und Einspritzsystem. Aus diesem Grund gibt es Weiterbildungsangebote der Firma Bosch, die mehrheitlich von Kfz-Profis in einem Alter von unter 30 Jahren wahrgenommen werden, so Balzereit.
Stärken kommunizieren
Zudem zertifiziert der Automobilzulieferer Servicebetriebe mit klassischer Expertise: Fritz Cirener zufolge sind gegenwärtig 55 Betriebe in Deutschland, der Schweiz und Österreich auditierte Bosch Car Classic Betriebe. Auch der Zentralverband ist aktiv: Andrea Zeus erwähnte die bislang 400 Betriebe, die bundesweit mit der Signalisation "Fachbetrieb für historische Fahrzeuge" werben.
Weiterbildungsbedarf herrscht auch im Bereich Aufbereitung, erklärte Peter Wilhelm Hoefer von der Auto-Pflege-Zentrum GmbH (APZ). Besonders beachtenswert seien die verschiedenen Lackmaterialien der Oldtimer. Das Unternehmen bietet zur Mitarbeiterschulung eine entsprechende Zusatzqualifikation in vier Kompetenzbetrieben an. (msh)