Kombis führen inzwischen aufgrund der SUV-Schwemme ein Nischendasein. Bei Volvo ist man hingegen der Ansicht, dass es sich weiter lohnt, auf "Station Wagon" zu setzen. Schließlich leben die Schweden auch ein Stück weit vom Image der berühmten und langlebigen 700er-Serie, die sich als Kombi-Variante immer noch großer Beliebtheit erfreut und allgemein als "Lehrerauto" verspottet wurde.
Doppelt aufgeladen
Inzwischen hat Volvo dieses Image lange abgelegt und der V90 ist das Top-Modell der Schweden, das bereits seit 2016 auf dem Markt erhältlich ist und Anfang 2020 dezent aufgefrischt wurde. Die dezente Überarbeitung betrifft die Nebelscheinwerfer, Spoiler, Stoßfänger sowie ein anderes Rückleuchtendesign. Deutlich größer sind die Änderungen am Antrieb. So hatten wir den V90 in der sogenannten "Recharge"-Variante im Test, was bei Volvo nichts anderes als Plug-in-Hybrid bedeutet. Das Testmodell, ein T6 AWD (Allrad), ist mit einem doppelt aufgeladenen Vierzylinder-Benziner (hier werden ein Turbolader und Kompressor kombiniert) mit satten 253 PS und einem Elektromotor mit 87 PS ausgestattet. Noch stärker ist nur noch der T8 AWD. Aber auch der T6 AWD bietet mit einem maximalen Drehmoment von 590 Newtonmeter (beide Motoren kombiniert) genügend Power, um in weniger als sechs Sekunden von null auf hundert zu kommen. Ohnehin ist es fraglich, ob man diese Leistungsreserven braucht, denn in einem großzügigen Familienkombi benötigt man normalerweise in den seltensten Fällen solche Beschleunigungen. Nichtsdestotrotz ist der Spaß-Faktor damit enorm. Raser werden mit dem Auto dennoch nicht glücklich, denn Volvo hat die Geschwindigkeit bei 180 Kilometer pro Stunde abgeregelt, was jedoch in allen europäischen Ländern bis auf Deutschland egal sein sollte.
Mit dem V90 Recharge lässt sich auch bis 125 Kilometer pro Stunde rein elektrisch fahren. Ist die 13,8-kW/h-Batterie voll aufgeladen, sollen damit laut Herstellerangabe bis zu 53 Kilometer möglich sein. Diesen Wert konnten wir nicht erreichen, je nach Fahrweise lassen sich aber rund 40 Kilometer stromern. Das ist genug für viele Pendler, außerdem gibt es Steuervergünstigungen und ein E-Kennzeichen.
Sorgt für gute Innenraumluft
Sehr angetan waren wie auch von der Verarbeitungsqualität des Schweden, die erwartungsgemäß sehr gut ausfällt. Besonders beeindruckend ist das großzügige Touchscreen-Display in der Mitte, über das sich viele Funktionen des Autos steuern lassen. Wer auf einen guten Klang im Auto Wert legt, sollte die Bowers-und-Wilkons-Soundanlage hinzubuchen, denn hier hat Volvo den Verstärker verbessert und eine Geräuschkompensation integriert, was gerade den Jazz- und Klassikliebhabern gefallen dürfte.
Ein weiteres Highlight des Autos ist sicher der Partikelsensor, der die Luft im Auto überwacht und mithilfe des PM-2,5-Filtersystems in der Lage ist, innerhalb von wenigen Minuten die Luft im Innenraum auszutauschen. Gut gelungen sind dank zahlreicher Kameras auch die Fahrerassistenzsysteme des Volvo, die bis zu einer Geschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde funktionieren. Auch ein Head-up-Display ist Teil der Ausstattung und blendet dem Fahrer Warnhinweise oder die Geschwindigkeit ins Sichtfeld ein. Rund 73.000 Euro werden für die Testwagen-Ausstattung fällig - ein stolzer Preis. Immerhin kann man die E-Auto-Förderung bekommen.
Auto-Check
+- Große Leistungsausbeute- Rein elektrischer Betrieb möglich- Top-Verarbeitung- Gute Ausstattung-Höchstgeschwindigkeit begrenztVergleichsweise teuer