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Spannungsfeld

24.10.2014 12:02 Uhr

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HU an Elektrofahrzeugen

Der VdTÜV e.V. betreut im Rahmen des internationalen Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg das Projekt Elektromobilität für soziale Einrichtungen. Nun wurde erstmals eine Hauptuntersuchung an einem Elektroauto aus der eingesetzten Flotte durchgeführt und von allen Beteiligten ein Zwischenfazit des Projekts gezogen.

Geht man der Frage auf den Grund, warum sich ein Verein wie der VdTÜV e.V. für das Projekt Elektromobilität für soziale Einrichtungen engagiert, fällt die Antwort vielschichtiger aus als vermutet. Einserseits unterstützt der VdTÜV e.V. mit diesem Projekt in großem Umfang drei Organisationen, welche zur Durchführung ihrer Arbeit mobil sein müssen. Zugleich tritt der VdTÜV e.V. damit aber in die Fußstapfen der Gründer der ersten technischen Überwachungsvereine vor 140 Jahren, welche schon damals neue Technologien dadurch förderten, dass sie halfen, sie sicherer und effizienter zu machen. Damals waren es die Dampfmaschinen und Kessel, heute ist es die Elektromobilität.

Schaufenster Elektromobilität

Auch wenn die Marktbedeutung der Elektroautos heute noch kaum wahrnehmbar ist, so wird diese Technologie zweifellos Teil der künftigen Mobilität sein. Um dem Elektroauto einen Impuls zu geben, hat die Bundesregierung 2011 das internationale Schaufenster Elektromobilität Berlin Brandenburg ins Leben gerufen, welches aus einer Reihe von Einzelprojekten besteht. Der Bund fördert diese Projekte zu 50 Prozent. Eines davon ist das 2013 gestartete und noch bis 2016 laufende Projekt Elektromobilität für soziale Einrichtungen (siehe Seite 49). Im Rahmen dieses Projekts wurden insgesamt neun Fahrzeuge der Typen Mercedes-Benz Vito, Nissan Leaf und Renault Zoe nebst Ladestationen angeschafft. Diese Fahrzeuge wurden drei sozialen Einrichtungen rund um Berlin zur Verfügung gestellt, welche die Fahrzeuge täglich nutzen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um möglichst viele Erfahrungen rund um die Elektromobilität im Alltagsbetrieb zu sammeln.

Reichweiten kürzer als angegeben

Ein Manko hat man quer durch die Flotte im Praxisbetrieb gleich herausgefunden, und das sind die Reichweiten, welche real kürzer ausfallen, als von den Herstellern angegeben. Und in der kalten Jahreszeit reduzieren sich die möglichen Reichweiten nochmals um 20 Prozent. Als problematisch hat sich zudem die annähernde Geräuschlosigkeit der Fahrzeuge erwiesen, weil diese von Passanten oft nicht wahrgenommen werden. Angesichts der geringen Anzahl an Ladestationen ist es im täglichen Betrieb unpraktisch, dass sich nicht jedes Fahrzeug an jeder Ladestation laden lässt.

Je nach Antriebssystem arbeiten die Fahrzeuge mit 300-Volt- bis 400-Volt-Batterien. Das erfordert erhöhte Schutzmaßnahmen im Fahrzeug, denn diese müssen eigensicher sein. Auch bei einer Störung elektrischer Systeme darf dadurch kein Risiko für den Fahrer entstehen. Für den Service sind ebenfalls erhöhte Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. So dürfen nur entsprechend qualifizierte Mitarbeiter überhaupt an Elektroautos arbeiten. Dabei gilt der Grundsatz, dass niemand unter Spannung arbeiten darf. Bei einem Elektroauto ist also immer die Spannungsfreiheit vor Beginn der Arbeiten herzustellen. Und dies muss der Werkstattmitarbeiter prüfen, wobei er dabei persönliche Schutzausrüstung tragen muss. Und Teile dürfen in der Werkstatt nur ausgewechselt, aber nicht repariert werden. Risiken sieht der VdTÜV e.V. durch Manipulationen am elektrischen System und Kontaktkorrosion bei ältereren Elektroautos.

Erkenntnisreiche Studie der Bast

Zur Elektroauto-HU in Berlin war auch die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) eingeladen, welche einige Ergebnisse der Studie „Elektrofahrzeuge – Auswirkungen auf die periodisch technische Überwachung“ präsentierte. Die Studie setzte sich mit der Frage auseinander, wie die HU anzupassen ist, damit sie für Elektrofahrzeuge passt. Damit verbunden waren Fragen, wie sich Manipulationen entdecken lassen oder ob neue Prüfanforderungen erforderlich sind. Teil der Studie war ein Feldtest an mehr als 2.500 Elektrofahrzeugen. Im Prinzip erwiesen sich die Fahrzeuge als sicher. Aber an 2,5 Prozent der geprüften Fahrzeuge gab es Beanstandungen bei den Hochvoltkabeln. Diese waren manchmal beschädigt, weil sie am Unterboden entlang geführt oder mit Unterbodenschutz besprüht wurden, was nicht zulässig ist. Bei vier Prozent der Fahrzeuge fehlten Warnaufkleber, was zu einem Risiko im Servicefall werden kann. Aus ihrer Erfahrung leitet die Bast einige Forderungen ab. So sollten bei der HU auch die Ladekabel und das Ladegerät mit vorgestellt werden, die sonst nie geprüft werden. Nur so kann der Prüfer zum Beispiel auch die Aktivierung der Wegfahrsperre bei eingestecktem Ladekabel prüfen.

Bremsen leiden bei Nichtbenutzung

Ein Problem der Elektrofahrzeuge mit Rekuperation ist die Bremsanlage, welche kaum noch genutzt wird und so Schaden erleidet, wie die Studie gezeigt hat. Und die Bast fordert Leitern oder Brücken für die Prüfstützpunkte, weil zum Beispiel bei Nutzfahrzeugen mit Elektroantrieb viele Komponenten auf dem Dach verbaut sind. Außerdem muss es eine Möglichkeit geben elektrisch angetriebene Klimaanlagen, welche bei Elektroautos auch die Akkus kühlen, bei niedrigen Außentemperaturen manuell einzuschalten und zu prüfen. Außerdem sollte das Hochvoltsystem über die OBD-Schnittstelle geprüft werden können, so könnte der HU-Adpater 21 plus eingesetzt werden. In der Summe fordert die Bast eine HU-Hochvolt-Richtlinie zu entwickeln. Weil aber zum Beispiel im Mangelbaum schon bis jetzt 100 Einträge für den elektrischen Antriebsstrang eingepflegt wurden, ist die HU an Elektroautos heute schon möglich. Und das wurde dann in Berlin an einer Beispiel-HU an einem Nissan Leaf auch erfolgreich demonstriert. Eine AU war natürlich nicht erforderlich. Dafür aber eine gründliche Sichtkontrolle der Hochvoltkabel. Bernd Reich

Schaufensterprojekt

Der VdTÜV e.V. erprobt die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität und unterstützt dabei drei soziale Dienste: Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V., Nachbarschaftsheim Schöneberg Pflegerische Dienste gGmbH und die Björn Schulz Stiftung.

Weitere Infos: www.vdtuev.de/themen/mobilitaet/schaufenster-elektromobilitaet

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