Bosch Diagnostics
Für dieses Jahr hat Bosch Diagnostics sich viel vorgenommen. Welche Ziele das Unternehmen hat und mit welchen Produkten zur Automechanika zu rechnen ist, stellte der Werkstattausrüster kürzlich in Plochingen vor.
Während der vergangenen zehn Jahre hat Bosch in den Produktbereich Diagnostics, welcher neben den Diagnosegeräten auch die komplette Werkstattausrüstung umfasst, viel investiert. Dieses Investment trägt Früchte. So zählte Bosch Diagnostics 2011 bei Werkstattausrüstung für überfabrikatliche Werkstätten (IAM) zu den Marktführern in den Märkten der Europäischen Union und Latein-Amerikas. Weltweit ist Bosch inzwischen die Nummer Zwei im IAM-Werkstattausrüstungsgeschäft mit einem Marktanteil von neun Prozent und einem Jahresumsatz im vergangenen Jahr von über 300 Millionen Euro. Damit konnte der Umsatz gegenüber 2010 um rund 9 Prozent zulegen. Dahinter stehen 1.200 Mitarbeiter, von denen gut die Hälfte in Deutschland arbeitet.
Nur mit einem guten Namen lässt sich eine der weltweiten Spitzenpositionen im hart umkämpften Werkstattausrüstungsmarkt nicht erreichen. Bosch Diagnostics verfolgt eine Wachstumsstrategie, welche darauf zielt die profitable Marktführerschaft zu erreichen. Ein Baustein dafür ist es die Wertschöpfungskette im Automobilservice mit innovativen Diagnoselösungen zu unterstützen. Dabei gilt es die Kundenwünsche zu erkennen und auf dieser Basis Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Für Bosch steht dabei die Werkstatteffizienz und -profitabilität im Mittelpunkt. Wenn eine überfabrikatliche Werkstatt einen wirtschaftlichen Vorteil darin erkennt, wird sie ein Produkt von Bosch Diagnostics einsetzen. Bereits in fünf Jahren will Bosch Diagnostics Weltmarktführer bei Werkstattausrüstung für IAM mit einem Marktanteil von mehr als 25 Prozent und einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro sein. Seit dem Jahr 2001, damals war Bosch Diagnostics weltweit erst die Nr. 7 mit weniger als fünf Prozent Marktanteil und 100 Millionen Euro Umsatz, ist das Unternehmen auch durch eine Reihe von Firmen-Zukäufen gewachsen.
Produktprogramm erweitert
Dabei wurden das Produktspektrum Stück für Stück erweitert, Fertigungsstätten übernommen, die Präsenz in wichtigen Märkten gestärkt und die Vertriebswege verbessert. Die bekannteste Übernahme war die von Beissbarth in München vor fünf Jahren. Weitere, zum Teil hochspezialisierte Unternehmen aus China, den USA und Südamerika zählen heute ebenfalls zu Bosch Diagnostics. Eine weitere spektakuläre Aquisition ist für dieses Jahr geplant (siehe Kasten auf Seite 34). Heute ist Bosch Diagnostics in allen Erdteilen mit Standorten vertreten. So entstehen die Daten für die Diagnosesoftware ESItronic weltweit direkt in den Zentren der Automobilfertigung. Die Produkte werden weltweit von überfabrikatlichen und fabrikatsgebundenen Werkstätten genutzt. Neben Diagnose- und Abgasanalysegeräten besteht das Werkstattausrüstungs-Programm heute unter anderem aus Reifenservicemaschinen, Hebetechnik, Prüfständen, Klimaservicegeräten und Fahrwerksvermessungssystemen.
Parts, Bytes und Services
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg von Bosch Diagnostics liegt in der nahtlosen Verknüpfung von Diagnose und Reparatur. Wenn mit einem Diagnosegerät und einer Fehlersuchanleitung ein Fehler an einem Auto gefunden wurde, dann ist der Weg zum passenden Bosch-Ersatzteil nicht weit. Das Angebot umfasst Schulungen, die Hotline und weitere Dienste.
Eines der Kernprodukte von Bosch Diagnostics ist die ESItronic. Dieses Programm treibt quasi die KTS-Diagnosegeräte an und bietet jeder Werkstatt maßgeschneidert die Daten und Funktionen, welche sie tatsächlich braucht. Die Abdeckungsrate der ESItronic wurde in den vergangenen Jahren erheblich erweitert. Heute umfasst die Abdeckung mehr Fahrzeugtypen von unterschiedlichen Fahrzeugherstellern, bietet eine hohe Diagnosetiefe und ist aktueller als je zuvor. Selbst die Updates sind inzwischen so umfangreich, dass inzwischen auch ein Online-Update angeboten wird. Mit der brandneuen ESItronic 2.0 (siehe asp 1/2012, Seite 26 ff.) wurden die Benutzerfreundlichkeit und die Vernetzung der Funktionsbereiche deutlich verbessert. Auf der Automechanika 2012 wird Bosch die ESItronic 2.0-Online- Erweiterung vorstellen. Dabei handelt es sich um eine ESItronic- 2.0-Version, die ihre Daten nicht mehr wie gewohnt von der Festplatte eines KTS 670 oder eines PC abruft, sondern über das Internet auf einen Server zugreift. Für den Anwender bedeutet dies den Abschied von Updates, denn durch den Onlinezugriff werden automatisch die aktuellsten Daten heruntergeladen. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass neue Daten nochmals schneller als heute zur Verfügung gestellt werden können. Der Abruf und die Bereitstellung der Daten nach Fahrzeugselektion erfolgen unmerklich im Hintergrund.
