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Reparaturset: Den E-Golf wieder flott kriegen

16.02.2023 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Constantin Hölzel
Constantin Hölzel von Schaeffler präsentiert das E-Axle RepSystem-G interessierten Besuchern auf der Werkstattmesse Automechanika.
© Foto: Schaeffler

Schaeffler hat für den VW E-Golf ein Reparaturset für die Getriebelager auf den Markt gebracht. Damit lässt sich ein teurer Austausch des E-Motors mit Getriebeeinheit vermeiden. Weitere Sets für andere Stromer sollen folgen.

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Kurzfassung

Schaeffler bietet als erster Hersteller ein Getriebe-Reparaturset für E-Autos an. Mit dem E-Axle RepSystem-G lassen sich die Lager des VW E-Golf erneuern. Ein teurer Austausch der Motor-Getriebe-Einheit entfällt damit.

Am Motor eines Elektroautos geht im Regelfall nichts kaputt, da er nahezu verschleißfrei arbeitet – so die landläufige Meinung über die Stromer. Dass dies offensichtlich nicht so ist, beweist Zulieferer Schaeffler mit einem neuen Reparaturset mit der etwas sperrigen Bezeichnung "E-Axle RepSystem-G". Das Set hat Schaeffler für den E-Golf von VW entwickelt. Denn es zeigte sich, dass die Lager der Getriebeeinheit, die mit dem E-Motor eine Einheit bildet, ausfallen können (siehe Interview mit Constantin Hölzel). Die Folge: Die Lager machen wie ein defektes Radlager durch Geräusche auf sich aufmerksam, die sich mit der Zeit verstärken und zum Ausfall des Lagers führen können. Ein Austausch ist daher angeraten.

Nachhaltige Reparatur 

Das spart dem Kunden einerseits viel Geld, denn bei einem Lagerschaden musste bislang immer die kombinierte Einheit aus E-Motor und Getriebe ausgetauscht werden, was außerhalb der Garantiezeit mehrere Tausend Euro kostete. Mit der Reparaturlösung von Schaeffler lässt sich die Reparatur deutlich günstiger realisieren. Die Reparatur ist andererseits auch aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten empfehlenswert, da die teuren Materialien im E-Motor nicht ersetzt werden müssen.

Standardwerkzeuge reichen

Sämtliche für die Reparatur notwendigen Lager sind Teil des E-Axle RepSystem-G, darunter zweireihige Schrägkugellager oder Kegelrollenlager. Auch Wellendichtringe, O-Ringe, Sicherungsringe und Verschlusskappen für die Instandsetzung des Getriebes sind Teil des Sets. Werkstätten brauchen zudem kein Spezialwerkzeug für die Montage. Einzig für den Ausbau des Lagers aus dem Fahrzeug ist eine Hochvoltschulung der Stufe zwei erforderlich. Im ausgebauten Zustand lässt sich die Reparatur mit Standardwerkzeugen und einer Radlagerpresse bewerkstelligen. Für die Reparatur des Getriebes muss zunächst der Deckel geöffnet werden, damit der Mechatroniker an Verschraubung und den unteren Klemmring kommt. Wenn beides gelöst ist, lassen sich die Gehäuseschrauben öffnen und die Lager des Getriebes können gewechselt werden.

Schaeffler verfolgt mit dem Reparaturset zudem die gleiche Strategie wie für Reparatursets für Schaltgetriebe: Wenn das Getriebe beziehungsweise die E-Achse ausgebaut und geöffnet ist, sollten immer alle Lager ausgetauscht werden. Ansonsten kann es passieren, dass die restlichen Lager nach einer gewissen Zeit kaputt gehen und dann die Reparatur wiederholt werden muss, was nicht im Sinne des Kunden wäre.

Schaeffler hat uns mitgeteilt, dass das E-Axle RepSystem-G noch in der ersten Jahreshälfte 2023 auf den Markt kommen und auch über den Großhandel erhältlich sein soll. Das Reparaturset soll zudem in Zukunft ausgebaut werden: Weitere Sets für andere Elektroautos sollen folgen. Denn es zeigen sich laut Schaeffler auch Lagerschäden bei anderen E-Fahrzeugen – sowohl Lagerschäden im Getriebe als auch in den Motoren selbst.

Fragen an...

Constantin Hölzel
Constantin Hölzel, verantwortlich für den Bereich Fahrzeuggetriebe bei der Schaeffler Automotive Aftermarket GmbH
© Foto: Schaeffler

asp: Herr Hölzel, warum hat Schaeffler ein E-Achsen-Reparaturset entwickelt?

Constantin Hölzel: Wir wollen Werkstätten eine Perspektive geben und zeigen, dass auch an E-Fahrzeugen Reparaturen durchgeführt werden können und Geld zu verdienen ist. Viele Werkstätten haben Angst davor. Der Kunde spart mit unserer Reparaturlösung zudem rund 80 Prozent im Vergleich zum kostenintensiven Kauf und Einbau einer neuen E-Achse. Aber nicht nur der monetäre Aspekt spielt eine Rolle. Mit dem Schaeffler E-Axle RepSystem-G ist eine nachhaltige Reparatur möglich, die Ressourcen und CO2-Emissionen spart – denn das im E-Motor verbaute Kupfer und Magnetmaterial kann weiterverwendet werden.

asp: Es heißt immer, E-Motoren seien verschleißfrei.

C. Hölzel: Alles, was sich unter Drehmoment und Last bewegt, unterliegt einem gewissen Verschleiß. Ein E-Motor hat zwar weniger Verschleiß als ein Verbrennungsmotor, ist aber nicht verschleißfrei. Das ist auch der Grund, warum wir die Reparaturlösung entwickelt haben. Bei mehreren E-Autos, die sich derzeit im Markt befinden, sehen wir mittlerweile Ausfälle. Der E-Golf war das erste Fahrzeug, in dessen Getriebe wir ein defektes Lager vorgefunden haben. So sind wir auf das Thema aufmerksam geworden und haben als Erster eine Reparaturlösung für dieses Fahrzeug entwickelt.

asp: Was für Schäden entstehen?

C. Hölzel: Wir sehen Lagerschäden im Getriebe und im Motorbereich. Dabei entstehen Geräusche, die leise mit einem Summen oder Pfeifen  anfangen und sich dann steigern – ähnlich wie bei einem Radlager. Das geht dann bis zum Ausfall des Lagers. Je früher man so etwas erkennt, desto besser ist es.

asp: Warum gehen Lager in den E-Auto-Getrieben kaputt?

C. Hölzel: Das lässt sich nicht pauschalisieren, Ausfälle sind immer auf ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen. Eine Ursache könnte die Drehmoment-Charakteristik des Elektromotors sein. Sobald man Gas gibt, steht sofort das volle Drehmoment im Getriebe an. Es könnte aber auch mit der Schmierung der Lagerstellen zusammenhängen. Denn mangelnde oder an bestimmten Stellen unzureichende Schmierung sorgt ebenfalls für Verschleiß. Zudem können aber auch Schwingungen eine Ursache sein. Solche Schäden betrachten wir immer ganzheitlich.

asp: Was muss bei der Reparatur beachtet werden?

C. Hölzel: Eine Hochvoltschulung der Stufe zwei ist notwendig, damit das Fahrzeug spannungsfrei geschaltet und der zuständige Mechaniker das Aggregat ausbauen kann. Für die weitere Reparatur im ausgebauten Zustand genügen Standardwerkzeug und eine Radlagerpresse, die normalerweise in jeder Werkstatt vorhanden ist. Der Mechaniker benötigt keine spezielle Schulung für die Überholung des Getriebes.

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