Der freie Werkstattmarkt befindet sich nicht auf dem Weg in die digitalisierte Welt, sondern steckt schon mittendrin. Vor diesem Hintergrund zeigte die Select AG auf ihrem fünften Kongress ihre Vorstellungen für den freien Werkstattmarkt der Zukunft und präsentierte erste Lösungen und aktuelle Entwicklungen im Bereich der digitalen Geschäftsprozesse.
Die Select AG ist mit einem Jahresumsatz von 700 Millionen Euro, 31.000 Kunden (davon 80 Prozent freie Werkstätten) sowie den 15 Aktionären aus dem Bereich Großhandel mittlerweile laut Select-Vorstandsvorsitzendem Stephan Westbrock zur dritten Kraft im deutschen Markt gewachsen. Bei der Digitalisierung hat man in den letzten Jahren kräftig Gas gegeben und die Instrumente für Werkstattpartner konsequent ausgebaut.
Im Mittelpunkt des Kongresses stand der IT-Baustein Select Connect, in dem die digitalen Lösungen rund um das Werkstattgeschäft zusammengefasst sind. Das Katalog- und Bestellsystem "AutoTeilePilot" (ATP) wird seit 2002 angeboten. In den letzten Jahren hat die Select AG viel Geld, Zeit und Know-how in die Veredelung der Daten investiert, etwa zur Verankerung von VIN-Nummern oder zur leichteren Auffindbarkeit von Daten. Jetzt verschmilzt der ATP mit dem Cloud-basierten "WerkstattAbrechnungsPilot" (WAP) zu einer All-in-one-Lösung. So muss der Nutzer nicht mehr zwischen den Programmen hin und her springen, sondern kann aus ATP heraus direkt den WAP öffnen.
"WhatsApp" für Autoteile
Mit dem "AutoTeileManager" (ATM) stellt die Select AG ein mobiles Kommunikations- und Bestellsystem zur Verfügung, mit dem die Kunden über eine Smartphone-App mit Suchfunktion direkt auf den Produktkatalog ihres Großhändlers zugreifen können. Das DSGVO-konforme System ermöglicht neben der klassischen Stichwortsuche auch die Teilesuche per Artikel- oder EAN-Nummer. Eine Verbindung zur Smartphone-Kamera ermöglicht zusätzlich den Scan von EAN- und QR-Codes. "Ein Foto des benötigten Teils geht vom Messenger direkt an den Kundenservice. Das vereinfacht die Fahrzeug- und Teile-Indentifikation maßgeblich und beschleunigt die Bestellung", so IT-Vorstand Daniel Trost. Darüber hinaus ermöglicht die App den direkten Kontakt zum Kundenservice des jeweiligen Großhändlers oder das Einholen individueller Angebote. Die Anwendung steht als Android- oder iOS-Version allen Select-Kunden kostenfrei zur Verfügung.
Aktuell arbeitet Select am nächsten IT-Baustein, einer Lösung hin zum "Connected Car". "Wir müssen Lösungen auf den Markt bringen, die uns auf die gleiche Ebene bringen wie die Fahrzeughersteller. Da der Zugriff auf die im Auto generierten Daten noch nicht gewährleistet ist, bleibt dem IAM derzeit nur die Dongle-Lösung", erklärt Daniel Trost die Bestrebungen der Select AG, einen OBD-Stecker für die Kunden der Werkstätten anzubieten. Allerdings ist man sich der Problematik bewusst, dass es schwer ist, Kunden zum Einbau eines Dongles zu bewegen. Mit dem Partner Telekom will man deshalb zusätzliche Features integrieren, die Kunden einen echten Zusatznutzen bringen, etwa eine Tank- oder Park-App. Die Telekom ist außerdem für Datenübertragung und -sicherheit zuständig. Im nächsten Jahr soll die Lösung den Werkstätten vorgestellt werden.
Kurzfassung
Die Einkaufskooperation für den Autoteilegroßhandel Select hat eine Offensive zur Digitalisierung von Prozessen für ihre Werkstattpartner gestartet. Einige Bausteine wurden auf dem diesjährigen Select Congress vorgestellt.
- Ausgabe 05/2019 Seite 51 (97.9 KB, PDF)