Anfang der 70er Jahre steckt Volkswagen in der Krise. Zu viel Käfer-Monokultur, zu stures Beharren auf den luftgekühlten Heckmotor. Mit den bisherigen Modellen ist kein Staat zu machen, dringend muss etwas Frisches her, zu teuer darf es aber nicht sein. Die Idee: Durch die Übernahme von Plattform und Aufbau des ein Jahr zuvor erschienenen Audi 80 bleiben die Produktionskosten niedrig. Nur die Hinterachse muss angepasst werden, denn den VW Passat soll es auch als Variant geben.
Wassergekühlt und frontgetrieben ist das Modell B1, das 1973 auf den Markt kommt. Das Design des Schräghecks hat kein geringerer angepasst als Giorgetto Giugiaro – der Designvater des Golf, ebenfalls Schrägheck. Der Passat B1 wird ein Erfolgsmodell. Ein Jahr nach dem Start fährt er bereits an die Spitze der Zulassungsstatistik. Ein verkannter Klassiker ist der Passat also allemal.
Überhaupt ein noch fahrendes Exemplar zu finden, ist nicht so einfach, es gibt nicht mehr viele Passat B1 auf der Straße. Bei den beiden großen Internet-Gebrauchtwagenbörsen werden derzeit lediglich 31 Exemplare zum Kauf angeboten. Und das, obwohl laut VW zwischen 1973 und 1980 2,5 Millionen Modelle vom Band liefen. Klar, die Modelle waren keine Liebhaberstücke, sondern wurden schlicht und ergreifend aufgefahren.
Besonders rostanfällig
Den B1 gab es zum Marktstart mit einem 1,3-Liter-Benziner (40 kW/55 PS) und mit einem potenteren 1,5-Liter-Benziner (55kW/75 PS und 63 kW/85 PS), später auch als Diesel. Laut VW gingen75 Prozent der verkauften Passats als Schrägheck an die Kunden, wahlweise mit dem kleinen Limousinen-Kofferraumkläppchen oder der bis ans Dach aufschwingenden Klappe, die es ab 1975 zu kaufen gab. Nur ein Viertel der B1 wurden als Variant ausgeliefert, dementsprechend schwer ist es heute, einen als Oldie zu finden.
Wer sich für den ersten Passat interessiert, sollte ein bisschen Ausdauer bei der Suche beweisen. Viele Exemplare im unteren Preissegment sind verbastelt oder arg heruntergekommen. Die frühen B1 sind besonders rostanfällig. Ein optisches Problem haben die meisten Passat auch: einen oder mehrere Risse im schwarzen Armaturenbrett. Kaufen und am Leben erhalten ist wohl eher eine Liebhabersache: Eine eklatante Wertsteigerung ist bisher nicht in Sicht. Aber wer weiß, vielleicht erkennt ja die Klassiker-Gemeinde die verkannte Designikone ja bald? (sp-x)
40 Jahre VW Passat
