Werkstattsoftware
Schiffsverkehr
Die Werbas AG hat im Rahmen einer Jahrespressekonferenz ihre aktuellen Produktneuheiten und Kooperationen vorgestellt. Die Softwareunternehmen bedient zunehmend größere Pkw-Werkstätten und gewinnt unter Nkw-Werkstätten Neukunden dazu.
Reedereien hat die Werbas AG noch nicht als Kunden, dennoch wagte sich das Softwareunternehmen in diesem Jahr aufs Wasser. AG-Vorstand und Inhaber Harald Pfau und sein Team hatten als Kulisse für die diesjährige Werbas-Jahrespressekonferenz den Bodensee gewählt. Angesichts der Präsenz des Unternehmens in der Schweiz und mit einem neuen Vertriebspartner in Österreich eine Ortswahl mit Symbolwert. In der Schweiz ist die Werbas seit Januar 2012 mit der KMU AG als Vertriebspartner aktiv. Geschäftsführer Max Künzli beziffert die Zahl der Schweizer Autohaus- und Garagenbetriebe auf rund 2.500, zusammen mit den Karosserie und Lackspezialisten ergibt sich ein Potential von rund 4.500 Betrieben, darunter rund 280 Opel-Betriebe, zu denen die Werbas traditionell ein enges Verhältnis pflegt. In Österreich ist das Unternehmen seit Jahren aktiv, hat aber nach den guten Erfahrungen in der Schweiz den Vertrieb der Werbas-Software seit 1.1.2013 in die Hand der Firma RB Power gegeben. „Es ist ein großer Unterschied, ob sie Vertrieb und Support vor Ort mit Landsleuten stemmen oder versuchen, dies aus Deutschland heraus zu bewerkstelligen“, so Pfau. Das Kundenpotential in Österreich beläuft sich auf insgesamt ca. fünftausend Werkstätten, die Service und Reparatur für rund drei Mio. Fahrzeuge bieten. Aktuell hat Werbas in Österreich 130 Software-Kunden. Mit Hilfe der neuen Vertriebspartner sollen es 800 bis 1.000 werden.
In Deutschland hat sich die Marktsituation für das Unternehmen ebenfalls verändert. Zunehmend hat man es mit einer anderen Klientel zu tun, so Pfau. Sehr kleine Werkstattbetriebe gehören immer seltener zum Kundenkreis. Dafür fragen immer größere Serviceunternehmen ab fünf Werkstattmitarbeitern die Softwarelösungen aus Holzgerlingen nach. Gewachsen sei auch die Zahl der Nutzfahrzeugwerkstätten. „Kaum eine Nutzfahrzeugwerkstatt kann von einer Marke leben. Darum sind viele Betriebe mit Markenvertrag auch Mehrmarkenbetriebe“, so Pfau. Diese Unternehmen erreiche man vor allem durch die konsequente Schnittstellenintegration.
Über 250 Schnittstellen integriert
„Außer zu Volvo und Renault haben wir in der Software Schnittstellen zu allen Nfz-Herstellern und denen des freien Ersatzteilmarktes integriert.“ Insgesamt 250 Schnittstellen zu Herstellersystemen, Ersatzteilekatalogen, technischen Datenkatalogen, Teilehandelshäusern, Versicherungen, Banken etc. unterstützt die Werbas-Software aktuell. „Unser Credo ist, dass der Kunde frei entscheiden können muss, von wem er seine Ersatzteile kauft, welche technischen Daten er nutzt oder mit welcher Versicherung er kooperiert. Die Möglichkeiten dazu schaffen wir ihm mit unseren zahlreichen Schnittstellen“, erklärte Harald Pfau. Er machte in dem Zusammenhang keinen Hehl daraus, dass ihm in Deutschland bei der klassischen Klientel der freien Werkstätten sehr kostengünstige, teilweise kostenlose Lösungen der Teilegroßhändler das Leben schwer machen. „Für die Händler ist die Software Mittel zum Zweck für die möglichst enge Anbindung der Werkstätten an das eigene Teilehandelshaus. Hier sind offene Schnittstellen für die einfache Anbindung unterschiedlicher Kataloge oft nicht gefragt“, so Pfau.
Sobald die freien Betriebe aber eine Größe erreicht hätten, die mehrere Ersatzteillieferanten erforderlich mache und in denen stark prozessorientiert gearbeitet werde, sei die Werbas als Softwarepartner erste Wahl. Beispielsweise beim ADAC, der seine großen Schadenservicepartner in den nächsten Jahren weiter qualifizieren und dabei unterstützen will, dass die Partner die Prozesse im Unternehmen von der Auftragsannahme über die Ersatzteilbestellung bis hin zu Kundenpflegeprogrammen weiter optimieren. Für diese ADAC-Werkstatt-Partner, pro Jahr sollen etwa 20 bis 30 das ADAC-Qualifizierungsprogramm durchlaufen, ist der Einsatz der Werbas-Software Pflicht.
