Allianz/VW: Vierfach-Crash des up!
Das Allianz Zentrum für Technik (AZT) hat gemeinsam mit VW einen up! gecrasht – viermal mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und nachfolgender fachgerechter Reparatur. Endpunkt: ein Euro-NCAP-Crash mit 64 km/h.
Schon wieder ein Vergleichs-Crash mit instandgesetztem Unfallschaden? Jein. Diesmal ging es beiden Beteiligten, Allianz Zentrum für Technik (AZT) und VW, um mehr, nämlich um die Beantwortung dieser Fragen:
Wie wirken sich Mehrfachreparaturen auf die passive Sicherheit aus?
Können Assistenzsysteme die Höhe der Schäden beeinflussen?
Für die Beantwortung der Fragen wurde ein VW up! geopfert. Viermal fuhr man ihn beim AZT in Ismaning gegen eine Barriere, genormt vom Research Council for Automobile Repairs (RCAR), zuerst mit 8, dann mit 12, 15 und 20 km/h, wobei die beiden letzten Crashs vertauscht stattfanden, was auch die Tabelle unten widerspiegelt. Zur besseren Vergleichbarkeit (vgl. Spalte „benötigte Ersatzteile“ und Fußnote 1) listet sie die Crashs mit steigender Geschwindigkeit auf. Zum Schluss fuhr VW den up! in Wolfsburg auf eigener Bahn mit 64 km/h gegen eine Barriere nach European New Car Assessment Programme (NCAP) – ein Totalschaden, der aufschlussreich war. Doch dazu später mehr. Zunächst zu den aus den vier vorherigen Crash-Tests beim AZT gewonnenen Erkenntnissen.
„Bei fachgerechter Reparatur bleibt die Sicherheit von Fahrzeugen auch nach mittelschweren Schäden in vollem Umfang erhalten. Um dies sicherzustellen, müssen sich Werkstätten an die Herstellervorgaben halten und Ersatzteile in Qualität der Originalteile verwenden. Die Fahrzeughersteller sind gefordert, geprüfte Reparaturverfahren und Reparaturleitfäden für jedes Modell ab Markteinführung bereitzustellen“, lautet das Fazit des AZT-Leiters Dr. Christoph Lauterwasser. Selbstverständlich erfolgten die vier Reparaturen in der AZT-Werkstatt mit Originalersatzteilen.
64 km/h: Schadenbilder identisch
Das belegte auch der finale 64-km/h-Crash bei VW, bei dem keinerlei Unterschiede zwischen dem mehrfach instandgesetzten up! und einem bereits zuvor gecrashten Neufahrzeug zu erkennen waren: Kinematik, Airbag-Auslösung und Dummy-Verhalten waren gleich.
Eine für Werkstätten und Autohäuser wichtige Erkenntnis aus den vier vorherigen Crashs ist die Geschwindigkeitsschwelle, ab der es zu Strukturschäden kommt; sie liegt bei 15 km/h. O-Ton AZT: „Die Testserie zeigt deutlich, dass die Reparaturkosten am Fahrzeug bis zu einer Aufprallgeschwindigkeit von 15 km/h (dieser Wert entspricht einer Kollision auf ein stehendes Mittelklassefahrzeug bei einer Geschwindigkeit von ca. 20 bis 25 km/h) mit weniger als 1.500 Euro auf niedrigem Niveau bleibt. Bei 20 km/h, dies entspricht in etwa einer Aufprallgeschwindigkeit von 30 bis 35 km/h bei einer Fahrzeug-Fahrzeug-Kollision, steigen sowohl der Schadenumfang als auch die Reparaturkosten deutlich an“ (vgl. Tabelle auf Seite 14).
Über den Zusammenhang mit Notbremssystemen äußert sich der AZT-Chef so: „Hier setzen moderne Notbremssysteme an, wie sie zum Beispiel im VW up! erhältlich sind, die einen Auffahrunfall ganz verhindern oder die Aufprallgeschwindigkeit deutlich mindern können. Notbremsassistenten senken sowohl die Häufigkeit von Auffahrunfällen als auch deren Kosten in allen Fahrzeugklassen, speziell auch im Kleinwagensegment.“
Das Fazit für Karosseriebetriebe lautet: Das Reparaturaufkommen wird bei Marktdurchdringung der Notbremsassistenten weiter sinken. Peter Diehl
- Ausgabe 9/2013 Seite 14 (5.6 MB, PDF)