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Breit streuen - gezielt suchen

20.02.2020 11:00 Uhr

Das Handwerk leidet unter Fachkräftemangel. Werkstätten sind gut beraten, ihre Fühler in alle Richtungen auszustrecken, um geeignete Mitarbeiter zu finden, denn ein Patentrezept gibt es nicht.

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Der viel zitierte Fachkräftemangel ist ein heißes Eisen im Handwerk und entwickelt sich nach Überzeugung von Arbeitsmarkt-Experten in den nächsten Jahren zu einem der größten Probleme in der Arbeitswelt. Horst-Michael Ellmer, Rechtsanwalt für Wirtschaftsrecht, schilderte in seinem Vortrag zum Thema Recruiting im Rahmen des Profi-Forums auf den Stahlgruber-Leistungsschauen 2019 die drohende Entwicklung: "Viele Experten sprechen davon, dass sich der Fachkräftemangel zu einem hohen Konjunkturrisiko entwickelt. Wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen getroffen werden, müssen wir bis 2030 mit rund drei Millionen fehlenden Fachkräften rechnen." Als Hauptgründe dafür nennt Ellmer die Überalterung der Bevölkerung und die fortschreitende Digitalisierung.

Auch die Kfz-Branche ist längst davon betroffen. Dabei ist es nicht nur die Suche nach dem Mechatroniker, dem Kfz-Meister oder dem Lackierer, die die Betriebe vor Probleme stellt. Vielmehr sind auch motivierte Auszubildende immer schwieriger zu finden, wodurch sich die Problematik in Zukunft noch verstärken dürfte, denn wo es keinen Nachwuchs gibt, fehlen irgendwann noch mehr Fachkräfte.

Auf der anderen Seite stellen viele Betriebe ihr Ausbildungsengagement ein, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit unmotivierten Bewerbern gemacht haben. Dabei genießt das Kraftfahrzeuggewerbe laut einer Studie des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) und der TU Braunschweig eigentlich ein hohes Ansehen unter den 9.000 befragten jungen Menschen ab 15 Jahren. Danach erreicht der Beruf des Kfz-Mechatronikers die gleichen Werte wie Physiker, Bauingenieure oder Gymnasiallehrer. Allerdings schneiden akademische Berufe im Durchschnitt immer noch besser ab. Und hier sehen viele Betriebe eine der Ursachen für die Probleme, ausbildungswilligen Nachwuchs zu finden. Immer mehr junge Leute wollen studieren, das Handwerk rückt immer weiter aus dem Blickwinkel der Jugendlichen.

Suchen breiter streuen

Umso wichtiger wird es in Zukunft sein, bei der Personalsuche auch mal neue Zielgruppen zu erschließen und neue Wege bei der Ansprache zu gehen. "Die herkömmliche Stellenanzeige in der Tageszeitung reicht längst nicht mehr aus", so Rechtsanwalt Ellmer. Um geeignetes Personal zu finden, empfiehlt Ellmer das Motto "Schrot statt Kugel": "Eine einzelne Anzeige in nur einem Medium bringt erfahrungsgemäß wenig, vielmehr gilt es, in möglichst vielen Kanälen präsent zu sein und auch mal neue Wege in der Ansprache zu gehen." Vor allem die Präsenz in sozialen Medien gewinnt an Bedeutung, weil sich die jüngere Generation hier aufhält und die Möglichkeiten zur Präsentation des eigenen Betriebes deutlich größer sind. Unabhängig davon, wo man ein Stellenangebot platziert, empfiehlt Ellmer auf abgedroschene Floskeln wie Teamfähigkeit, Flexibilität oder Kommunikationsfähigkeit zu verzichten. "Die sind wenig aussagekräftig. Heute kommt es mehr darauf an, seinen Betrieb positiv darzustellen, um Interesse zu wecken. Soziale Medien sind hierzu ideal, Bilder oder Videos sind ein beliebtes Mittel, weil sie schnell ins Auge fallen." In die gleiche Richtung zielt das sogenannte "Reverse Recruiting". Hier präsentieren sich Stellensuchende auf Online-Portalen, interessierte Unternehmen "bewerben" sich dann beim Suchenden. Die Vielfalt ist groß: Mittlerweile gibt es im Netz über 1.600 Jobportale mit Stellenangeboten und -gesuchen. Wer die teils hohen Kosten nicht scheut, kann über Multi-Portal-Dienste seine Anzeige auf vielen der Portale verbreiten lassen und erzielt so eine hohe Präsenz.

Flexibler werden

Doch auch die klassischen Quellen können zum Erfolg führen. Hört man sich in den Werkstätten um, kommen unterschiedliche Erfahrungen zutage. Vor allem für die Agentur für Arbeit reichen diese von "enger Zusammenarbeit" bis "enttäuschend", der Erfolg ist wohl abhängig vom jeweiligen Job-Berater. Erfolgreicher sind die Werkstätten bei der Nutzung persönlicher Kontakte seitens der Inhaber, aber auch durch die Mitarbeiter, die häufig ein Netzwerk mit Kollegen pflegen. "Ich nutze jeden Kontakt zu potenziellen Mitarbeitern aus anderen Unternehmen und spreche sie direkt an. Auch meine Mitarbeiter habe ich instruiert, jeden, der erkennbar aus der Branche kommt, anzusprechen, wenn er in unser Geschäft kommt, und dabei unsere Attraktivität herauszustellen", schildert Marcel Möller vom gleichnamigen Autohaus in Wunstorf. Auch der regelmäßige Kontakt zu Berufsschulen, Institutionen und Vereinen in der jeweiligen Region kann zum Erfolg führen. Immer häufiger nutzen Werkstätten auch den Kontakt zu Arbeitsagenturen in den europäischen Nachbarländern. Horst-Michael Ellmer bringt eine weitere, eigentlich naheliegende Lösung ins Spiel: "Jedes Wochenende finden überall in Deutschland automobilbezogene Veranstaltungen statt, vom Oldtimer- über Tuning-Treffen bis hin zu Rennsportevents. Dort finden sich fast ausschließlich Auto-affine Menschen und damit potenzielle Mitarbeiter, der ideale Ort, seinen Betrieb zu präsentieren."