Prozessmanagement digital
Nach den zahlreichen erst im September auf der Automechanika in Frankfurt vorgestellten Neuheiten, hatte der Werbas Chef nicht schon wieder einen Strauß an Neuvorstellungen zu bieten. Doch seit der Messe hat man einige strategische Weichenstellungen vorgenommen, die Thema am Bodensee waren. So wird der Weg in Richtung digitale Medien konsequent fortgesetzt. Dazu soll unter anderem die Werbas-Lösung zur Direktannahme mit iPad beitragen. Auch das ein Prozessthema, bei dem vor allem der Serviceberater Zeit gewinnen und von administrativem Aufwand entlastet werden soll. Mittels iPad hat er zu Beginn der Annahme alle Daten zu Fahrzeug und Fahrer zur Verfügung. Zudem kann er mit einer digitalen Checkliste den Zustand des Fahrzeuges gemeinsam mit dem Kunden exakt ermitteln, mit einem Fingerstreich Arbeitsumfänge festlegen und zum Beispiel bei einer Inspektion erforderliche Zusatzarbeiten sofort oder für einen späteren Termin vormerken. Die „digitale Schreibunterlage“ erfasst aber nicht nur alle Daten zum Fahrzeug. Durch die Anbindung an die Werbas-Software werden diese in ein unterschriftsfähiges Auftragsformular umgesetzt, das dem Kunden sofort nach der Direktannahme vorgelegt werden kann. Erläuterungen durch den Service-Berater sind nicht mehr erforderlich, denn der Kunde war bei der Entstehung des Auftrags aktiv eingebunden. Die Werbas mobil genannte App kann jeder Nutzer kostenlos als Demo-Version downloaden. Einziger Wermutstropfen des Moduls: bislang gibt es keine Android-Lösung.
Dem Prozess, die Kundenbetreuung zu intensivieren, soll auch die Werbas Autohaus-App dienen. Über diese kann der Kunde eines Autohauses/einer Werkstatt direkt und ohne Umwege, seinen Mobilitätsdienstleister erreichen. Egal ob es um Terminvereinbarungen für einen Werkstatttermin, die nächste HU-Prüfung, einen Räderwechseltermin oder Fragen zu einem Neu- oder Gebrauchtfahrzeug geht. Mittels Autohaus-App erreicht der Kunde dabei nicht nur sein Autohaus, sondern den speziell von ihm gewünschten Ansprechpartner. Denn seine persönlichen Kontaktpartner kann er sich über die Seite des Autohauses individuell zusammenstellen.
Die App-Einrichtung kostet für Betriebe einmalig 1.600 Euro. Darin inbegriffen sind auch Marketingmaßnahmen wie Flyer oder Poster, über die der QR-Code für den Download der individuellen Autohaus-App für Kunden bekannt gemacht wird.
Finden im digitalen Aktenschrank
Weil die Zahl der zu verwaltenden Dokumente im digitalen Zeitalter permanent wächst, hat die Werbas AG das Archiv-Programm Find it durch eine neue Windows-8-taugliche Entwicklung ersetzt. Werbas Archiv ist laut Firmenangaben ein digitaler Aktenschrank, in den alle mit Werbas erzeugten Dokumente, nach automatischer Beschlagwortung, zugeordnet und abgelegt werden. Gleiches gilt für extern erzeugte Dokumente, seien es Bilder, gescannte Fahrzeugscheine, Briefwechsel oder Gutachten. Ältere Dokumente können über die Funktion „Nachimport“ ebenfalls in den digitalen Aktenschrank abgelegt werden. Allerdings ist hier eine manuelle Verschlagwortung erforderlich. Sämtliche Dokumente legt das System im PDF/A-Format ab. Zum Wiederauffinden eines Dokuments genügt in der Regel ein einzelnes Schlagwort. Kontextbezogene Suche oder Volltextsuche können zudem über erweiterte Suchoptionen zusätzlich präzisiert und die Trefferquote damit noch einmal erheblich verbessert werden. Wichtig für Steuerberater und Finanzamt: Werbas Archiv erfüllt alle Voraussetzungen der „Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit“ digitaler Unterlagen (GDPdU).
Software für „dicke Dinger“
Neben weiteren Detailverbesserungen lag ein Schwerpunkt der Neuvorstellungen auf Softwareneuerungen für Nkw-Betriebe. Hier verzeichnen Harald Pfau und seine 62 Mitarbeiter deutlich steigende Nachfrage. Aus diesem Grund hat Werbas sein Programm für Nutzfahrzeugbetriebe um eine Schnittstelle erweitert, die die gesamte Markenfunktionalität für MAN abbildet. Solche existieren auch zu DAF und Iveco. Schnittstellen gibt es außerdem zu Scania und Mercedes-Benz.
Weil man die Zahl der Anwender im Nutzfahrzeugbereich weiter steigern möchte, spricht Werbas mit den Programmen Nfz Plus, Nfz Professional sowie dem Programm Nfz Fahrzeugbau für Trailerbauer nicht nur Nutzfahrzeugwerkstätten sondern auch selbst reparierende Fuhrparks an.
Während Neukunden ohne Ausnahme die neuesten Windows-8-fähigen Softwareversionen von Werbas nutzen, betreibt das Unternehmen – nicht ganz freiwillig – auch noch Traditionspflege in eigener Sache. Immerhin rund 1.000 der insgesamt 3.500 Lizenznehmer nutzen nämlich nach wie vor die alte Werbas-Software. Und die muss neben den Neuentwicklungen weiter gepflegt und immer wieder beispielsweise an gesetzliche Neuregelungen angepasst werden. Harald Pfau steht aber weiterhin zu seiner Zusage an die Alt-Nutzer. „Wir werden keinen Zwangsumstellungstermin definieren. Das entscheiden die Nutzer individuell und wenn sie umsteigen wollen, ist die Softwarelizenz im vorhandenen Leistungsumfang für Altnutzer kostenlos.“ fs