Der TÜV Süd hat in einer Mitteilung den in der Charta von Turin festgeschriebenen länderübergreifenden Schutz von rollendem Kulturgut begrüßt, aber auch auf Praxisprobleme hingewiesen, beispielsweise bei Restaurierung und Sicherheit. Die vor wenigen Tagen in Kraft getretene Charta ist eines der zentralen Themen auf dem Messestand des Unternehmens (Halle 1, Stand J56) bei der Retro Classics, die bis 10. März in Stuttgart stattfindet.
"Grundsätzlich sind die Ideen der Charta in vielerlei Hinsicht vereinbar mit den Kriterien für die H-Zulassung und eine sinnvolle Ergänzung", so Matthias Gerst, Oldtimer-Experte beim TÜV Süd. "Bei der Restaurierung können sich jedoch Diskrepanzen ergeben." Denn die Charta lege den Schwerpunkt aufs Bewahren und weniger auf Arbeiten mit modernen Mitteln. Zwar werde eingeräumt, dass auch moderne Ersatzmaterialien und Techniken zum Einsatz kommen dürfen – beispielsweise zum Konservieren. Originalmaterialien und zeitgenössische Techniken der Bauzeit hätten jedoch ganz klar Vorfahrt.
Dass Oldtimer auf öffentlichen Straßen unterwegs seien und nicht im Museum aufbewahrt würden, darin liege der größte Unterscheid zu anderen Kulturgegenständen wie beispielsweise Gemälden, an deren Schutz sich die Charta von Turin orientiere, so Gerst. "Autos müssen sicher sein und den heutigen Anforderungen des Straßenverkehrs standhalten", fordert er. Für die fachgerechte Restaurierung stehe heutzutage eine ganze Palette von neuen Originalteilen zur Verfügung. Erlaubt seien nach den Zulassungsvoraussetzungen für das H-Kennzeichen ausdrücklich auch neue komplette Rahmen, wie es sie beispielsweise für Citroën 2CV oder MG B gebe.
Der TÜV Süd thematisiert auf der Retro Classics vom 7. bis 10. März in Stuttgart auch den Aspekt der Fahrzeugsicherheit von Oldtimern, insbesondere die Kindersicherung. Schmankerl auf dem Messestand, passend zum Motto Wirtschaftswunderjahre: zeitgenössische Vespa-Roller, ein VW Bulli T1 und ein DKW 1000S zum Bestaunen auf dem Stand.
Zahl der Oldtimer steigt
Die Zahl der Oldtimer auf deutschen Straßen wächst. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Bochumer Marktbeobachters Classic Data rund 280.000 mehr als 30 Jahre alte Autos unterwegs, 20.000 mehr als im Jahr zuvor, wie Stuttgarts Messe-Chef Roland Bleinroth sagte. Er eröffnete am Donnerstag die Messe, auf der bis Sonntag mehr als 3.000 Fahrzeuge gezeigt werden – vom ältesten deutschen Traktor aus dem Jahr 1906 bis zur Sportwagenikone Porsche 911. (ng/dpa)