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Gespenst Controlling

23.11.2012 12:02 Uhr

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Neue Serie – Teil 1/Warum Controlling und für wen?

Viele Führungskräfte in Werkstatt und Autohaus betrachten Controlling argwöhnisch als etwas für studierte Betriebswirte, die „Eingeweihten“. Eine krasse Fehleinschätzung, denn wer seine Ziele erreichen, planvoll handeln und jederzeit einen Überblick über seinen aktuellen geschäftlichen Erfolg und damit Sicherheit haben will, muss sich dem „Gespenst Controlling“ stellen. Dass das Thema nichts mit Zauberei und auch nichts mit Kontrolle im Sinne von Misstrauen zu tun hat, möchten wir in unserer neuen Serie aufzeigen.

Auf einer Elite-Weiterbildungseinrichtung in St. Gallen in der Schweiz beginnt der Dozent seinen Vortrag zum Thema Controlling vor den Top-Managern immer mit: „Meine Damen und Herren, wir werden uns in den nächsten Wochen mit den Grundrechenarten beschäftigen!“ Und nachweislich verlässt er diese während des gesamten Kurses nicht. Das zeigt, es geht im Controlling nicht um hochkomplexe mathematische Algorithmen oder Funktionen, für die man mindestens Abitur braucht. Controlling bedeutet vor allem Zahlen zu erheben, intelligent in Beziehung zu setzen, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen und Handlungen abzuleiten, die dem Unternehmen im Ganzen gut tun. Mehr nicht! Die Kunst liegt in der Interpretation und den Konsequenzen daraus. Das wollen wir Ihnen mit unserer neuen Serie in den kommenden Monaten näherbringen.

Zum Einstieg möchten wir zunächst einmal einige Glaubenssätze in Frage stellen, die in der Betriebswirtschaft ihren Ursprung haben, aber nicht zwingend für Autohäuser und Werkstätten richtig sein müssen, nur weil ihnen alle hinterherlaufen.

Kostenführer sind keine Unternehmer

Es ist mittlerweile pervers, welche Bedeutung in deutschen Unternehmen jeglicher Art die Kosten spielen. Kostenführer zu werden scheint das oberste Ziel. Bloß nichts mehr ausgeben für gar nichts, lautet die Devise. Das ist gleichzeitig der Wahnsinn. Ein Beispiel soll deutlich machen, welche Blüten das treibt:

Da stellt ein Autohaus eine neue Mitarbeiterin ein und eines der ersten Dinge, die sie wissen möchte ist, ob der Drucker auch Etiketten druckt. Denn da wo sie herkommt, konnte der Drucker das nicht. Folglich wurden die Etiketten für die Serienbriefe per Hand geschrieben. (Auch wenn es Fensterkuverts gibt). Und der Unternehmer war zu sparsam, um einen neuen Drucker anzuschaffen. Dafür fehle das Geld. Vor lauter Sparsamkeit war der Unternehmer nicht in der Lage eines zu erkennen: Er hatte zu wenig Geld in der Kasse, weil er einen defekten Drucker hatte! Denn das führte dazu, dass die Mitarbeiter ihre Zeit mit sinnlosem und darüber hinaus unprofessionellem Bekritzeln von Ettiketten vergeudeten und sich so nicht um das kümmern konnten, was ein Unternehmen ausmacht: Umsatz generieren. Daher war auch kein Geld in der Kasse für einen neuen Drucker. So beginnt „sich totsparen“.

BWA – wer war das?

