Weiterbildung
Der neue Audi A3 zeigt, dass es für Werkstattprofis höchste Zeit für Weiterbildungen ist. Nicht nur auf dem Gebiet der Karosserieinstandsetzung, sondern auch zum Thema Assistenzsysteme, deren Sensoriken in vielen Fällen in der Karosserie untergebracht sind.
Es heißt, Innovationen am Automobil setzen sich meist von den oberen zu den unteren Baureihen durch. Bei Audi ist man, von A8 und R8 kommend, inzwischen beim A3 – in der Kompaktklasse – angelangt. Die neue, gerade in Einführung befindliche Baureihe 8V ent-hält in Serie oder optional einige Besonderheiten, die man bisher nur von Fahrzeugen höherer Klassen kennt. Das betrifft vor allem die Karosserie und den mittlerweile sehr großen Bereich Elektronik.
Bei Audi bezeichnet man die Karosserie des neuen A3 als Multimaterial-Karosserie. Warum, erklärt das Bild oben: Neben konventionellem Stahl sind dessen hoch-, höchst- und ultrahochfeste Varianten sowie Aluminium mit von der Partie. Das alles muss verbunden werden – im Werk wie in der Werkstatt, crashsicher und dauerhaft korossionsgeschützt. Fügetechniken sind nicht mehr dieselben wie vor 20 Jahren und nicht selten werden in der Werkstatt nicht die gleichen Verfahren angewandt wie im Werk; neben neuer Werkstattausrüstung (vgl. asp 2/2012, Seiten 14 bis 16) bedarf es diesbezüglicher Weiterbildung.
Sensoriken in der Karosserie
Mit der Karosserie und somit auch mit der Karosserieinstandsetzung in Zusammenhang stehen zahlreiche Assistenzsysteme, deren Sensoriken in der Karosserie untergebracht sind. Beim neuen A3 sind das unter anderem Active Lane Assist (Spurmittenführung), Side Assist (Spurwechselassistent), Adaptive Cruise Control (Abstandsregelassistent), darauf aufbauende Systeme sowie Parkassistent längs und quer. Nur wenn die Karosseriereparatur perfekt ausgeführt wurde, lassen sich die in der Karosserie befindlichen Sensoren so justieren, dass keine Beeinträchtigung der Funktion der Systeme erfolgt. Somit reicht Weiterbildung auf dem Gebiet der Karosserieinstandsetzung nicht aus, Wissen um elektronische Systeme muss hinzukommen.
Wohlbemerkt: Die Rede ist nicht von einem Fahrzeug der Luxus- oder oberen Mittelklasse, sondern vom neuen Audi A3, einem Kompaktwagen, dessen Vorgänger von 1996 bis 2012 rund 2,7 Mio. mal von den Bändern fuhren – Massenware mit Hightech-Status. Peter Diehl
Entwicklung
Viel Sinn für Details
Nicht wenige Zulieferer behaupten, von Audi die aufwändigsten und härtesten Vorgaben zu erhalten. Kurz vor Einführung des neuen A3 (Baureihe 8V) hatten Journalisten Gelegenheit, bei Audi hinter die Kulissen zu blicken und die Hintergründe dieser Behauptungen zu erfahren. Das Stichwort lautet Qualitätsab-sicherung, wofür im Werk Ingolstadt ein ganzes Gebäude zur Verfügung steht. Dort gibt es unter anderem so genannte Meis-terböcke – Prüfstände, auf denen Karosserieaußen- (Außenmeis-terbock) oder Innenraumteile (Innenmeisterbock) auf Funktion und Maßhaltigkeit geprüft werden. Das beginnt weit im Vorfeld des Serienanlaufs, also zu einer Zeit, in der Änderungen noch vergleichsweise kleines Geld kosten. Ein besonderes Thema sind hierbei Spalte oder Fugen. Je kleiner deren Maß, um so augenfälliger sind Abweichungen. Beim Audi A3 ist man mittlerweile im Bereich um einen Millimeter angelangt, was offenbar kein Zufall, sondern das Ergebnis aufwändiger Prozesse ist (vgl. Bild oben). Ein weiteres Beispiel für die Akribie der Audi-Mitarbeiter sind die Chrom-Applikationen im Innenraum des A3. Hierbei werden den Zulieferern – in diesem Fall sind es ganze zwölf, verteilt um die ganze Welt – nur sehr geringe Abweichungen vom zuvor definierten Sollwert gestattet. Dieser Sollwert existiert in Form eines so genannten Urmusters, von dem jedem Zulieferer ein Duplikat überlassen wird. Ein wichtiges Betätigungsfeld für Mitarbeiter des Bereichs Qualitätsabsicherung ist auch die Farbabstimmung im Innenraum, schließlich sollen die rund 150 Interieurkomponenten farblich exakt zusammenpassen. Dort zum Einsatz kommende Materialien sind vielfältig: Stoff, Leder, Folien und zehn Sorten Kunststoff von weltweit 45 Zulieferern. Ob sie wirklich zusammenpassen, wird im so genannten Lichtstudio, einer Art optischer Prüfstand, umschaltbar von Tages- auf Abend- und Kunstlicht, festgestellt. Kunstlicht, weil der A3 auch als Neuwagen im Autohaus ein stimmiges Bild abgeben soll.
- Ausgabe 5/2012 Seite 14 (535.9 KB, PDF)