Knapp 57 Erdumrundungen oder sechs Mal die Distanz zwischen Erde und Mond – um diese Entfernung haben zwei 34 und 42 Jahre alte Brüder die Tachos ihrer Firmenwagen zurückgedreht. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die beiden Betrüger erhoben. Der Vorwurf: Gewerbsmäßiger Betrug und Missbrauch von Wegstreckenzählern. Wie die Staatsanwaltschaft und die Polizeidirektion Offenburg in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilten, haben die Angeklagten mit Hilfe eines 36 Jahre alten Bekannten in den Jahren 2004 bis 2008 an 35 ihrer Geschäftswagen die Kilometerstände systematisch zurückgedreht. So erzielten die Brüder rein rechnerisch beim Verkauf durch den Unterschied zwischen tatsächlichem Marktwert und erzielten Mehrerlösen einen sechsstelligen Gewinn. Steuerfahndung eingeschaltet Der Fall werde auch von der Steuerfahndung geprüft, da das System mit den Betrügereien nur funktionierte, weil ein nicht unerheblicher Teil der Fahrten buchmäßig nicht erfasst und damit am Fiskus vorbei geführt wurde. Auf die Schliche gekommen sind die Polizeibeamten dem Geschwisterpaar, als ein französischer Polizist vor einem Jahr Manipulationen am Tacho seines neugekauften Gebrauchtwagens entdeckte. Eine bis zu vier Mann starke Ermittlungsgruppe sei eingerichtet worden, die monatelang schwerpunktmäßig nur mit diesem Fall beschäftigt gewesen sei. Letztlich hätten Werkstattrechnungen, TÜV-Belege, Unfallgutachten oder auch Belege von Reifenhändlern entscheidend zur Aufklärung der Fälle beigetragen. Diese hätten Hinweise auf die tatsächlichen Kilometerstände gegeben. Betrug pro Fahrzeug bis zu 80.000 Kilometer Die Tachomanipulationen hätte ein Bekannter der Brüder durchgeführt . Im Schnitt habe er die Tachos um 50.000 bis 80.000 Kilometer zurückgedreht, in einem Fall sogar um mehr als 170.000 Kilometer. Aus einem Golf mit mehr als 40.000 Kilometer Laufleistung machte er zudem einen "Kurzläufer" mit 8.000 Kilometern.(sen)
Tachobetrug: Um 2,3 Millionen Kilometer zurückgedreht
Zwei Brüder haben mithilfe eines Bekannten an 35 ihrer Firmenwagen die Kilometerstände zurückgedreht. Insgesamt sollen die Angeklagten einen Mehrerlös beim Verkauf von rund 100.000 Euro erzielt haben.