ATT Cura R 2000
ATT hat sein berührungslos arbeitendes Fahrwerksvermessungssystem Cura R 2000 in einigen Details verbessert und damit sowohl die Prozessgeschwindigkeit weiter erhöht als auch neue Fahrwerkstechnologien berücksichtigt
Seit seiner Markteinführung vor drei Jahren hat das ATT Cura R 2000 nichts von seiner Faszination verloren. Vor allem der Ablauf einer kompletten Vermessung innerhalb von nur vier Minuten beeindruckt. Doch es gibt nichts, was sich nicht noch verbessern ließe, und so hat ATT dem einzigen berührungslos arbeitenden Fahrwerksvermessungssystem für den Werkstatteinsatz eine Reihe von Verbesserungen angedeihen lassen. Nur wer sehr genau hinsieht, wird feststellen, dass die jüngste Generation des Cura R 2000 mit etwas schlankeren CCT-Messköpfen ausgerüstet ist. CCT steht für Colour Coded Triangulation. Dabei wird von einem Beamer ein linienförmiges, farbiges Muster auf das Rad projiziert, welches zugleich von einer Kamera aufgenommen wird. Aus der Differenz zwischen dem Ursprungsbild und der Aufnahme wird ein dreidimensionales Bild errechnet. Daraus wird die Stellung des Rades abgeleitet. Dies geschieht in Echtzeit und liefert präzise Messwerte.
Verbessert wurden am Cura R 2000 vor allem die Software und die Abläufe. So erhielt die Software eine klarere grafische Darstellung. Außerdem ist die Arbeit mit dem Cura R 2000 mit der Einführung des Parallelbetriebs noch etwas schneller geworden. Sobald ein Fahrzeug auf der Bühne steht und noch während der Anwender den genauen Fahrzeugtyp aus der Solldatenbank selektiert, starten die beiden Messroboter bereits ihre Fahrt und ermitteln die Radmitten.
Auf moderne Fahrwerke vorbereitet
Außerdem wurde mit dem Wingman ein optimales Zubehör geschaffen, welches gleich mehrere Aufgaben erfüllt. Der Wingman basiert auf einem Steuergerätediagnosesystem und wird an die OBD-Schnittstelle angeschlossen. Über Funk steht er mit dem Terminal des Cura R 2000 in Verbindung. Schon bei der Selektion des Fahrzeugs aus der Solldatenbank ist der Wingman hilfreich, weil er die Fahrgestellnummer aus dem OBD-System auslesen und in die Eingabemaske übertragen kann. Das spart Zeit und vermeidet Fehleingaben. Bei einigen modernen Fahrzeugtypen wird inzwischen eine Allradlenkung eingebaut. Diese Systeme verbessern bei schneller Fahrt das Fahrverhalten und erleichtern das Rangieren bei langsamer Fahrt. Dazu lenkt die Hinterachse parallel bzw. gegenläufig zu den Vorderrädern mit einem geringen Einschlagwinkel mit. Bevor ein solches Fahrzeug vermessen wird, in unserem Fall ein Renault Laguna III Coupé, muss die Hinterachse in Neutralstellung gebracht werden. Ansonsten könnten sämtliche Messwerte falsch erfasst werden, weil die Hinterachse bei der Fahrwerksvermessung stets die Bezugsgröße bildet. Die Nullstellung der Hinterachse lässt sich ebenfalls mit dem Wingman aktivieren, welcher dazu die Stellglieder der Verstellung ansteuert. Um Beschädigungen zu vermeiden, darf dieser Schritt nur ausgeführt werden, wenn die Hinterachse nicht auf festem Boden, sondern auf Drehtellern oder Schiebeplatten steht. Die Schiebeplatten des Cura R 2000 lassen sich auf Knopfdruck lösen. Dann erfolgt die Nullstellung der Hinterachse. Der Anblick der dazu kurz in beide Richtungen um einige Grad einschwenkenden Hinterräder ist ungewohnt. Doch danach steht die Hinterachse exakt in Neutralposition und die Vermessung kann beginnen. Zunächst erfolgt die Felgenschlagkompensation an der Hinterachse und dann an der Vorderachse. Dank dem komplexen Zusammenspiel von Hydraulikzylindern und Druckluftreglern erfolgt das gegenläufige Verfahren der Schiebeplatten vollautomatisch. Hier zeigt sich, wie viel Feinschliff in der Software steckt. Damit diese Abläufe nahtlos ineinandergreifen, müssen die Bewegungen der Roboter sowie das Feststellen und Lösen der Schiebeplatten exakt abgestimmt sein.Lenkroutine erfordert Eingriff
