Bosch Diagnostics
Sicherheits- und Komfortfunktionen eines modernen Automobils greifen immer öfter in das Fahrwerk ein. Bei der Fahrwerksvermessung muss dieser Aspekt zunehmend beachtet werden. Bosch bietet dafür bereits eine Lösung an.
Bei vielen Servicearbeiten am Auto muss der Mechatroniker parallel zur mechanischen Tätigkeit auch die Steuergerätediagnose einsetzen. Weil in Fahrzeugen der aktuellen Generation kaum etwas ohne elektronische Hilfe gesteuert oder überwacht wird, ist das immer häufiger der Fall. Zum Beispiel beim Radwechsel zum Programmieren des Reifendruckkontrollsystems oder beim Austausch von Bremsbelägen bei Fahrzeugen mit elektrohydraulischer Bremsanlage. Bisher kaum beachtet wird im Alltag, dass auch bei der Fahrwerksvermessung der Einsatz der Diagnose unumgänglich geworden ist. Ein Grund, warum die Diagnose auch bei der Fahrwerksvermessung angewendet werden muss, liegt beim Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP), welches heute zum Standard zählt. Wird bei einem solchen Auto im Rahmen einer Fahrwerksvermessung die Fahrwerkseinstellung korrigiert, sollten auch die Lenkwinkelsensoren des ESP auf Null abgeglichen werden.
Stolperfalle Aktivlenkung umgehen
Einige moderne Fahrzeugtypen sind mit einer Aktivlenkung ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine Lenkung, welche bei niedriger Geschwindigkeit in Relation zum Lenkradeinschlag stärker einlenkt und bei hoher Geschwindigkeit weniger. Das Fahrwerk eines solchen Automobils lässt sich korrekt nur einstellen, wenn die Aktivlenkung vor der Vermessung mit dem Diagnosegerät deaktiviert wird. Ansonsten wird das Lenkrad schief eingestellt. Das gilt zum Beispiel für BMW-Modelle mit Aktiv-Lenkung der aktuellen Baureihen 5er, 6er 7er, X5, X6 und der Mercedes-Benz S-Klasse.
Obligatorisch ist der Einsatz der Steuergerätediagnose auch bei Fahrzeugen mit Luftfederung. Diese müssen für eine Fahrwerksvermessung auf ein bestimmtes Niveau fest eingeregelt werden, damit die Karosserie bei abgeschaltetem Motor nicht absackt. Volkswagen bezeichnet diese Einstellung zum Beispiel beim Touareg und dem Phaeton als den Wagenhebermodus. Mit dem Wagenhebermodus wird erreicht, dass sowohl die Eingangs- und Ausgangsvermessung zueinanderpassen als auch generell eine hohe Wiederholbarkeit gegeben ist. Würden sich die Höhenstandswerte verändern, passen die Messwerte nicht mehr zueinander. Dann droht vorzeitiger Reifenverschleiß in Folge versehentlicher Falscheinstellung.
Komfort mit Diagnosefunktion
Wenn ein Diagnosesystem bei der Fahrwerksvermessung eingesetzt wird, erüb-rigt sich bei Fahrzeugen mit elektronisch betätigter Feststellbremse der Einsatz des Bremsenspanners. Die Feststellbremse lässt sich über das Diagnosegerät zum Beispiel bei modernen Fahrzeugen wie dem VW Passat, dem Renault Laguna und dem Citroën C5 betätigen.
Seit längerer Zeit sind die ersten für die Fahrwerksvermessung erforderlichen Funktionen in der ESItronic Software von Bosch enthalten. Bei BMW finden sich schon seit 2004 entsprechende Hinweise im Programmablauf der vom Werk freigegebenen Fahrwerksvermessung. Im Rahmen der vorbereitenden Maßnahmen für die Fahrwerksvermessung mit Luftfederung sind unter anderem der Reifenfülldruck richtig einzustellen und ein Diagnosegerät anzuschließen. Wenn die Luftfederung in einen speziellen Service-modus versetzt wird, ist auch keine zusätzliche Beladung erforderlich, um auf die vordefinierte Positionslage zu kommen.
Fahrzeuge in eine definierte Position zu bringen und Sensoren abzugleichen, anschließend deaktivierte Systeme wieder aktivieren sind aktuell die Aufgabe der Diagnose. Die Kombination von Fahrwerksvermessung und Steuergerätediagnose gelingt in der Praxis denkbar einfach. Auf jedem Bosch- oder Beissbarth-Fahrwerksvermessungssystem mit PC lässt sich die ESItronic-Software installieren. Zusätzlich ist ein KTS-Modul als Schnittstelle erforderlich. Alternativ kann die Werkstatt auch ein separates Diagnosesystem wie das Bosch KTS 670 einsetzen, denn noch gibt es keine Verknüpfungen der beiden Softwarebereiche.
Konkrete Ideen für die Zukunft
Bald wird es bei Bosch eine Verknüpfung der Software für die Fahrwerksvermessung und der ESItronic geben, um ein Fahrzeug nur einmal identifizieren zu müssen. Auch eine elegantere Verbindung der für die Fahrwerksvermessung erforderlichen Funktionen der Steuergerätediagnose wird vorbereitet. Denkbar ist es künftig die elektrische Lenkung für die Einschlagroutine zu nutzen. Das wäre ein erheblicher Komfort- und Zeitgewinn, der leichter und schneller zu höherer Präzision führt.
Bernd Reich
Tobias Wirmser
Reiner Heinzmann FWA in Verbindung mit KTS
- Ausgabe 2/2009 Seite 36 (356.2 KB, PDF)