Kurzfassung
Wie sinnvoll ist der Ölwechsel und muss dabei das Automatikgetriebe mit Additiven von innen gereinigt werden? Ob dies mehr schadet als hilft, hängt von der Beschaffenheit und Qualität des zugesetzten Additivs ab.
Kfz-Profis erinnern sich noch an die Zeit Anfang der 90er-Jahre, als VW erstmals für Getriebe sogenannte Lifetime-Getriebeöle verwendete. Damit wollte man den Fahrzeugservice erleichtern und Kosten senken. Das Konzept ging zunächst recht gut auf, sodass VW und auch andere Hersteller dazu übergingen, zu Beginn der 2000er-Jahre Lifetime-Öle auch in Automatikgetrieben zu verwenden. Dahinter stand die Überzeugung, dass moderne Automatik-Getriebeöle einen so hohen Entwicklungsstand erreicht hätten, dass sie, ähnlich wie die Schaltgetriebeöle, nicht mehr gewechselt werden müssen. Auch war man der Meinung, dass sie einerseits aufgrund moderner Additive und andererseits durch verbesserte Fertigungsmethoden der Getriebe selbst weniger Verschleiß ausgesetzt sind als das Öl im Motor.
Irrweg Lifetime-Ölfüllungen
Es zeigte sich jedoch recht schnell, dass auch Lifetime-Getriebeölfüllungen aufgrund hoher Scher-, Quetsch- und Temperatur-Belastungen, vor allem in Automatik-, CVT- beziehungsweise in Direktschaltgetrieben, verschleißen und altern. Auch die Eigenschaft der Getriebeöle, mit der Zeit Wasser aufzunehmen, lässt die Korrosionsschutzwirkung schwinden. Da die Öle durch Viskositätsverlust immer dünnflüssiger werden, nehmen auch die Schmier- und Druckeigenschaften mit der Zeit ab. Erhöhter Feinabrieb ist die Folge, der zusätzlich die Schmiereigenschaften reduziert und Ölbohrungen beziehungsweise den Getriebeölfilter kontinuierlich zusetzt. Einmal in Fahrt gekommen, beschleunigt sich dieser Prozess mit jedem gefahrenen Kilometer. Wenn das Öl ans Ende seiner Lebenszeit gekommen ist, kommt es bei modernen Getrieben nicht selten zu Fehlfunktionen. Dann schalten die Getriebe aufgrund von verschmutzten Ventilen oder Leitungen, aber auch durch die verschleißbedingte Viskositäts-Veränderung des Öls aufgrund der verbrauchten Additive nicht mehr zum richtigen Zeitpunkt. Aber auch harte Schaltvorgänge, Vibrationen unter Last oder zu hohe Motordrehzahlen, bis der Schaltvorgang durchgeführt wird, sind Alarmzeichen, dass das Getriebeöl dringend gewechselt werden muss. Da es sich um einen schleichenden Prozess handelt, bemerkt der Kunde hiervon zunächst nichts.
Klare Wechselempfehlung
Dies führte dazu, dass sowohl die führenden Getriebeöl-Produzenten als auch Getriebehersteller heute wieder empfehlen, nach 80.000 bis 120.000 Kilometern bzw. nach vier bis sechs Jahren Automatikgetriebeöle zu wechseln. Um dabei der steigenden Nachfrage nach professionellem Service für die Getriebe moderner Fahrzeuge gerecht zu werden, haben Schmierstoffhersteller entsprechende Wechselgeräte im Angebot.
- Ausgabe 11/2023 Seite 026 (681.8 KB, PDF)
Statement: Verwendung von Reinigungs-Additiven
"Niemand zweifelt mehr an der Sinnhaftigkeit eines Automatikgetriebe-Ölwechsels. Jedoch werden heute zwei Arten von Getriebeölwechsel angewendet. Der mit vorhergehender Frischölspülung und die Variante mit vorhergehender Reinigung des Getriebeinneren mit Reinigungsadditiven und anschließender Frischölspülung. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.