Er ist ein Besessener. Schon als Vorstandschef von Audi und später der Mutter Volkswagen machte Ferdinand Piëch keinen Hehl aus seinen hochfliegenden Zielen. Der mächtige Autoboss wollte eines Tages einen Konzern lenken, der vom Minimobil über die Luxuskarosse bis zum Schwerlaster beinahe alles baut, was Räder hat.
Zum 75. Geburtstag am Dienstag (17. April) kann der heutige Aufsichtsratsvorsitzende Skeptiker Lügen strafen, die ihm allzu ambitionierte Visionen attestiert hatten. Doch Piëch wäre nicht Piëch, wenn er nicht weiter beharrlich an seinem vielleicht letzten großen Projekt arbeitete: Der schillernde Spross des Porsche-Clans will die Sportwagenschmiede ungeachtet juristischer Streitigkeiten vollständig unter das Dach des größten europäischen Autobauers holen.
Über den gelernten Maschinenbau-Ingenieur und Enkel des legendären Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche hört man oft, er habe "Benzin im Blut". Die Leidenschaft des Autonarren und Technikfreaks erschöpfte sich indes nicht nur in Fantasien. Piëch bewies immer wieder Stehvermögen, konnte seine Ideen trotz Gegenwinds langfristig durchboxen und den Spieß gegenüber Gegnern und Kritikern umdrehen.
Viele Gesichter, viele Rollen
Bei der jahrelang geplanten und dann im Herbst 2011 genehmigten Mehrheitsübernahme des Münchner Lastwagenbauers MAN sahen Beobachter das taktisch gewiefte Schlitzohr Piëch ebenso als Strippenzieher am Werk wie in der Übernahmeschlacht mit Porsche 2008/2009. Einen späten Dämpfer musste er hinnehmen, als das Oberlandesgericht Stuttgart im Februar entschied, er habe damals seine Pflichten als Aufsichtsrat der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE verletzt.
Piëch hat viele Gesichter und spielt viele Rollen. Der in der Öffentlichkeit meist eher wortkarge Firmenpatriarch startete 1963 als Ingenieur bei Porsche. 1972 wechselte er zu Audi und arbeitete sich zum Technikvorstand hoch, 1988 wurde er Chef der Ingolstädter Tochter. Deren Aufstieg zum Oberklasse-Anbieter und Innovationstreiber im VW-Konzern ist ohne Piëchs Beteiligung kaum vorstellbar. Er schob den Fünf-Zylinder-Ottomotor und neue Leichtbauverfahren an. Entwicklungen wie das Ein-Liter-Auto und der Super-Sportwagen Veyron der Nobelmarke Bugatti werden häufig in einem Atemzug mit seinem Namen genannt.
Ferdinand Piëch wird 75
