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Blick in den Glaszylinder

22.08.2014 12:02 Uhr
Blick in den Glaszylinder

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Schäden an Klimakompressoren

Dass sich die Klimaanlagen so mancher Fahrzeuge beim Verlassen von Werkstätten und Autohäusern in einem deutlich schlechteren Zustand befinden als zuvor, ist kein Geheimnis. Eine Untersuchung von Denso zeigt, welche Fehler am häufigsten begangen werden. Zugleich bietet der Zulieferer Hilfe zur Problemlösung an.

Es gibt Bereiche der Kraftfahrzeugtechnik, die innerhalb der Berufsausbildung nur gestreift werden. Hochfrequenztechnik zum Beispiel, also Antennen & Co. Oder Kälte- und Klimatechnik. Die Zurückhaltung ist einerseits verständlich, denn in beiden Fällen gibt es separate Berufe. Andererseits führt fehlendes Fachwissen immer wieder zu fehlerhafter Diagnose und Reparatur – auch das in beiden Fällen.

Wie häufig Diagnose und Reparatur im Bereich Klimaanlage fehlerhaft sind, belegt eine Untersuchung des Zulieferers Denso. Im Jahr 2012 hat Denso die im Zusammenhang mit Gewährleistungsanträgen zugeschickten Klimakompressoren genauer unter die Lupe genommen und statistisch ausgewertet. Ergebnis: In 0,1 Prozent der Fälle waren die Gewährleistungsanträge berechtigt, sprich tatsächlich Materialfehler vorhanden. Anders formuliert: Zu 99,9 Prozent waren andere Probleme für die Kompressorausfälle ursächlich. Und diese Probleme sind zum größten Teil „hausgemacht“.

Verschmutzung durch Abrieb

In der Statistik mit 31 Prozent weit vorn ist die Verschmutzung der Klimaanlage durch Polymerabrieb. Dieser schwarze Gummiabrieb findet sich auf der Hochdruck- und/oder der Saugseite, vor allem in Schlauchleitungen und im Kondensator. Wird ein Kompressor hierdurch geschädigt, in der Werkstatt erneuert, aber die Verschmutzung nicht beseitigt, fällt auch der neue Kompressor schon nach kurzer Zeit aus, denn die Partikel verschlechtern seine Schmierung und verstopfen das Regelventil. Der Kompressor frisst fest, zuvor ist die variable Verdichtung ausgefallen. Bei Denso wird die Erneuerung dieser Komponenten empfohlen: Kompressor, Filter/Trockner, alle O-Ringe, Kondensator, Heißgasleitung, Expansionsventil/Konstantdrossel und gegebenenfalls Schichtverdampfer.

Mit knapp einem Viertel, korrekt 24 Prozent, war mangelnde Schmierung an den untersuchten Kompressorausfällen beteiligt, was der Zulieferer auch auf den Einsatz so genannter Universalöle auf der Basis von Polyalphaolefinen (kurz PAO) zurückführt. Diese und herstellerseitig zugelassene oder empfohlene Kompressoröle auf Polyalkylenglykol-(PAG-)Basis vermischen sich laut Denso in der Klimaanlage nicht, was der Zulieferer mit Bildern unterlegt. So zeigt das Bild unten ein Schauglas mit dem Kältemittel R-134a und drei weiteren Bestandteilen: PAG- Öl, PAO-Öl und Lecksuchadditiv. Während sich Kältemittel, PAG-Öl und Lecksuchadditiv zu einer gelben Flüssigkeit vermischt haben, schwimmt das PAO-Öl in Orange obenauf. Nach Meinung des Anbieters zeigt das Öl keine negativen Einflüsse auf den Klimakreislauf – ein Widerspruch zur Aussage des System-lieferanten Denso, der endlich aufgelöst werden sollte. Ein solches Schauglas eignet sich übrigens grundsätzlich zur Diagnose von Klimaanlagen. Man sieht sehr deutlich, was im Klimakreislauf außer dem Kältemittel noch zirkuliert.

Mit einer Ausnahme empfiehlt Denso bei mit fluorierten Kältemitteln betriebenen Autoklimaanlagen synthetische Kompressoröle. Sie mischen sich gut mit dem Kältemittel, bieten eine recht niedrige Viskosität auch bei ebensolchen Temperaturen und sind druckstabil, so der Zulieferer, der auch die Nachteile dieser Schmiermittel nicht verschweigt: Hygroskopie (Wasseraufnahme) und Neigung zur Verschlammung. Konkret werden diese Öle empfohlen:

PAG 46 für R-134a-Anwendungen mit niedriger Viskositätsanforderung

PAD 100 für R-134a-Anwendungen mit hoher Viskositätsanforderung

Polyolester-(POE-)Öle für R-134a-Anwendungen in Hybrid- oder Elektrofahrzeugen mit per Hochvoltmotor angetriebenem Klimakompressor

PAG 46 für R-1234yf-Anwendungen mit niedriger Viskositätsanforderung

Zu wenig Öl und/oder Kältemittel

Immerhin noch elf Prozent der Kompressorschäden lagen an Mangelschmierung aufgrund zu wenig Öl und/oder Kältemittel. Der Kompressor überhitzt und fällt aus. Eine ähnliche Wirkung hat die Verwendung eines Öls mit ungeeigneter (zu hoher oder niedriger) Viskosität.

Mit zehn Prozent Anteil an den Kompressorausfällen des vorvergangenen Jahres nur knapp dahinter liegt ebenfalls eine mangelhafte Schmierung, und zwar durch zu viel Lecksuchadditiv im Kältemittelkreislauf. Ob das nur bei Fahrzeugen mit wiederkehrenden Leckagen und extrem häufigem Werkstattwechsel vorkommt, sei dahingestellt.

