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Fahrbericht Mercedes SL 63 4Matic+: Roadster alter Schule

20.01.2022 06:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Mercedes SL 63 4Matic+kommt ab dem Frühjahr 2022 in Fahrt.
© Foto: Mercedes-Benz

Wohl ein letztes Mal schickt Mercedes seinen SL nach konventioneller Bauart auf die Straße. Unter der Haube steckt ein Achtzylinder-Turbo. Entwickelt hat den Roadster die Performance-Tochter AMG.

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Die beiden vorigen Generationen des Mercedes SL Roadster gehören nicht gerade zu den automobilen Highlights der schwäbischen Marke. Der Absatz, besonders in Deutschland, sank in den vergangenen Jahren auf nahezu homöopathische Dosen. Dabei zählte der SL hier einst zu den am meisten verkauften Cabrios. Damals erhielt der Roadster sein erstes elektrisches Verdeck und trug den internen Baureihen-Code R 129.

Mercedes SL 63 4Matic+ wieder mit Stoffverdeck

Mit der im Frühjahr erscheinenden neuen SL-Baureihe R 232 soll die Sache wieder deutlich Fahrt aufnehmen. Mercedes spricht selbstbewusst von einer „Luxus-Ikone der 20er-Jahre“. Dafür hat man sich gegenüber dem Vorgänger mächtig ins Zeug gelegt und keinen Stein auf dem anderen gelassen: neues Design, neues Chassis, neuer Antrieb und – nach zwei glücklosen Hardtop-Generationen – gibt es nun wieder ein klassisches Stoffverdeck, das sich in effizienter Z-Faltung per Touchbedienung innerhalb von 15 Sekunden öffnen oder schließen lässt.

Doch nicht nur die platzsparende Verdeck-Konstruktion – sie vergrößert den Kofferraum – soll die Alltagstauglichkeit des Roadsters verbessern, sondern auch das 2+2-sitzige Layout, selbst wenn hinten allenfalls Kleinkinder sitzen können. "Aber es lässt sich bequem eine Sporttasche oder anderes Utensil hinter die Vordersitze schmeißen", sagt Projektleiter Frank Emhardt.


Mercedes SL 63 4Matic+ (2022)

Mercedes SL 63 4Matic+ (2022) Bildergalerie

Entwickelt hat den SL erstmals die Mercedes-Performance-Tochter AMG, mit dem Ziel, dem Roadster wieder mehr Sportlichkeit unters Blech zu packen. Schließlich soll der SL den Platz des AMG GT Roadster einnehmen, der selbst keinen Nachfolger erhält. Und es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass AMG den technischen Unterbau des SL definitiv nutzen wird, um sein nächstes GT Coupé auf die Räder zu stellen.

So steckt unter der 4,71 Meter kurzen Aluminium-Karosserie des SL eine hochstabile, selbsttragende und leichte Alu-Space-Frame-Struktur. Sie bildet die Grundvoraussetzung für ein direktes und solides Fahrverhalten. Maßgeblichen Anteil daran aber hat auch das erstmals bei AMG eingesetzte, hydraulische Aktiv-Fahrwerk (Ride Control). Es besitzt keine Stabilisatoren mehr. Deren Aufgabe übernehmen Hydraulikzylinder. Sie reagieren innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde auf jegliche Fahrsituationen und Straßenzuständen. Zudem tritt der SL erstmalig mit einem vollvariablen Allradantrieb und mitlenkenden Hinterrädern an.

Bekannter V8-Biturbo unter der Motorhaube

Fehlt zum Roadster-Glück eigentlich nur noch ein standesgemäßer Antrieb. Wer jetzt denkt, in Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimawandel würde der neue SL unter Strom gesetzt, irrt. Er ist noch nicht einmal hybridisiert. Das kommt später. AMG entschied stattdessen, zunächst seinen bekannten V8-Biturbo unter die lange Motorhaube zu packen, nicht zuletzt, weil die USA, und hier speziell Kalifornien der Hauptabsatzmarkt für den Roadster sein wird.