Attraktiv zeigen

Ellmer empfiehlt, immer ein paar Unternehmens-Flyer im Auto zu haben, in denen die Werkstatt und arbeitsvertraglich angebotene Leistungen beschrieben sind. Denn gerade darauf legen potenzielle Bewerber heute wert. Ob flexible Arbeitszeiten, technische Ausstattung, Weiterbildungsmöglichkeiten, betriebliche Altersvorsorge, Hilfe bei der Wohnungssuche und Umzug oder Kita-Zuschuss, es sind vor allem die weichen Faktoren, mit denen die Werkstatt heute punkten kann, wenn ihnen die Industrie schon bei den Gehältern den Rang abläuft.

Wie die Beispiele zeigen, gibt es für die Personalsuche kein Patentrezept. Zu vielfältig sind die Einflussfaktoren, zu groß der Wettbewerb mit der Industrie, die häufig mit besseren Gehältern und kürzeren Arbeitszeiten lockt. Erfolg bei der Personalsuche hat der, der alle Kanäle nutzt und sich als attraktiver Betrieb präsentiert.

Das Jobportal für die Branche

Das Jobportal autojob.de spricht seit 2012 die automobile Zielgruppe direkt an. Der Vorteil von autojob.de gegenüber anderen Jobportalen ist genau dieses fachspezifische Umfeld. Eingebunden in ein Netzwerk aus etablierten Fachmedien von Springer Automotive Media, lassen sich automobile Stellen effizient finden und besetzen. Streuverluste bei der Suche nach neuen Mitarbeitern oder neuen Herausforderungen gehören damit der Vergangenheit an. autojob.de bündelt Stellen im Bereich Automotive auf einer Plattform und führt so Jobs mit Bewerbern aus der Branche zusammen. Weitere Infos gibt's unter www.autojob.de.

Praxistipps zur Personalsuche

- Halten Sie engen Kontakt zur Agentur für Arbeit bzw. zu Job-Centern, laden Sie den zuständigen Mitarbeiter zur Betriebsführung ein und informieren Sie sich über Fördermöglichkeiten im Ausbildungsbereich- Pflegen Sie den Kontakt zu Schulen, Berufsschulen und Lehrern und legen Sie dort Infomaterial über Ihren Betrieb aus- Kontaktieren Sie Arbeitsagenturen in den europäischen Nachbarländern- Nutzen Sie persönliche Kontakte zu Kunden, Lieferanten, ehemaligen Mitarbeitern etc.- Halten Sie Ihre Mitarbeiter an, in deren Umfeld für den Betrieb zu werben- Nutzen Sie unterstützende Kampagnen von Verbänden- Stellenanzeigen (Print) bevorzugt in regionalen Anzeigenblättern- Nutzen Sie Kontakte zu regionalen Vereinen und Institutionen- Postings in sozialen Netzwerken erreichen die jüngere Zielgruppe- Ein Unternehmensvideo ermöglicht Interessenten einen besseren Einblick- Bereiten Sie sich, Ihre Mitarbeiter und den Betrieb (Sauberkeit) auf Bewerbergespräche vor- Ermöglichen Sie bei Bedarf flexible Arbeitszeitmodelle- Bieten Sie Möglichkeiten für Praktika an- Bieten Sie Ausbildungsplätze an und lernen Sie Ihre Mitarbeiter von morgen selbst an

Expertentipp

"Der Mangel an Fachkräften ist derzeit das größte Problem der deutschen Wirtschaft. Die Politik versucht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Erst am 16. Dezember 2019 fand ein Spitzentreffen im Kanzleramt zum neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz statt. Dieses Gesetz soll am 1. März 2020 in Kraft treten. Eine bedeutende Ressource sind in diesem Zusammenhang Migranten und Flüchtlinge.Hilfe bei der Suche nach Auszubildenden und Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen aus diesem Bereich findet man beim "Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung" (www.kofa.de), das vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln ins Leben gerufen wurde und gefördert wird durch das Bundeswirtschaftsministerium.Unverzichtbar bei der Suche nach Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen sind wegen ihrer Reichweite die Online-Jobbörsen. Diese bieten Gelegenheit, den Betrieb mit seinen Besonderheiten durch unterschiedlichste Medien (z.B. Videos) darzustellen. Die Angebote sind nahezu unüberschaubar. Die derzeit wohl bekanntesten Jobbörsen sind Stepstone, Indeed und Monster. Allerdings haben diese Dienste ihren Preis. Für einen begrenzten Zeitraum - meist 30 Tage - und in Abhängigkeit von den gewählten Leistungen kommt man schnell auf Kosten zwischen 300 bis 1.000 Euro. Die größte kostenlose Jobbörse ist die der Bundesagentur für Arbeit".Horst-Michael Ellmer, Rechtsanwalt und Mediator in der Kanzlei Ellmer, Stratmann, Becker in Köln sowie Mitglied des creative team, Düsseldorf.

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