Tesla hat mit dem Model 3 ein Mittelklasse-Modell im Portfolio, das eine breitere Käuferschicht ansprechen soll - sofern man über das nötige Kleingeld von 55.000 Euro verfügt. Wir durften das Model 3 "Long Range" mit großer Batteriekapazität und Allradantrieb testen.
Innenraum für Puristen
Im Gegensatz zu den Tesla-Modellen X und S ist das Model 3 deutlich kompakter gebaut, bietet aber für die meisten Fahrer ausreichend Platz. Nur wer 1,90 Meter Größe überschreitet, dürfte zumindest auf den hinteren Plätzen nicht glücklich werden. Das Design des Autos ist gelungen: Unser Testwagen kam mit schicker dunkelroter Lackierung daher. Auffallend ist das Panoramadach, das sich über das gesamte Fahrzeugdach erstreckt. Eine Tönung der Scheibe sorgt für den notwendigen UV-Schutz. Die Türgriffe des Autos sind versenkt, lassen sich aber durch Drücken herausklappen. Die Entriegelung lässt sich dabei wahlweise per Key-Card oder durch eine App bewerkstelligen.
Das Tesla Model 3 besitzt zudem einen Kofferraum hinten und auch unter der Motorhaube. Letzterer wird als "Frunk" bezeichnet, was ein Neologismus aus dem englischen Wort "Trunk" (Kofferraum) und "Front" ist. Kritikwürdig ist die Verarbeitung der Karosserie: stark schwankende Spaltmaße, lieblose Kantenversiegelungen und wellige Türgummis sind Mängel, die in der deutschen Premiumklasse nicht anzutreffen sind.
Das Cockpit ist sehr puristisch gehalten, denn bis auf ein großes 15-Zoll-Display im Zentrum besitzt das Auto fast keine Tasten. Lediglich am Lenkrad finden sich links und rechts die typischen Lenkstockschalter für Scheibenwischer und Blinker, auf der rechten Seite wird die Fahrstufe eingelegt. Dazu gibt es nur noch zwei Drehschalter (die Funktion lässt sich hier zuweisen, beispielsweise für das Verstellen der Spiegel), ansonsten lassen sich sämtliche Funktionen über das Touchscreen-Displays steuern, was manchmal etwas umständlich ist und auch vom Verkehrsgeschehen abhält.
Dank permanenter Internetverbindung lässt sich mit Google Maps navigieren und es können auch Streamingdienste wie Spotify genutzt werden. Der viel diskutierte Autopilot war nicht Teil der Ausstattung, ein Radarsensor in der Frontstoßstange und acht Kameras erfassen jedoch den umliegenden Verkehr und bieten teilautonomes Fahren.
Beschleunigung wie ein Porsche
Eine Tour mit dem Model 3 gleicht einer rasanten Achterbahn-Fahrt: In weniger als fünf Sekunden wandeln die zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse die umgerechnet 462 PS in Vortrieb um. Schluss damit ist erst bei 233 Kilometern pro Stunde. Die Federung des Fahrwerks ist dabei sehr sportlich ausgelegt und dementsprechend hart, was aber zum Modell passt. Störender sind da eher die Windgeräusche, die sich bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar machen.
Dank seiner Effizienz ist das Model 3 erstaunlich sparsam und erreicht die auf dem Papier versprochene Reichweite (560 Kilometer nach WLTP) annähernd, rund 500 Kilometer sind mit dem 75 kw/h großen Akku drin. Stromtanken ist dank der Tesla-eigenen Schnelllader ("Super Charger") zudem kein Problem, wahlweise lässt sich aber auch eine langsamere AC-Säule oder die eines anderen Anbieters nutzen. Das Auto zeigt zudem den Weg zur nächsten freien Säule an und es lässt sich ohne Anmeldung oder Abrechnung tanken - so wünscht man sich das auch bei der Konkurrenz.
Auto-Check
+Herausragende BeschleunigungEffizienter AntriebVernetzungstechnologienEinfaches Stromtanken-Mäßige VerarbeitungsqualitätTeils verwirrende Bedienlogik
- Ausgabe 12/2020 S.30 (212.0 KB, PDF)