Kühlmittelpumpen-Hersteller Saleri
Ein kaum bekannter Zulieferer versorgt große Teile von Automobilindustrie und Ersatzteilmarkt mit konventionellen und geregelten Kühlmittelpumpen. asp hat die Industrie Saleri Italo S.p.A. im norditalienischen Lumezzane besucht und einen gänzlich neuen Sauberkeitsgrad für industrielle Produktionsanlagen entdeckt.
Der automobile Aftermarket – und nicht nur dieser – trägt bisweilen seltsame Züge. Marktteilnehmer geben sich als Hersteller von Produkten aus, sind aber nur deren Vertreiber. Die tatsächlichen Hersteller bleiben im Hintergrund. Ob sich aus dieser Vorgehensweise tatsächlich Vorteile für Vertreiber ergeben, darf bezweifelt werden.
Ein solcher Hersteller im Hintergrund ist der italienische Kühlmittelpumpenspezialist Saleri in Lumezzane, rund 20 Kilometer nördlich von Brescia zwischen Garda- und Iseosee gelegen. Gegründet von Italo Saleri im Kriegsjahr 1942, fertigte der Familienbetrieb zunächst mechanische Kleinkomponenten wie Buchsen und Batterieklemmen. Ab den 1950er Jahren konzentrierte man sich auf Kühlmittelpumpen für Pkw-Antriebe, wobei heute auch die eine oder andere Pumpe für Traktoren zum Portfolio zählt.
Saleri-Kühlmittelpumpen sind zum großen Teil für den Ersatzteilmarkt bestimmt, wo man sie oft, wie erwähnt, in Verpackungen anderer Marken antrifft. Der „neudeutsche“ Begriff hierfür lautet „Private Label“. Für den Großhandel – Hans Hess, PV, Trost und seit Februar 2013 auch Matthies/ATR – hat Saleri die Marke SIL entwickelt (das Kürzel steht für Saleri Italo Lumezzane). Gemeinsam mit der Trost-spezifischen Ersatzteilmarke aqua plus werden, so eine Selbsteinschätzung, im deutschen Ersatzteilmarkt rund 20 und weltweit 17 Prozent Anteil realisiert. Der Hauptmarkt für die Kühlmittelpumpen von Saleri ist nach wie vor Europa, speziell Deutschland.
Erstausrüstung seit den 1980ern
Seit den 1980er Jahren wird, beginnend mit Ford, auch die Erstausrüstung bedient; der heutige Hauptabnehmer ist BMW. Daneben werden Audi, die Fiat-Gruppe inklusive Ferrari/Maserati, Ford, GM/Opel und der italienische Motorenbauer VM Motori beliefert. Beim Besuch von Unternehmenssitz und Hauptwerk in Lumezzane Anfang Juli sahen die Journalisten Fabrikhallen, von deren Fußböden man essen könnte – trotz spanender Fertigungsverfahren. Auch bei näherer Betrachtung zeigten sich Arbeitsplätze, Maschinen und Roboter einschließlich sämtlicher Ecken und Kanten in einem Sauberkeitsgrad, den man nicht durch kurzes Durchwischen, bevor die Presse die Räume betritt, erreicht. Die Sauberkeit sei ein wichtiger Teil der Firmenphilosophie von Saleri, sagte Aftermarket-Vertriebsleiter Marco Pinnacoli.
Zylindrisches Pumpenregelventil
In der Saleri-Entwicklungsabteilung sind rund 30 Ingenieure und Techniker beschäftigt. Deren jüngstes Produkt ist eine mechanisch angetriebene Kühlmittelpumpe mit zylindrischem Ventil, das den Kühlmittelstrom nicht nur stoppen und freigeben, sondern die Durchflussmenge exakt regulieren kann. Noch in diesem Jahr soll die einfache und preisgünstige Entwicklung „von einem hoch angese-henen Fahrzeughersteller“ (O-Ton Saleri) in Serienanwendungen für Diesel- und Ottomotoren umgesetzt werden.
Umsatzverdopplung bis 2016
Andere von Saleri genutzte Lösungen für geregelte Kühlmittelströme sind mechanisch angetriebene Pumpen mit weiteren Ventilarten, elektromagnetische Schaltbarkeit von Riemenscheibe, Laufrad oder Klappe und natürlich elektrisch angetriebene Kühlmittelpumpen.
Angesichts der innovativen Lösungen und zugesagten Aufträge erwartet Saleri bis 2016 eine Verdopplung der aktuellen Umsätze. Deshalb soll das Hauptwerk in Lumezzane im kommenden Jahr um ein neues Gebäude erweitert werden.
Fazit: Saleri ist ein Automobilzulieferer mit hoch industrialisierter Fertigung und hochwertigen Produkten, jedoch mit Defiziten bezüglich Bekanntheit/Wahrnehmung und Image. Täglich verlassen den Hersteller bis zu 20.000, jährlich ca. 3.000.000 Kühlmittelpumpen. Die meisten Kfz-Mechatroniker dürften also bereits mit Pumpen von Saleri gearbeitet haben – womöglich ohne es zu wissen.
Peter Diehl
Kurzporträt
Familienunternehmen, gegründet 1942 als Hersteller mechanischer Kleinkomponenten
seit den 1950er Jahren Konzentration auf die Fertigung von Kühlmittel-pumpen für Pkw-Antriebe, zunächst für den Ersatzteilmarkt, seit den 1980er Jahren auch für die Erstausrüstung
inzwischen Systemlieferant mit Verantwortung für ganze Bereiche von Kühlmittelkreisläufen
heutiger Hauptkunde: BMW
weitere Kunden: Audi, Fiat-Gruppe, Ford, GM, VM Motori
Firmensitz und Hauptwerk in Lumezzane (Norditalien), Zweigwerk für chinesische Automobilproduktion in Shanghai
drei italienische Tochterunternehmen in den Bereichen Metallgussmaschinen und Präzisionsbearbeitung
Gesamtumsatz: 130 Mio. Euro
Mitarbeiter insgesamt: ca. 500
nach wie vor im Besitz der Familie Saleri
Luca Saleri und zwei weitere Söhne des Gründers führen das Unternehmen
Internetkontakt: www.saleri.it
- Ausgabe 7/2013 Seite 22 (2.7 MB, PDF)