Und wir dachten schon, solche Vögel kann man bald nur noch im Freigehege für bedrohte Autoarten angucken. Der neue Kia K4 ist weder ein angesagter SUV noch ein stylisher Crossover. Und durch seine Adern fließen auch nur ein paar Ampere Strom. Der Nachfolger des Ceed reüssiert als ganz normales Kompaktauto, das bis auf weiteres mit reinen Verbrennern und nur in einer Version als Mildhybrid angeboten wird. Ja, es klingt tatsächlich ein wenig so, als komme der K4 aus einem Land vor unserer Zeit. Doch elektrische Experimente möchten sich die Koreaner in dieser Klasse verkneifen. Schließlich war die Ceed-Familie neben dem Sportage bislang eine Art Lebensversicherung.
Einzig der XCeed wird den Modellwechsel überleben und noch eine Zeitlang weitergebaut. Ansonsten übernimmt ab Anfang 2026 der K4 (Basispreis: 30.000 Euro), der auf einer komplett neuen und eigenen Plattform anrollt und im mexikanischen Werk Pesqueria im Bundesstaat Nuevo Léon gefertigt wird.
Kia K4: Erstmal nur in Kompaktform
Zunächst gibt es den Mittelamerika-Koreaner nur in Kompaktform, später soll eine Kombiversion folgen. Wobei schon der fünftürige K4 aus der Feder von Ex-BMW-Designer Karim Habib eigentlich wie ein Sportkombi ausschaut. Da schleichen sich spontan ein paar Scirocco-Vibes ins automobile Langzeitgedächtnis. Das zierliche Dach zieht sich scheinbar schwebend weit nach hinten und fällt dann recht steil in ein Heck mit auffällig breiten Schultern und kurzem Überhang ab. Das K4-Ende provoziert wie eigentlich bei allen neuen Kias. Ein bisschen futuristisch, aber nicht beliebig. Muss man mögen.
Vorne sehen wir eine weitere Interpretation der Tiger-Nase mit oberer Chromleiste, die Scheinwerfer im Star-Map-Design kennen wir bereits von anderen Modellen. Kia nennt die neue Designsprache "Opposites United" - also "Gegensätze vereint". Auffällig ist der deutlich in die Breite gezogene Körper, was dem Auto einen sportlichen, stämmigen und robusten Eindruck verleiht. Zudem misst der K4 nur 1,43 Meter in der Höhe, was den sportiven Touch noch einmal verstärkt. Mit 4,44 Meter bewegt sich der K4 am oberen Ende seiner Klasse, der lange Radstand von 2,72 Metern zieht den Wagen zusätzlich in die Länge. In den Kofferraum passen 438 bis 1.217 Liter Gepäck, in etwa Golf-Niveau. Beim Mildhybrid sind es aber nur rund 330 Liter.
K4 als Vorserienfahrzeug
Zur ersten Schnupperunde tritt der K4 noch als Vorserienfahrzeug an. Einige Details entsprechen deshalb nicht ganz dem, was wir ab Frühjahr sehen werden. So folgt noch eine elektrische Heckklappe und ein Totwinkelassistent mit Monitoranzeige. Und ob es der knollig-klobige Automatik-Schalthebel in die Serie schafft, ist auch eher fraglich. Er wirkt im modernen Ambiente wie ein Gruß aus den Achtzigern.
Vieles im reduzierten Innenraum des K4 ist bekanntes Kia-Repertoire. So das breite Panoramadisplay, bestehend aus zwei 12,3 Zoll großen Bildschirmen und einem 5,3 Zoll-Touchscreen für die Klimaregelung. Das sogenannte „Connected Car Navigation Cockpit“ bündelt Navigation, Multimedia und Fahrzeugsteuerung. Smartphones lassen sich kabellos über Android Auto und Apple CarPlay integrieren, Updates fliegen "Over-the-Air" ins Auto, Handy oder Smartwatch können als digitaler Autoschlüssel eingesetzt werden. Im Gegensatz zu seinen Verwandten setzt der K4 aber auch noch auf einige klassische Tasten, die die schnelle Bedienung deutlich erleichtern. In der getesteten GT-Line waren die Sitze sportlicher ausgeformt und boten guten Seitenhalt.
Kia K4 (Fahrbericht)
Der K4 profitiert von vielen Gadgets und Assistenzsystemen der größeren Brüder. So gibt es zum Beispiel optional belüftete Sitze, einen Querverkehrswarner mit Notbremsfunktion, einen adaptiven Temporegler, Frontkollisionswarner, einen Autobahnassistenten oder eine 360-Grad-Ansicht des K4 aus der Vogelperspektive. Ein Head-up-Display wird Kia indes leider nicht anbieten.
Schon in der Basisversion Vision (ab 29.990 Euro) gibt sich Kia großzügig: 16-Zoll-Aluräder, ein beheizbares Lenkrad und die Klimaautomatik sind ebenso immer an Bord wie eine Rückfahrkamera, Sitzheizung vorne oder eine 12-Volt-Steckdose im Gepäckraum. Beim Spirit (ab 35.890 Euro) kommen unter anderem 17-Zöller, elektrisch verstellbare Sitze und eine induktive Ladeschale dazu. Die GT-Line (ab 37.290 Euro) bringt spezifische Designelemente mit, zudem Wippen am Lenkrad und spezielle Sitzbezüge in Stoff-Ledernachbildung.
Vier Motoren parken zu Beginn in der Preisliste. Den Einstieg definiert ein 1,0-Liter-Turbo-Dreizylinder mit 85 kW/115 PS und Schaltgetriebe. Diese Variante ist auch mit Mildhybrid und Doppelkupplungsgetriebe erhältlich. Darüber bietet ein 1,6 T-GDI in zwei Leistungsstufen und jeweils mit 7-Gang-Automatik seine Dienste an: 110 kW/150 PS und 132 kW/180 PS stehen zur Wahl.
Unser 150-PS-Prototyp, lackiert im goldigen Sparkling Yellow, ist ein Typ, der vom Start an eigentlich passt. Aber dann…ein wenig Ernüchterung. Verwöhnt von all den Stromern der letzten Zeit mit ihrem brutalen Anfahrkick, setzt sich der K4 eher gemächlich in Bewegung. Hat man ja fast schon vergessen, diese kurze Atempause, bis sich das Drehmoment durch die Automatik gewühlt hat und vorne an den Rädern ankommt. Ein spontaner Reißer ist der K4 also nicht, aber längst auch keine Spaßbremse.
Später auf der Landstraße spielt er dann befreit auf. Wunderbar entlastend, wenn man sich nicht mit schwerem Akku im Bauch abschleppen muss. Das Handling ist einwandfrei, auch dank der angenehm direkten Lenkung. Okay, über die Komfortabstimmung lässt sich diskutieren. Der K4 hat stramme Waden, bietet dafür aber auch Zuversicht und Verlässlichkeit, wenn es mal zu schnell in die Kurve geht. Spätestens dann merkt man, dass der Kia K4 gar kein so exotischer Vogel ist, sondern einfach nur ein ziemlich gut gemachtes Auto alter Schule.