Gleichzeitig stellen diese Sparfüchse – von Unternehmern im klassischen Sinne kann keine Rede sein – jeden Monat ihre eigenen Entscheidungen in Frage. Nämlich dann, wenn sie die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) lesen und bei den Personalkosten ankommen. Regelmäßig stellt der Kostenführer dann fest, dass die zu hoch sind, was klar ist, weil es der größte Kostenblock ist. Dabei war genau er derjenige, der die Mitarbeiter eingestellt und mit diesen auch das Gehalt abgestimmt hat. Und für die Einstellung sollte es eigentlich auch gute Gründe gegeben haben. Jetzt sitzt er da, der arme verzweifelte Kostenführer und grämt sich, wie solch hohe Kosten zustande kommen und was man daran ändern könnte. Anstatt sich einfach mal dessen zu besinnen, warum er die Mitarbeiter eingestellt hat: Um mit ihnen Umsatz und zwar soviel Umsatz zu machen, dass nach Abzug aller Kosten für ihn, den Unternehmer etwas übrig bleibt. Das nennt man dann Unternehmertum! Und das ist der einzige gute Grund, Mitarbeiter zu beschäftigen. Man fragt sich, ob Kostenführer das komplett verdrängen oder nie gewusst haben.

Vier minus reicht

Wohin führt Kostenführerschaft? Zwangsläufig zu einer Qualität, die so gerade noch vier minus ist. Für mehr ist irgendwann kein Geld mehr da. Gleichzeitig aber steigt der notwendige Aufwand für Werkstätten zum Beispiel in Bezug auf Ausstattung und Weiterbildung. Der Tester hält keine fünf Jahre mehr, der Rechner ebensowenig. Werkzeuge verschleißen, werden unbrauchbar und müssen ersetzt werden. Fahrzeuge werden komplexer und Mitarbeiter müssen der Entwicklung standhalten, indem sie weitergebildet werden. Wer daran spart, verliert irgendwann Kompetenz, Aufträge, Umsätze und Daseinsberechtigung. Alle anderen sollten durch Controlling unsinnige von sinnigen Kosten trennen und ansonsten tun, wofür Unternehmer da sind: Umsatz machen.

Umsatz – Rohgewinn - Ergebnis

Umsatz ist die zentrale Voraussetzung für Gewinn! Oder anders gesagt: Wer den Umsatz erhöht und seine Kostensituation nicht verändert, wird zwangsläufig mehr Rohgewinn und Ergebnis machen. Mit Hilfe der BWA allerdings mit einmonatiger Verspätung und nur monatlich die Zahlen anzuschauen ist völlig sinnlos, da sich keiner mehr an die Einzelheiten erinnern kann, wie es zu den Ergebnissen kam. Insbesondere dann nicht, wenn sie schlecht sind, obwohl alle gearbeitet haben wie die Wilden. Hier bedarf es vielmehr Controlling als Kombination aus täglichen, wöchendlichen und monatlichen Erhebungen und Erkenntnissen, um ein gesundes Verhältnis von Umsatz und Kosten zu steuern. Und das möglichst einfach.

Gewinnmaximierung ist Betrug

Wer jetzt nach der Gewinnmaximierung fragt, dem sei gesagt: Ganz am Ende jeder Gewinnmaximierung steht der Betrug! Entweder an den Mitarbeitern, weil die als Kostenblock und nicht als Umsatzgenerator gesehen werden, was allein schon völlig verachtenswert ist. Oder an den Kunden, weil gleiche oder weniger Leistung für mehr Geld verkauft wird. Oder zum Schluss an sich selbst, weil man den Draht zur Realität verliert und glaubt, dass wäre auch noch alles richtig, was man tut. Wer das nicht nötig haben will, dem empfehlen wir unsere neue Artikel-Serie zu Controlling im Service.

Georg Hensch

Georg Hensch

Georg Hensch gehört seit einigen Jahren zum festen Autoren-Stamm der asp. Der gelernte Kfz-Meister und Umweltberater hat den Werkstatt-Job 2001 an den Nagel gehängt, um mit der Resultnetworks GmbH sein eigenes Beratungsunternehmen zu gründen. Der Rheinländer ist vor allem auf Themen wie Sercivemarketing, Prozesssteuerung, Mitarbeiterführung und -motivation sowie neue Servicekonzepte spezialisiert. In seinem Fachgebiet ist er ein gefragter Referent bei Kongressen, aber auch als Coach in Unternehmen.

Weitere Infos: www.resultnetworks.de

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