Auto Service Meister
Was gibt es Neues bei den Siegern des Auto Service Meister 2011? Bleiben die Fachkräfte der Branche erhalten? Vor etwas weniger als einem Jahr füllten diese ihren letzten ASM-Fragebogen aus. Kurz vor dem Ende des laufenden Wettbewerbs hat sich asp mit einigen der aktuellen Titelträger unterhalten.
Welche Eigenschaft zeichnet erfolgreiche Kfz-Profis aus? Gibt es Kriterien, anhand derer man schon frühzeitig erkennen kann, ob aus dem eigenen Sohn/Tochter ein „Meisterschrauber“ wird? Mögliche Indizien wären etwa das Interesse am Rennsport oder allgemein an Automobilen. Auch technische Arbeiten an Kart oder Mofa bereits in jungen Jahren können auf eine entsprechende Prädisposition hinweisen. Diese Beispiele können Bedingung bzw. Hinweis sein, müssen aber nicht. Ein Blick auf zwei der Gewinner des Auto-Service- Meister-Wettbewerbs 2011 (ASM) zeigt, dass es ihnen zumindest nicht zum Nachteil gereicht hat.
Nur erste Plätze
Sebastian Grupp erreichte beim ASM 2011 die volle Punktzahl, durch Losentscheid wurde der 31-Jährige schließlich Drittplatzierter und konnte sich über ein Preisgeld von 1.000 Euro freuen. Eigentlich gebe es aber nur erste Plätze, so zumindest der Tenor der Lobreden von Seiten der Sponsoren Ulrich Walz (ZF), Thomas Michalzik (Coparts) und Wolfgang Eichler (TÜV SÜD) anlässlich der Preisverleihung im vergangenen Jahr. Die Begeisterung für Fahrzeuge lernte Grupp, der an der Robert-Bosch-Schule eine Ausbildung zum Kfz-Techniker absolvierte, bereits früh. „In meiner Familie sind Autos keine bloßen Fortbewegungsmittel, sondern eher heilige Kühe“, erklärte er gegenüber asp. Auch der Motorsport begeisterte ihn bereits sehr früh: Formel 1 und DTM begleiteten und faszinierten ihn während der Jugend. Die berufliche Richtung schien also vorgegeben. Trotzdem wählte er nach der Schule zuerst eine kaufmännische Ausbildung. Auf dem Berufskolleg begann Grupp die zweijährige Schulung zum staatlichen Wirtschaftsassistent. Und wenngleich kaufmännisches Know-how für Unternehmen ohne Zweifel überaus wichtig ist und Grupp auch im Rahmen der Fortbildung viel darüber gelernt hat, damals empfand er die Arbeit mit Zahlen als eher langweilige Tätigkeit. Konsequenz dieser Wahrnehmung war eine Weichenstellung in Richtung einer technischen Laufbahn und zur Daimler-Unternehmensgruppe: „1999 begann ich eine Ausbildung bei der Firma EvoBus zum Kraftfahrzeugelektriker, welche ich 2001 erfolgreich abschloss. Bis 2009 arbeitete ich bei EvoBus als Kfz-Elektriker in der Montage in verschiedenen Abteilungen“, erklärte er. Im September 2009 ließ er sich vom Arbeitgeber für zwei Jahre freistellen und begann die Weiterbildung zum Kraftfahrzeugtechniker an der Robert-Bosch-Schule in Ulm. Diese schloss er 2011 erfolgreich ab. Als Technikerarbeit entwickelte er in Kooperation mit den Kollegen bei EvoBus eine Prozessoptimierung für den Einbau der Auspuffklappe am Mercedes-Benz Citaro. Die erarbeitete Optimierung erbrachte eine raschere Montage sowie eine Verringerung der Verletzungsgefahr. Nach der Fortbildung ging Grupp wieder zu EvoBus. Aktuell ist er in der Abteilung Fahr- und Triebwerk in der Motorvormontage beschäftigt.
Kursrichtung Aftersales
Perspektivisch möchte er zwar gern beim schwäbischen Bushersteller bleiben, jedoch lieber in den Aftersales wechseln. Grupp ist sich der eigenen Kommunikationsstärke bewusst und interessiert sich für eine Tätigkeit im Bereich Kundenbetreuung. Servicegespräche könnte der gebürtige Ulmer übrigens auch auf Englisch führen. Seit 1994 bereiste er regelmäßig die USA und interessierte sich für die Sprache. Darüber hinaus erwarb er an der RBS das KMK-Fremdsprachenzertifikat im Fach Englisch.
Wachsende Verantwortung
Tobias Stegmaier erhielt als ASM-Zweitplatzierter 2.000 Euro Preisgeld. Den Gewinn investierte der 26-Jährige im Nachhinein zu einem Großteil in die eigene Weiterbildung zum Kfz-Meister an der Robert-Bosch-Schule. Gelernt hat der gebürtige Biberacher beim Betrieb Auto Service Maier in Willenhofen. Nach einer etwa zwei Jahre währenden Gesellenzeit beim gleichen Betrieb nahm Stegmaier den nächsten Karriereschritt ins Visier und begann die Meisterausbildung in Ulm in Vollzeit. Da er aufgrund der Fortbildung auf das bisherige Gehalt verzichtete, musste er finanziell in Vorleistung gehen. Insoweit kam das Preisgeld zum rechten Zeitpunkt. Parallel erlangte er durch eine Zusatzausbildung den kaufmännischen Betriebswirt. Derzeit arbeitet er als mitarbeitender Meister im Betrieb Brendle Fahrzeugtechnik in Schemmerberg. Dank Stegmaiers Meisterbrief wurde aus dem Reifenservicebetrieb Brendle ein Kfz-Meisterbetrieb.
Betrachtet man Lebenslauf und Rahmenbedingungen von Tobias Stegmaier, dann schien die berufliche Richtung ebenfalls ein Stück weit vorgegeben: Die Eltern sind Inhaber der Firma Stegmaier Textile Solutions und fertigen Rennsportzelte. Eigenen Angaben zufolge war die Firma zum Europaauftakt der Formel 1 für Planung und Konstruktion einer Hospitality-Lösung für das Formel 1-Team von Renault Sport zuständig. Auf diese Weise kam Stegmaier Junior sehr früh mit dem Motorsport und Kfz-Technik in Berührung.
Übersteuern erwünscht
Dass diese „Vorbildung“ Auswirkungen hat, das zeigt nicht zuletzt ein Blick auf Stegmaiers Hobby: Privat fährt er einen BMW Alpina B3 – ein Liebhaberfahrzeug also, dass sich „vorzugsweise quer bewegen lassen sollte“, wie er lachend erklärte. Sein Herz schlägt für Driftsport – teilweise bietet er zusammen mit Freunden „Drifttaxi-Fahrten“ auf Veranstaltungen an.
Der aufmerksame Leser hat es gemerkt: In diesem Jahr konnten wir lediglich zwei ASM-Gewinner vorstellen. Leider war der Erstplatzierte an einer Berichterstattung nicht interessiert. Martin Schachtner