Alfa Romeo feiert 2013 das vierblättrige Kleeblatt, das auf Italienisch "Quadrifoglio Verde" heißt. Der Glücksbringer ziert seit 90 Jahren die Hochleistungsmodelle aus der Mailänder Firma. Im Jahr 1923 malte Ugo Sivocci vor dem Rennen auf der Targa Florio ein Kleeblatt auf den Rumpf seines Alfa Romeo RL. Er fuhr danach den ersten von insgesamt zehn Alfa-Siegen auf dieser legendären bergigen Strecke auf Sizilien heim. Und weil Rennfahrer natürlich überhaupt nicht abergläubisch sind, beschlossen die anderen drei Werksfahrer - unter ihnen der junge Enzo Ferrari -, ebenfalls dieses Fortüne versprechende Quadrifoglio Verde aufzumalen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Renner in Partnerschaft mit Autodelta, eine der bekanntesten Rennschmieden, die heuer ihren 50. Geburtstag feiern könnte - wenn es sie denn noch gäbe. Der Glücksklee fuhr mit, als Alfa Romeo fünf Weltmeistertitel gewann und auch, als 1950 und 1951, mit Juan Manuel Fangio im Cockpit, Alfa-Rennwagen die beiden ersten Formel-Eins-Weltmeisterschaften gewannen. Das Kleeblatt (mal weiß, mal grün, mal gold) auf traditionell rotem Lack war auch dabei, als Alfa Romeo bis 2004 in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft mit dem 155 V6 Ti (1993) und dem 156 Superturismo siegreich war. Die Pflanze mit Blei in den Adern unterschied in den zwanziger Jahren auch die reinen Alfas von denen, die unter dem Management der jungen Scuderia Ferrari das springende Pferd trugen.
Inzwischen hat sich Alfa Romeo bekanntlich aus dem Renngeschäft verabschiedet. Für einen Tag hatte die rote Passion auf dem großen Testgelände des Fiat-Konzerns bei Balocco Auslauf. Dort, auf halbem Weg zwischen den Autozentren Turin und Mailand, tüftelten ursprünglich auch die Spezialisten von Autodelta. Allein schon die Giulia, Giorgio Giugiaros Designwurf für Bertone aus den Swinging Sixties, schlägt den Bogen von der auch straßentauglichen Dolce Vita - inklusive gelochtem Nardi-Lenkrad - wie bei der Version GTA 1300 Junior (97 kW/130 PS) bis hin zur Rennmaschine 1750 GT Veloce. Wo nach heutigem Gefühl Lenkung und Fahrwerk beim Junior eher lässig à la Adriano Celentano abgestimmt sind, kommt der 1750 mit seinem kleinen Momo-Steuer wie eine brachiale Rockröhre um die Kurven geschossen.
Dabei hat der geringer motorisierte Junior mit Quadrifoglio-Feinschliff seinerzeit dreimal die Tourenmeisterschaft gewonnen. Mit nur 910 Kilogramm Gewicht, über 200 PS, zwei oben liegenden Nockenwellen und dem gesammelten Renn-Knowhow der Alfa-Autodelta-Partnerschaft war diese Giulia eine der schnellsten. Nicht minder kompakt und straff aber von zeitlos schöner Form war auch das von Zagato gezeichnete Coupé Giulia TZ, das 1963 die Kooperation mit Autodelta einläutete und in Balocco endlich wieder Runden drehen durfte. Gleich zum Debüt gewann diese Bella Machina mit Lorenzo Bandini am Steuer die Coppa Fisa in Monza. In den Jahren danach folgten Siege in Le Mans und auf der Targa Florio.
Heute nur noch Safety Car
Das einzige, was der 4C und der 33 TT 12 der siebziger Jahre gemein haben, ist der Mittelmotor. Die Rennflunder mit den Batmobil-Flügeln wurde für den Einsatz bei den Prototypen-Meisterschaften gebaut. Sie besitzt einen V12 in Leichtbau, der 397 kW/540 PS bei 12.400 U/min entwickelte und 1975 in den acht Rennen der Saison siebenmal seinen Konkurrenten davonfuhr. Die Rennkurse dieser Welt werden längst von anderen dominiert, und den Fiat-Konzern plagen andere Sorgen, als ein kostspieliges Image im Motorsport für Töchter, die nicht Ferrari heißen, zu unterhalten. Heute fährt der Mito im Quadrifoglio Verde-Trim als Safety Car bei der FIM Superbike-Weltmeisterschaft (SBK) den Motorrädern voraus. Aber welches Glückskind hat schon so eine Ahnenreihe? (Alexandra Felts / sp-x)