Wiederum einen Prozentpunkt darunter liegt eine ganz ähnliche Ausfallursache: die Verwendung nicht freigegebener UV-Additive und Spülflüssigkeiten. Auch hier nennt man bei Denso wieder PAO-Öle als Beteiligte. Wurde versehentlich POE-Öl, das Öl für Hochvolt-Kompressoren in Hybrid- und Elektrofahrzeugen, mit einem PAG-Öl gemischt, so ist das am Aufschwimmen von einzelnen POE-Öl-Tröpfchen auf dem PAG-Öl gut erkennbar, während PAO- und PAG-Öle in gan-zen Lagen übereinander schwimmen.

Sieben Prozent der von Denso untersuchten Kompressorausfälle waren auf metallischen Abrieb in der Klimaanlage zurückzuführen, was auf einen geschädigten und erneuerten Kompressor und auf eine unterbliebene Reinigung des Systems hindeutet.

Ein negatives Drehmoment auf Kupplung oder Überlastschutz (rauer Motorlauf, Kurbelwellendämpfer, Zweimassenschwungrad oder Generatorfreilauf defekt) schlägt schließlich mit drei Prozent Anteil zu Buche. Die verbleibenden Anteile an den Kompressorschäden können der Grafik links entnommen werden.

Zu geringe Wartungshäufigkeit

In seiner Schulungsunterlage „Warum fällt ein Kompressor aus?“ kritisiert der Klimaanlagenspezialist nicht nur das mangelnde Fachwissen in Werkstätten, sondern auch die Wartungshäufigkeit der Klimaanlagen-Servicegeräte. Je nach Hersteller sei eine Wartung nach 150 bis 200 Betriebsstunden vorgesehen, bei der die Kältemittelwaage kalibriert, das Öl der Vakuumpumpe und der Filter gewechselt werden müssen. Verbreitete Praxis sei jedoch nur eine Wartungsfrequenz von einmal jährlich, möglichst außerhalb der Klimaanlagen-Saison.

Hauptsächliche Probleme der Klimaanlagen-Servicegeräte seien Verunreinigungen, auch entstanden durch Verwendung unterschiedlicher Öle und UV-Kontrastmittel, sowie eine ungenaue Vakuumpumpe und daraus resultierende mengenbezogene Falschbefüllungen.

Überarbeitete Einbauanleitung

„Allen Denso-Kompressoren für den Aftermarket liegt zur kommenden Klimasaison eine komplett neu überarbeitete, umfangreiche Einbauanleitung bei, die, je nach Schadensbild, Auskunft über die korrekten Arbeitsschritte gibt“, lautet eine Reaktion des Zulieferers. Daneben hat man ein Poster für die Analyse von Kompressorausfällen entworfen (vgl. Kasten und Bild auf Seite 14).

In der Einbauanleitung geht es u. a. um das korrekte Einlaufverfahren für neue Kompressoren (Verteilung des Öls, Start der Schmierung und Vermeidung von Schäden nach dem Einbau). Details:

Temperaturregler auf maximale Kühlung stellen

Gebläse auf Maximum stellen

Motor starten, im Leerlauf betreiben

Klimaanlage für mindestens fünf Minuten einschalten, Motordrehzahl dabei nicht erhöhen

nach dieser Zeitspanne hat sich das Öl, das sich zunächst nur im Kompressor befindet, in der gesamten Klimaan-lage verteilt, so dass die Motordrehzahl erhöht und die Klimaanlage ausführlich getestet werden kann

Es mag Werkstattprofis nicht gefallen, was hier zu lesen steht. Doch es besteht kein Grund, an den Aussagen von Denso zu zweifeln. Peter Diehl

Produkte/Diagnose

Mit 479 Teilenummern (+29) deckt das Ersatz-Klimakompressoren-Programm von Denso nunmehr rund 2.650 Anwendungen ab. Neu hinzu kamen kürzlich Kompressoren für diese Baureihen:

BMW 1er (F20), 3er (F30), 5er (F10), 7er (F01) und X5 (E70)

Chrysler

Hummer H2

Jeep Cherokee

Mercedes-Benz S-Klasse (W220 und C215) und M-Klasse (W163)

Subaru Legacy und Outback

Toyota Yaris, Auris, RAV4 und Land Cruiser

Unter den Ersatz-Klimakompressoren finden sich auch sogenannte Scroll-Kompressoren für Hybridfahrzeuge von Toyota und Lexus. Daneben sind weitere Ersatzteile lieferbar, beispielsweise Trockner, Expansionsventile, Druckschalter und – neu – Verdampfer. Jedem Ersatz-Klimakompressor liegt eine Einbauanleitung bei, die detaillierte Angaben u. a. zu Kompressoröl, Einlauf- und Reparaturverfahren enthält. Ergänzend liefert Denso ein Poster zur Analyse von Kompressorausfällen in Text und Bild (vgl. rechts).

Denso Aftermarket Vertrieb Deutschland

Telefon 0 81 65/94 42 89

info.am-sales@denso-auto.de

www.denso-am.de

Diagnose

„Expertenanalyse – Diagnose und Empfehlungen“ lautet der Titel von zwei neuen Broschüren im Taschenformat, zusammengestellt vom Wälzlagerspezialisten SNR mit deutschem Sitz in Erkrath bei Düsseldorf. Die Broschüren beziehen sich auf die Produktbereiche Rad und Motorsteuerung und beinhalten jeweils 20 häufig auftretende Fehler, wobei vom Schadenbild ausgegangen wird. Als Beispiel der Produktbereich Radlager: Bruch, Geräusche, Korrosion oder auch Stillstandsmarkierungen.

SNR Wälzlager GmbH

www.ntn-snr.de

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