Das Vierliter-Aggregat entwickelt in der Version 63 4Matic+ stramme 460 kW / 585 PS und 800 Newtonmeter an Drehmoment. Was den Preis angeht, den will AMG erst im Februar bekanntgeben. Als Orientierung dient das etwa gleichstarke Porsche 911 Turbo Cabriolet (208.216 Euro). Man wird hier aber darunterbleiben, heißt es aus Affalterbach. Wir schätzen, es dürfte bei rund 190.000 Euro losgehen. Entscheidet sich der Kunde für die etwas "zahmere" Ausführung 55 4Matic+ stecken unter dem SL immer noch 350 kW / 474 PS und 700 Newtonmeter. Hier wären es dann etwa 160.000 Euro.

Für den SL-Käufer nicht das entscheidende Kriterium. Er darf sich vielmehr auf äußerst souveräne Fahrleistungen freuen. Der neue SL überzeugt in jeder Situation, verblüfft mit einer messerscharfen Präzision und Handlichkeit, selbst wenn es mal zügiger ums Eck gehen sollte als ursprünglich gewollt. Auf der anderen Seite verfügt der Roadster über exzellente Komforteigenschaften, die auch längere Touren nicht zu Torturen werden lassen. Besondere Glückshormone werden da natürlich freigesetzt, wenn bei versenktem Verdeck leere Landstraßen, langgezogene Kurven und ein wolkenloser Himmel zu einer Art Traumkonstellation verschmelzen, bei der man sich wünscht, möge das Ganze doch bitte bis hinter den Horizont weitergehen.

Dass der SL dabei seine Insassen in höchstem Maße mit Komfort und Sicherheit umgibt, gehört zur Philosophie des Hauses. An Assistenzsystemen ist alles an Bord – oder kann gegen Aufpreis geordert werden – was derzeit am Markt weltweit zur Verfügung steht. Gleiches gilt für Konnektivität und Infotainment. Moderner ist derzeit kein Roadster ausgestattet. Gut gelungen ist den Designern dabei das Cockpit. Es stellt so etwas wie einen Mix aus analoger Geometrie und digitaler Welt dar. Letztere bestimmt sehr dominant der riesige Touchscreen, für den sich AMG etwas Besonderes ausgedacht hat. Er lässt sich in der Neigung elektrisch um 20 Grad kippen – falls die Sonne ihre Strahlen mal im falschen Winkel ins Cockpit schicken sollte.

Mercedes SL – technische Daten

Zweitüriger, 2+2-sitziger Roadster; Länge: 4,71 Meter, Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,35 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Kofferraumvolumen: 213 – 240 Liter

  • SL 63 4Matic+: 4,0-Liter-Achtzylinder-Turbobenziner, 430 kW/585 PS, maximales Drehmoment: 800 Nm bei 2.500 – 5.000 U/min, 9-Gang-Automatik, Allradantrieb, 0-100 km/h: 3,6 s, Vmax: 315 km/h, Normverbrauch: 12,7 – 11,8 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 288 – 268 g/km (WLTP), Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: k.A.
    Preis: ab zirka 190.000 Euro.
  • SL 55 4Matic+: 4,0-Liter-Achtzylinder-Turbobenziner, 350 kW/476 PS, maximales Drehmoment: 700 Nm bei 2.250 – 4.500 U/min, 9-Gang-Automatik, Allradantrieb, 0-100 km/h: 3,9 s, Vmax: 295 km/h, Normverbrauch: 12,7 – 11,8 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 288 – 268 g/km (WLTP), Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: k.A.
    Preis: ab zirka 160.000 Euro.

Warum: den Fahrtwind kann man sich kaum besser um die Nase wehen lassen.
Warum nicht: zu viele Einschränkungen für den Autoalltag
Was sonst: Porsche 911 Turbo Cabriolet, Jaguar F-Type Cabriolet,   
Wann kommt er: Frühjahr

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