Nur wenn im Vermessungsvorgang die Lenkroutine ansteht, muss der Bediener selbst Hand anlegen und die Räder nach Anweisung der Software nach rechts und links einschlagen. Damit ist die Eingangsvermessung beendet und alle Messwerte erscheinen auf dem Bildschirm. Daten außerhalb der Sollwertvorgaben sind rot hinterlegt. Nun folgt auf Wunsch das Einstellen des Fahrwerks. Weil bei dem in diesem Beispiel verwendeten Renault auch die Hinterachse einstellbar ist, fahren die beiden Messroboter die Hinterräder an. Während die Bühne hochgefahren wird, werden aus Sicherheitsgründen die Schiebplatten automatisch kurz verriegelt. Jetzt kommt wieder der Wingman zum Einsatz, denn er kann die Messwerte der Hinterachse live anzeigen und erleichtert dadurch die Einstellarbeiten im Vergleich zur Nutzung des Hauptbildschirms. Dem Einstellen der Hinterachse folgen die Einstellarbeiten an der Vorderachse. Die Messroboter fahren dazu nach Abschluss der Einstellarbeiten die Vorderräder an.
Lenkwinkel justieren
Bei Fahrzeugen mit ESP muss nach der Fahrwerkseinstellung der Lenkwinkelsensor neu kalibriert werden. Nur so ist gewährleistet, dass der Sensor die korrekte Information über den Einschlagswinkel des Lenkrades an die Steuerungselektronik des ESP übermittelt. Auch diese Aufgabe wird mit dem Wingman ausgeführt, welcher dafür eine spezielle Routine hat. So muss der Anwender nicht erst prüfen, wie und über welches Steuergerät Justierung durchgeführt werden muss. Auch das spart Zeit im Werkstattalltag.
Bei einigen Fahrzeugmarken wird im Rahmen der Fahrwerksvermessung der Höhenstand an den vier Radausschnitten gemessen. Das CCT-Messverfahren macht es möglich, die Erfassung dieser Messwerte in die Vermessungsausführung zu integrieren. Wer genau hinsieht, erkennt dann im oberen Bereich der Projektion ein etwas anderes Muster.
Seit seiner Markteinführung zählt das Cura R 2000 von ATT zu den aufwändigsten Fahrwerksvermessungssystemen überhaupt. Doch der hohe technische Aufwand und die weitgehende Automatisierung resultieren in einer konkurrenzlos kurzen Prozesszeit pro Vermessung. Richtig angewendet ist genau das der Schlüssel zum Erfolg. Für die Werkstätten, welche besonders viele Vermessungen pro Tag durchführen, wird die Fahrwerksvermessung mit diesem System zum eigenen Profitcenter.
Viel Detailarbeit ist in die weitere Optimierung der Software gesteckt worden, so dass heute die Bedienung leichter und damit insgesamt der Ablauf flüssiger geworden ist. Mit dem optional erhältlichen Wingman schließt sich schon jetzt die Kommunikationslücke zwischen Fahrzeug und dem Cura R 2000. Schließlich werden bereits immer mehr Fahrzeuge mit elektronisch gesteuerten Fahrwerken, Luftfederungen und Allradlenkungen ausgerüstet. Von diesen technischen Weiterentwicklungen können dank Updates übrigens alle Betreiber eines Cura R 2000 profitieren. Auch der Wingman ist nachrüstbar. Bernd Reich
Die Software des ATT Cura R 2000
Klare Linie
Die Software des ATT-Wingman
Kompatibel
- Ausgabe 8/2009 Seite 21 (548.9 KB, PDF)