Outsourcing
Professionelles Auftreten liegt nicht nur an Wissen und Wortschatz. Zudem bestimmt die Optik, ob der Kunde einer Werkstatt vertraut. Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung stimmiger Berufskleidung.
Einer der wichtigsten Marketing-Grundsätze betrifft die Alleinstellung von Unternehmen. Wer einzigartige Produkte oder Services verkauft und dabei die Nachfrage trifft, hat am Markt die besten Überlebenschancen. Der potenzielle Kunde sollte diese Qualität natürlich sofort bemerken. Daher müssen Unternehmen in eine eigene und unverwechselbare Corporate Identity (neudeutsch für Unternehmenspersönlichkeit) investieren. Neben der Außensignalisation betrifft das auch das Auftreten und die Ausstattung der Angestellten. Ordentliche und professionelle Berufskleidung steht für Wiedererkennung und fachliche Kompetenz. In der Werkstatt gibt es momentan vier gängige Varianten, wie Mitarbeiter mit Berufskleidung versorgt werden und wie die Pflege geregelt ist. Bei der für den Betriebsinhaber einfachsten Variante kaufen und pflegen die Angestellten ihre Kleidung selbst. Dem geringen Organisationsaufwand und vernachlässigenswerten Kosten steht jedoch die Gefahr modischer Verfehlungen einzelner Mitarbeiter gegenüber. Liegt ein Werkstattmann mit seinem persönlichen Modegeschmack daneben, kann das den Betrieb durchaus Kunden kosten. Bei der zweiten Möglichkeit stellt der Betrieb die Garderobe und die Bediens-teten pflegen sie selbst. Auf diese Weise lässt sich zwar sicherstellen, dass die Kollegen in einer einheitlichen und professionellen Montur erscheinen, auf den Zustand derselben hat der Vorgesetzte allerdings nur begrenzt Einfluss. Manche Unternehmen sind daher dazu übergegangen, die Arbeitsuniform zu stellen und gleichsam zu reinigen. Einen Schritt weiter gehen Servicebetriebe, die in diesem Bereich auf Outsourcing setzen. Laut einer Studie der Beratungsfirma BBE setzt bundesweit jeder fünfte Betrieb auf Mietkleidung. Im Kfz-Service leasen durchschnittlich 30 Prozent. Bei großen Autohäusern steigt die Quote auf bis zu 90 Prozent, hieß es. Es kann nicht schaden, wenn sich Inhaber Angebote von Firmen wie CWS-boco, Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH (DBL), Bardusch oder Mewa einholen und deren Kosten mit denen einer Inhouse-Lösung vergleichen (vgl. Kasten rechts – kein Anspruch auf Vollständigkeit). Prinzipiell kann sich das Leasing von Berufskleidung sowohl für einen kleinen Betrieb wie für große Autohäuser mit mehreren Standorten rechnen, heißt es bei den Anbietern.
Diese haben ein breites Sortiment an Berufskleidung für Handwerk und Industrie im Angebot. Betriebe können zwischen Latz- und Bundhosen nebst passendem Oberteil für den Einsatz an der Hebebühne auswählen. Zudem ist speziell gefertigte Kleidung erhältlich, die sowohl Chemikalien als auch Schmutz trotzt und Tragekomfort verspricht. Im Portfolio der genannten Unternehmen sind Anzüge für Handwerksbetriebe, Industrie, medizinische Einrichtungen sowie Gastronomen.
