Konventionelle Betriebsbremse
Weiterentwicklungen bei der Betriebsbremse bedeuten nicht zwangsläufig den Einsatz von Keramikscheiben. Die Zulieferer Brembo, Continental, TMD und TRW zeigen derzeit, dass auch in konventionellen, also nicht keramischen Bremssystemen noch ein gewaltiges Potenzial schlummert.
Bereits zur IAA im September zeigte die Division Chassis & Safety von Continental, vormals Continental Teves, eine auf Leichtbau getrimmte Festsattelbremse (vgl. Bild oben). Für mittelschwere Pkw entwickelt und vorrangig, jedoch nicht zwangsläufig für die Vorderachse ausgelegt, sollen unter anderem durch den Einsatz von Aluminium pro Rad bis zu 1,5 Kilogramm Gewicht gespart werden können. Zudem will man diese Festsattelbremse womöglich auch für das Hochleis-tungssegment weiterentwickeln.
Auch Brembo befasste sich mit dem Thema Leichtbau und präsentierte gleich mehrere Komponenten. Unter dem Be- griff Semi-Solid Metalforming (BSSM) versteht man im italienischen Stezzano das Formen von Bremssätteln aus pastösem Aluminium. Der Hersteller spricht von geringem Gewicht, hoher Belastbarkeit und der möglichen Integration von Keramikkernen oder anderen Elementen zur Geräusch- und Vibrationsdämpfung.
„Plus an Eleganz und Ästhetik“
Ebenfalls aus (konventionell gegossenem) Aluminium besteht der Prototyp einer elektromechanischen Bremse – Betriebs- und Feststellbremse in einem Schwimmsattel vereint. Attribute wie beim BSSM-Sattel, kombiniert „mit einem Plus an Eleganz und Ästhetik“ (O-Ton Brembo). Die dritte Komponente, eine elektromechanische Feststellbremse aus Aluminium, soll lediglich 600 Gramm wiegen.
TRW Automotive Aftermarket hat Cotec, eine Beschichtung für Bremsbeläge, entwickelt. „TRW-Bremsbeläge mit der neuen Silikatbeschichtung haben eine verbesserte Bremsleistung während der Einfahrzeit. Der Fahrer spürt das durch ein besseres Pedalgefühl und stärkere Bremsverzögerung in der Phase direkt nach dem Einbau der Beläge. Ist die Oberflächenbeschichtung nach einigen Stopps abgerieben, geht der normale Einbettprozess der Beläge weiter“, erklärt eine Mitteilung von TRW. Die Umstellung auf die neue Oberflächenbeschichtung ist bereits angelaufen, erste Produkte sind rund 500 besonders häufig nachgefragte Bremsbeläge. Weitere Beläge sollen schon bald folgen. Zitat: „Werkstätten erkennen die neuen Beläge am Cotec-Logo auf der Verpackung.“
Reduzierte Verschmutzung der Räder
Bei TMD Friction mit der Marke Textar hat man ebenfalls neue Bremsbeläge im Programm. Die Rede ist von geringem Abrieb und reduzierter Verschmutzung der Räder, erhöhter Lebensdauer sowie geminderten Quietsch- und Knarzgeräuschen. Wörtlich: „Das unter dem Namen Tex-tar Epad vertriebene Material kombiniert auf einzigartige Weise Leis-tungs- und Komfortaspekte. Neben Eigenschaften wie Geräuscharmut und geringer Felgenstauberzeugung bietet das Epad die gewohnt gute Bremsleistung der Textar-Produkte. Die Bremsbeläge sind jeweils exakt auf den entsprechenden Fahrzeugtyp zugeschnitten und als Vorder- und Hinterachsanwendungen erhältlich.“ Derzeit sind Epad-Bremsbeläge im Ersatzteilmarkt für Fahrzeuge dieser Marken erhältlich: Audi, BMW, Chrysler, Merce-des-Benz, Seat, Skoda und VW. Bei TMD betont man, dass der Trend zu solchen Bremsbelägen aus den USA kommt und sich langsam auch in Europa durchsetzt.
Peter Diehl
- Ausgabe 12/2011 Seite 16 (530.4 KB, PDF)