Continental hat nach eigenen Angaben einen neuen Drucksensor entwickelt, mit dem die Überlebenschance von Fußgängern bei Kollisionen erhöht werden soll. "Der Sensor erkennt zuverlässig Kollisionen mit Fußgängern und liefert den Sicherheitssystemen des Fahrzeugs die notwendigen Informationen, Schutzmaßnahmen auszulösen", erklärte Lorenz Pfau von der Continental-Division Chassis & Safety. Innerhalb von 10-15 Millisekunden nach einem Zusammenprall werde die aktive Motorhaube des Fahrzeugs angesteuert und durch spezielle Aktuatoren angehoben. Dies verhindere, dass der angefahrene Fußgänger durch den Aufprall auf die Haube und den darunter liegenden Motorblock schwer verletzt oder getötet werde.
Als Sensoren für die Erkennung eines Fußgänger-Crashs waren laut Continental bislang Lichtwellenleiter oder Beschleunigungssensoren im Einsatz. Der neue Druckschlauchsensor, den der Zulieferer gemeinsam mit Daimler entwickelt hat, könne leicht in jedes beliebige Fahrzeug integriert werden, da er sehr flexibel an die Karosserieform angepasst werden könne.
Der Schlauch liegt den Angaben zufolge unmittelbar hinter dem Block aus Kunststoffschaum, der als Energieabsorber in der Fahrzeugfront verbaut ist. An den beiden Enden des mit Luft gefüllten Druckschlauchs sind standardisierte Drucksensoren installiert. Diese werden auch eingesetzt, um Airbags bei Seitencrashs zu aktivieren. Kollidiert das Fahrzeug mit einem Hindernis, ergibt sich aus dem Druck, der via Frontschürze und Kunststoffschaum auf den Schlauch ausgeübt wird, ein typisches Signalbild, das von den beiden Sensoren am Ende des Schlauchs ermittelt und an ein Airbag-Steuergerät weitergeleitet wird.
Fast 600 tote Fußgänger pro Jahr
Im vergangenen Jahr kam es in Deutschland zu rund 29.500 Unfällen, bei denen Fußgänger von einem Fahrzeug angefahren wurden. Der größte Teil dieser Kollisionen, nämlich rund 28.000, ereignete sich innerhalb geschlossener Ortschaften. Insgesamt kamen dabei 559 Menschen ums Leben. Außerdem weist die Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes für 2009 noch rund 8000 Schwerverletzte aus. In einer zurückliegenden europaweiten Auswertung der Unfallzahlen für das Jahr 2007 wurden allein für die europäischen Hauptstädte insgesamt rund 1600 Verkehrstote ermittelt, davon war fast jeder zweite (43 Prozent) ein Fußgänger.
Beim EuroNCAP-Crashtest, dem sich jedes neue Fahrzeugmodell unterziehen muss, wird der Fußgängerschutz mit einem Anteil von 20 Prozent an der Gesamtnote gewichtet – neben dem Schutz der Fahrzeuginsassen (50 Prozent), der Kindersicherheit im Innenraum (20 Prozent) sowie vorhandenen Assistenzsystemen, ESC oder Gurt-Erinnerer (10 Prozent). Damit ein Fahrzeug in die höchste Kategorie im EuroNCAP mit fünf Sternen eingruppiert werden kann, müssen auch beim Fußgängerschutz mindestens 60 Prozent der Höchstpunktzahl erreicht werden. Besonderes Gewicht hat dabei der Schutz des Kopfes nach einem Zusammenprall. (ng)