Auf die Branche zugeschnitten
Die verschiedenen Branchen haben naturgemäß unterschiedliche Anforderungen. So müssen die Kollektionen auf den Arbeitsbereich abgestimmt sein: Overalls im Kfz-Bereich sollen demnach nicht nur gut sitzen und widerstandsfähig sein, sie sind zudem darauf ausgelegt, die Kundenfahrzeuge nicht zu beschädigen. Deshalb sucht man Reißverschlüsse, Nieten oder Knöpfe entweder vergebens oder sie sind mit Stoff verdeckt. Zudem sollen die Klamotten bequem sein: Je nach Bedarf umfasst die Bekleidung Bewegungsfalten, spezielle Verstärkungen, beispielsweise im Kniebereich sowie Stretcheinsätze. Weiter dienen optional hochgezogene Rückenteile und zahlreiche Taschen dem Schutz und der Praktikabilität. Westen und Overalls sind im Rückenbereich wattiert und wärmeisoliert, was dem Nierenschutz zuträglich ist. Rundumlaufende Reflexstreifen ergänzen das Erscheinungsbild und sorgen für gute Sichtbarkeit auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Auf Wunsch werden Firmenlogos aufgestickt oder Namenszüge aufgetragen, ein Service, der in der Leasinggebühr enthalten ist. Die Bandbreite reicht von der speziellen Schutzkleidung für gefährliche Arbeitsbereiche bis zum Business-Anzug bzw. -kostüm für die Mitarbeiter im Verkaufsbereich.
Rundum-Service inklusive
Das Besondere an den Mietbekleidungsanbietern ist der Full-Service: Im Anschluss an den Auftrag oder bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern für einen bereits bestehenden Kunden erfolgt bei Bedarf die Abmessung und Anpassung der Bekleidung im Autohaus. Die Herstellung übernimmt der Anbieter aber nicht selbst, dafür verfügt man über gute Lieferanten, hieß es bei DBL. Die DBL startete als ein Zusammenschluss regional tätiger Wäschereien. Mittlerweile umfasst das Netzwerk bundesweit 17 Partner mit 23 Standorten. Die Kernkompetenz der Zirndorfer liegt in den Bereichen Wäscherei und Logistik. Das Design und die Anmutung von Wunschkollektionen geschehe aber auch beim Anbieter selbst, erklärte das Unternehmen. Dieselbe Vorgehensweise bei Mewa. Am Firmensitz in Wiesbaden gibt es eigenen Angaben zufolge so genannte Textil-Ingenieure. Deren Aufgabe: Die Kollektionen in Design und Funktion kontinuierlich an den aktuellen Stand von Mode und Technik anzupassen.
Zudem bieten die Dienstleister einen eigenen Hol- und Bringdienst. Über die Häufigkeit der Anlieferung und Abholung entscheidet der Betriebsinhaber. Nach der Abholung werden die Garnituren in den hauseigenen Wäschereien gereinigt und anschließend einer Qualitätskontrolle unterzogen. Falls Teile beschädigt oder defekt sind, erfolgt die Reparatur oder der Austausch automatisch. Optional können Kunden spezielle Schranksysteme ordern, in die der Lieferservice saubere Kleidungsstücke ablegt und gebrauchte Monturen vorfindet. Der individuelle Bedarf eines Betriebs bestimmt dabei den tatsächlichen Umfang der Betreuung, erklärte Tilman Damm, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Mewa: „Wer sich für unseren Service interessiert, dem hören wir genau zu. Wir wollen wissen, was er wirklich braucht. Erst dann schlagen wir ihm geeignete Produkte und einen passenden Ser-viceumfang vor. So wie sie für seinen Bedarf, seine Unternehmensgröße und seine Teamzusammensetzung sinnvoll sind.“
Die CWS-boco Deutschland, ein Tochterunternehmen der Haniel-Gruppe, teilt diese Philosophie: Erst nach der Erfassung von Anspruch und Anforderung seitens der Werkstätten und Autohäuser erfolgt Angebot sowie Vertragsunterzeichnung. Das Unternehmen aus Dreieich bei Frankfurt beschäftigt in Deutschland rund 3.800 Mitarbeiter. Nur eine Minderheit davon arbeitet in den Wäschereien. Ein Großteil ist in Verwaltung und Logistik tätig. Im Normalfall werden die Mietkleider einmal in der Woche getauscht. Jeder Mitarbeiter beim Kunden erhält damit drei Garnituren: Eine wird getragen, eine liegt zum Wechsel bereit und eine ist bei der Wäsche. Besonders wichtig ist für die Anbieter, flächendeckend aufgestellt zu sein. „Wir setzen auf persönliche Betreuung und regionale Stärke. So erkennen wir frühzeitig die Wünsche unserer Kunden“, erklärte DBL-Marketingleiter Dirk Hischemöller. DBL hat 17 Partner, 2.200 Mitarbeiter und eine dezentrale Struktur. Die insgesamt 23 Standorte sind bundesweit verteilt.