Bereits auf der Automechanika 2010 hatte Bosch den Prototyp eines BSA 4xxx Bremsprüfstandes mit CAS-Plus präsentiert. Die Serienversion dieses Produkts wird auf der Automechanika 2012 live vorgestellt und ist danach lieferbar. Auch die Nachrüstung vorhandener BSA 4xxx Bremsprüfstände ist möglich. Im Prinzip handelt es sich um die Kombination der Möglichkeiten der Steuergerätediagnose mit einem KTS 540 und einem Rollenbremsprüfstand. Was so einfach klingt ist hoch komplex und bietet fundierte Möglichkeiten, ABS und ESP auf einem Prüfstand in der Werkstatt zu prüfen.
Im Automechanika-Jahr erneuert Bosch seine ACS Klimaservicegeräte-Palette und bietet eine neu entwickelte Gerätereihe für die Kältemittel R 134a und R1234yf an. Das ACS 9000 für R 1234yf entspricht dem VDA-Lastenheft. Der Kältemittelkreislauf der neuen ACS-Geräte stammt von der amerikanischen Bosch-Tochter RTI und erfüllt höchste Präzisions- und Sicherheitsstandards. Die drei neuen R 134a-Geräte sind das Einstiegsgerät ACS 551, das ACS 651H für Hybrid mit zwei Ölkreisläufen und das ACS 751H gemäß der Norm SAE J 2788.
Um den Ablauf in der Werkstatt auch im Datenzeitalter optimal zu gestalten, bietet Bosch die Data Exchange Plattform (DXP) an. Hier ist es möglich den Datenstrom zwischen internen und externen Servern, Fahrzeugen und Geräten zu koordinieren. So stehen immer die passenden Daten am richtigen Ort zur Verfügung. Ergänzend zum breiten Schulungsangebot von Bosch, welches zuletzt um den Bereich Truck erweitert wurde, wird es noch in diesem Jahr im Internet Sozial Media Foren speziell für Werkstätten geben. Und auch über die ESItronic-Online-Erweiterung wird es ab der Automechanika die Möglichkeit zum flächendeckenden Erfahrungsaustausch überfabrikatlicher Werkstätten untereinander geben. Bernd Reich
▶ Bosch Diagnostics ist bei Werkstattausrüstung für IAM-Werkstätten weltweit der zweitgrößte Anbieter
Übernahme geplant
Service-Verlobung
Mit der geplanten Übernahme des Bereichs Service Solutions von SPX durch den Bosch-Bereich Automotive Aftermarket steht einer der umfangreichsten Firmenkäufe im Service-Bereich seit Jahren im Raum. Für den Bosch-Geschäftsbereich Automo-tive Aftermarket aus Karlsruhe wäre dies die bisher größte Firmenübernahme in der Unternehmensgeschichte. SPX Service Solutions entwickelt, produziert und vertreibt Diagnose- und Servicegeräte, Werkstattzubehör sowie Software für den weltweiten Automobilmarkt. Für 2011 erwartet SPX Service Solutions mit Sitz in Warren, Michigan, USA, einen Umsatz von umgerechnet rund 660 Millionen Euro. Dieser SPX-Bereich hat rund 2 700 Mitarbeiter in 17 Ländern und verfügt über Fertigungsstätten in den USA, Deutschland, Frankreich und China. Die geplante Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Vorgesehen ist es, die Übernahme in der ersten Jahreshälfte 2012 durchzuführen. Der Kaufpreis beträgt laut Veröffentlichung umgerechnet rund 883 Millionen Euro. Bosch könnte mit diesem Kauf seine Rolle als einer der führenden Anbieter von Diagnoselösungen stärken und seine Präsenz vor allem in Nordamerika, Asien/Pazifik und Europa ausbauen.
ESItronic 2.0
Online erweitert
Auf der Automechanika 2012 stellt Bosch Diagnostics die angekündigte ESItronic 2.0-Online-Erweiterung vor, welche sowohl im Bereich Updates als auch der Kommunikation der Werkstätten untereinander neue Möglichkeiten bieten wird.
- Ausgabe 3/2012 Seite 32 (483.1 KB, PDF)