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Neue H-Kennzeichen-Kandidaten 2023: Bunte Bio-Bestseller und frischer Sternenglanz

20.01.2023 15:07 Uhr | Lesezeit: 6 min
Der Autojahrgang 1993 vermittelte Optimismus in Zeiten der Rezession.
© Foto: Volkswagen

Fröhliche Farben, kultige Cabrios, knuddelige Cityflitzer und neue Sterne am Premiumhimmel: Der Autojahrgang 1993 vermittelte Optimismus in Zeiten der Rezession. Jetzt sind die Neuen von damals Oldtimer und H-Kennzeichen-Kandidaten. Von der ersten C-Klasse bis zum VW Golf Cabrio ist alles dabei.

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Über 650.000 Oldtimer mit amtlichen H-Kennzeichen fahren bereits auf Deutschlands Straßen, und die Begeisterung für diese mindestens 30 Jahre alten Autos ist ungebrochen, wie der Bestandszuwachs von zuletzt rund zehn Prozent pro Jahr zeigt. Klassische Autos faszinieren viele Menschen, Familien mit kleinem Budget ebenso wie wohlhabende Sammler. Schließlich sind die Neuwagen von einst ein Spiegel vergangener Epochen und für ihre Besitzer eine wunderbare Möglichkeit, sich in vermeintlich bessere Zeiten oder in die eigene Jugend zurückzubeamen.

Daran ändert offenbar auch das drohende Verbrenner-Aus nichts, wie der Besucherandrang bei Oldtimer-Festivals zeigt oder der stets große Applaus für klassische Automobile bei Ausfahrten. So werden sich die Fahrzeuge mit H-Kennzeichen, jenem Signet, das seit 25 Jahren rollendes historisches Kulturgut auszeichnet, wahrscheinlich weiterhin vermehren. Erteilt wird das Oldtimerkennzeichen übrigens nur für Fahrzeuge, die sich im technisch einwandfreien, originalen Zustand befinden. 2023 feiern wieder fast 100 Modelle ihren 30. Geburtstag. Autos, die mit Mut zu fröhlichen Farben, organischen Bio-Formen, voluminösen V12 oder vier Cabrio-Plätzen unter der Sonne Zuversicht in eine Zeit der Rezession brachten. Vom Audi S2 bis zum Volvo 850 T-5 Turbo, vom preiswerten Kia Sephia bis zur ersten Mercedes-Benz C- und E-Klasse sowie schnellen Porsche und schrillen Exoten ist alles dabei.


H-Kennzeichen - Autojahrgang 1993

H-Kennzeichen - Autojahrgang 1993 Bildergalerie

Deutschland im Nach-Wendeblues. Die Wiedervereinigung lag 1993 gerade zwei Jahre zurück, und schon drückten Rezession, Arbeitslosigkeit und neue Abgaben wie der Solidaritätszuschlag („Soli“) für den Aufbau Ost auf die Stimmung. Die Autoindustrie, Wirtschaftsmotor Nummer eins, verordnete sich Kurzarbeit und VW führte die Vier-Tage-Woche ein. Optimismus war gefragt. Bill Clinton, 1993 frisch gewählter US-Präsident, wusste offenbar, wie er die Deutschen erreichen konnte. Als er bei einem Berlin-Besuch im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung zuversichtlich in die Menge rief: "Nichts ist unmöglich.", schallte es ihm tausendfach entgegen: "Toyoooota".

Tier-Botschafter für Zuversicht

Tatsächlich waren es fröhliche Tier-Botschafter wie die Toyota-Affen in TV-Spots für Corolla & Co, neugierig-schmunzelnde Kühe in der Aral-Werbung oder schwedische Elche als populäre Sicherheitstester bei Saab, die Zuversicht vermittelten. "Vom Elch geprüft", ließ sich 1993 sogar der erste unter General-Motors-Motors entwickelte Saab 900 bestens verkaufen. Aber auch fröhliche Farben gehörten damals dazu: Rot, Blau und Gelb galten als Stimmungsaufheller und prägten das Straßenbild. Deshalb kamen aus Göteborg keine der heute so populären dunklen Volvo-Modelle in "Ultimate-Dark-Line", sondern vorzugsweise rubin- oder indianarot leuchtende 850 mit charakterstarken Kanten und erstmals mit T-5 Turbo-Power.

Leistung ist wichtig, um sich aus Krisen zu befreien. Heute sorgen starke Stromer dafür, 1993 lag es an spektakulären Sportlern, wie den Typen Porsche 968 Turbo oder Toyota Supra (A80): "Rennwagen-Technik mit Komfort-Abstimmung", nannte Toyota das Fahrzeugkonzept, das Formel-1-Technik langstreckentauglich machen sollte. Damals, als sich Michael Schumacher mit Benetton auf den ersten Formel-1-Titel vorbereitete, der dann auch prompt 1994 folgte. Und Tennis-Königin Steffi Graf auf Platz eins der Weltrangliste zurückkehrte durch Siege bei den Grand-Slam-Turnieren in Paris, Wimbledon und New York.