Bei der Frage nach den Kosten halten sich die Dienstleister bedeckt und verweisen auf die individuellen Ansprüche der unterschiedlichen Vertragspartner. Erst auf Nachfrage erfährt man einen Durchschnittswert: Pro Mitarbeiter und Woche müssten Betriebe für das Basispaket rund 3-4 Euro investieren. Martin Schachtner
▶ Spezialanbieter Wenn etwas nicht zur eigenen Kernkompetenz gehört, bietet sich die Auslagerung an.
Kontaktdaten
Anbieter
Bardusch GmbH & Co. KG Textil-Mietdienst Pforzheimer Str. 48 76275 EttlingenTel. 0 72 43/7 07-0E-Mail: service@bardusch.de
CWS-boco Deutschland GmbH Dreieich Plaza 1 A63303 DreieichTel. 0 61 03/30 90E-Mail: info@cws-boco.de
DBL - Deutsche Berufs-kleider-Leasing GmbHAlbert-Einstein-Straße 30 90513 ZirndorfTel. 09 11/96 58 58-0 info@dbl.de
Mewa Textil-ServiceJohn-F.-Kennedy-Straße 465189 WiesbadenTel. 06 11/76 01-3 77E-Mail: info@mewa.de
▶ Umfangreiche Palette Kleidung für den Werkstattbereich ist ebenso erhältlich wie für den Showroom
▶ Serviceumfang Leasingnehmer erhalten Kleidung in Kombination mit Wäsche und Instandhaltung.
Sondertextilien
Waschen und legen
Neben der Berufskleidung vermieten die Anbieter auch Sondertextilien, wie Putztücher und Spezialmatten. Auch bei diesen Produkten entfallen die Kosten für Kauf, Lagerung, Transport und Entsorgung. Beispielsweise werden die Putztücher nach der Benutzung in den gestellten Spezialbehältern gesammelt, abgeholt und umweltschonend gereinigt, heißt es etwa bei CWS boco. Das Unternehmen bietet Putztücher in drei Farben, je nach Anwendungsbereich in Industrie und Handwerk. Die antistatischen CWS-Ölsaugmatten lassen sich den Angaben zufolge auf kleineren Flächen unter der Hebebühne einsetzen und verfügen über einen speziell entwickelten Vlieskern, der bis zu 2,5 Liter Flüssigkeit aufnehmen kann. Insbesondere für die nasskalte Jahreszeit gibt es bei Bardusch Schmutzfangmatten zur Schonung des Schauraums. Auch die DBL hat neben dem stärksten Umsatzträger Mietberufskleidung (Umsatz 2009: 195 Mio. Euro) Sondertextilien im Angebot. Mit Mietfußmatten verdienten die Zirndorfer 12,67 Mio. Euro. Zweitgrößter Posten ist der Bereich Mietwäsche. Für 21 Mio. Euro vermietete DBL Tischdecken und Bettwäsche an Hotels und Gaststätten.
▶ Nähe zum Kunden Neben Dienstleistungsmentalität ist auch die geografische Distanz entscheidend
Leasing
Transparenz
Leasing ist ein Finanzierungsmodell mit Wurzeln in den USA. Ein wesentlicher Vorteil für Leasingnehmer liegt in der sicheren Kalkulationsgrundlage. Verbindliche Vertragslaufzeiten zu Fixkosten haben Planungssicherheit zur Folge. Betriebe, die Produkte oder Leistungen mieten, haben kurz- und mittelfristig größeren finanziellen Spielraum für Investitionen. Das lohnt sich selbst bei vermeintlich günstigen Produkten. Zumal Service und Handling häufig inklusive sind.