Von Caroline Bock, dpa
Bei "Hudo 2" fehlt der Schlüssel. Also hat Heidi Hetzer (76) den Oldtimer Baujahr 1930 nach dem Kauf kurzgeschlossen. Jetzt röhrt sie damit über den Hof vor ihrer Berliner Garage - auf dem Rücksitz der alten Karosse fühlt sich das an wie in alten Schwarz-Weiß-Filmen. "Hudo 2" ist der Ersatzteil-Spender für "Hudo 1". Mit dem will Berlins bekannteste Rallyefahrerin in zwei Jahren 70 000 Kilometer um die Welt brausen. Ihr Vorbild ist die Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die in den 1920er Jahren auf eine ähnliche Tour ging.
Heidi Hetzer war mehr als 40 Jahre lang im Autogeschäft und auch in Talkshows ein Gesicht von Opel. In Berlin ist die blonde Frau mit den rot geschminkten Lippen ein Promi und wird von den Leuten angesprochen, zum Beispiel auf ihre Handtaschen in Autoform. Nach dem Krisenjahr 2008 trennte sich Hetzer 2012 von ihrem Geschäft, um die Nachfolge zu regeln und die Arbeitsplätze zu erhalten, wie sie sagt. "Ja, Mama, was machst du denn jetzt?", haben die Kinder gefragt.
Ruhestand kommt für die Frau, die 200 Rallyes hinter sich hat, nicht infrage. Hetzer geht nicht, sondern düst durchs Leben. Von ihrem Vater hat sie das Schrauben gelernt und die Begeisterung für Motoren geerbt. "Ich kann nur Autos", sagt sie.
Vorbild für ältere Menschen
Im Internet gab es zu dem Reiseplan hämische Kommentare über die "alte Schachtel" mit dem "alten Auto" - und wen das überhaupt interessiere. Danach war Hetzer "völlig erledigt", bevor sie sich besann und zurückschrieb. Denn es macht einen Punkt klar: "Ich will ein Vorbild sein für alte Menschen, dass sie auch etwas unternehmen: Runter von der Couch."