Der damals von Fans Supra MK IV genannte Vorläufer des heutigen GR Supra kostete als erster Toyota über 100.000 Mark, katapultierte seine Besatzung dafür in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und maß sich global gar mit Porsche 968 Turbo und dem neuen 911 Carrera 2 der legendären Baureihe 993. Mit diesem Elfer feierte Porsche 1993 den 30. Geburtstag seiner Marken-Ikone, vor allem aber das Finale der luftgekühlten Boxermotoren. Muskeln wuchsen vor 30 Jahren übrigens auch sportlichen Kombis wie dem Audi S2 Avant mit fauchendem Fünfzylinder, furiosen Kraftzwergen à la Renault Clio Williams oder den vielen V8, sei es im giftigen Viper GT Coupé von Dodge, dem Hardtop-Coupé BMW 840Ci oder in der ersten Mercedes E-Klasse. Die Stuttgarter hatte ihre erfolgreichen Sternträger der bereits neun Jahre alten Baureihe 124 frisch aufpoliert und in E-Klasse umbenannt, mit den V8-Toptypen E 420, E 500 und E 60 AMG (280 kW / 381 PS aus 6,0 Litern Hubraum).

Noblesse verkauft sich gut

Nachdem BMW 7er und Mercedes S-Klasse seit Anfang der 1990er mit majestätischen V12-Motoren beim britischen Hochadel reüssierten, antwortete der königliche Hoflieferant Jaguar-Daimler mit einem neuen V12, für den der Vorderwagen der XJ40 Limousine verlängert wurde und eine Majestic-Ausstattung hinzukam. Queen Mum, treuer Daimler-V12-Fan, soll entzückt gewesen sein. Noblesse verkauft sich gut, sogar in Krisenzeiten. Das zeigt sich nicht erst heute an den hohen Bestelleingängen für Prestigemodelle, schon 1993 zählten Premiumtypen zu den Gewinnern. Allen voran die erste Mercedes-Benz C- Klasse (W 202), die als Nachfolger des Typs 190 vorgestellt wurde und wenige Jahre später auch mit V8-Motoren und als Kombi T-Modell reüssierte. Audi setzte ebenfalls auf die Pracht der Acht: Die seriennahe Studie Space Frame kündigte den A8 an, der später unter Bundeskanzler Gerhard Schröder zur ersten Staatslimousine im Zeichen der vier Ringe avancierte.

Aus Japan, 1993 noch größter Automobilbauer der Welt, kamen ebenfalls neue Luxusliner nach Deutschland. Allerdings blieben Lexus GS und Mazda Xedos 9 Nebendarsteller, trotz technischer Finessen in europäischen Formen. Der 3,52 Meter kurze und kuriose Allrad-Hochdachkombi Subaru Libero entlockte seinen Betrachtern immerhin ein fröhliches Schmunzeln. Neue Konkurrenz drohte Japan 1993 aus einem Tigerstaat: Der koreanische Autobauer Kia kam nach Deutschland, und dies mit frechen Preisbrechern, die damals Mazda-Gene trugen.

Made in England: "Auto des Jahres 1993"

Die Sonne ging 1993 aber auch im Westen auf, denn aus Europa gab es einen Sonnensturm neuer Cabriolets: Das "Erdbeerkörbchen" VW Golf III – wieder mit feststehendem Überrollbügel – sowie die eleganten Luftikusse BMW 3er (E36) und Opel Astra, plus Rover 100 und aufgefrischter Ford Escort waren nur die Vorhut. Auch die Neuheiten Fiat Punto und Peugeot 306 sollten bald geöffnet vorfahren. Organisches Biodesign wurde globaler Trend, der sich in Weltautos wie Ford Mondeo oder Opel Corsa (B) spiegelte. Dieser in Rüsselsheim gezündete Blitz wurde auf fünf Kontinenten unter acht Markennamen gebaut. Möglich machten das Hideo Kodamas Bioformen, mit denen der agile Corsa in einem scherzhaften Werbespot sogar Queen Elizabeth II überzeugte.

Made in England, aber erstmals designt in Japan war das europäische "Auto des Jahres 1993": Diesen Medienpreis sicherte sich der Nissan Micra, über den sein Chefkonstrukteur Tokuichiro Hosaka sagte, dass er organisch geformt sei wie ein fröhlicher, knuddeliger Hundewelpe und positive Assoziationen an die Kindheit wecke. Wer möchte da heute nicht noch einmal Kind sein und sich eine der 30 Jahre alten automobilen Zeitkapseln als Oldtimer gönnen?

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