Als Werner Tönnemann vor drei Jahren mit seinem Opel Blitz LF 8 ins Rallye-Ziel einfuhr, sorgte das Blaulicht seines antiken Feuerwehrautos für Aufmerksamkeit. Was viele nicht wussten: Sein Blitz ist vollbestückt und jederzeit einsatzbereit. "Wenn ich auf der Rallye weitere sieben Helfer finde, könnte ich im Notfall einen Löschangriff durchführen", juxt der Mitinhaber von S&B Consulting FreitagTönnemann aus Coesfeld, einer Beratungsfirma für Autohäuser und Hersteller.
Im Gegensatz zu Tanklöschfahrzeugen, die Wasser an Bord haben, benötigt das Löschgruppenfahrzeug von Tönnemann im Ernstfall entweder einen Hydranten oder eine offene Wasserentnahmestelle, aus der angesaugt werden kann. "Der Starnberger See wäre hervorragend", sagt der Berater mit einem Augenzwinkern.
Alles andere als einsatzbereit war das rote Nutzfahrzeug hingegen, als der Oberbrandmeister a.D. es 1995 der Freiwilligen Feuerwehr Arrach (Cham) abkaufte. Der Blitz war bis dahin im Einsatz und wurde dann ausrangiert. "Die Feuerwehren inserieren in der Regel in einschlägigen Zeitungen", erklärt der Berater das Prozedere. "Die Gemeinden verkaufen die Fahrzeuge allerdings zumeist ohne feuerwehrtechnisches Gerät." Da Tönnemann aber selbst 21 Jahre lang Feuerwehrmann war und über entsprechende Kontakte verfügte, konnte er sich selbst die komplette Ausrüstung besorgen. Vom Atemschutzgerät über Handlampe, Leinen, Strahlrohr, Schlauch oder Leiter – Tönnemanns Blitz ist nach dem Originalladeplan der 80er Jahre für ein LF 8 bestückt.
800 Liter Wasser pro Minute
Sein Blitz wurde 1972 zum ersten Mal zugelassen. Während das Fahrgestell aus Rüsselsheim stammt, ging der Feuerwehraufbau auf die Firma Magirus zurück. Das "LF" in seiner Modellbezeichnung steht für Löschgruppenfahrzeug. Ausgelegt ist der Einsatzwagen bei voller Besetzung auf insgesamt neun Personen. Hinten fahren auf zwei Sitzbankreihen sieben Feuerwehrmänner mit, vorne sitzen in Personalunion Maschinist und Fahrer sowie Fahrzeugführer (Gruppenführer). Die Position des Fahrzeugführers wird auf der Rallye von Ehefrau Ines wahrgenommen, sie ist also der "Chef vom Dienst". "Wie im richtigen Leben", schmunzelt Tönnemann. Das LF 8 hat zwei Pumpen, eine sogenannte Vorbaupumpe und hinten eine eingeschobene Tragkraftspritze. Vorbaupumpe und das Fahrzeug selber werden von einem 2,5 Liter – 6 Zylinder Opelmotor mit 80 PS angetrieben. TS 8/8 steht für 800 Liter Wasser pro Minute bei acht Bar Ausgangsdruck. "Das müssen die Pumpen schaffen", erklärt Tönnemann, der auch Pumpenmaschinist war.
Der ehemalige Feuerwehrmann ist nicht nur sehr rallyeerfahren, sondern fährt in diesem Jahr auch zum zehnten Mal mit der AUTOHAUS Motorradtour mit. "Es gibt einen Kreis von etwa zehn Personen, die sowohl auf der Motorradtour als auch auf der Classic mitfahren", sagt der Berater. "Auf diese Kollegen, aber auch auf viele neue Gesichter freue ich mich. Die Teilnehmer haben ja alle Benzin im Blut." Auch Tönnemann selbst ist nicht einfach nur ein Berater. Er entstammt dem Autohaus Tönnemann (Opel, Honda, Saab, Hyundai und Skoda), dessen Geschäftsführung er 14 Jahre lang angehörte. Seit 2002 ist er selbständiger Berater, war Trainer an der Opel-Akademie in Rüsselsheim, ist nach wie vor Trainer an der Weiling-Akademie in Coesfeld, und ist heute zusammen mit seinem Geschäftspartner Thomas Freitag als Berater, Trainer und Coach in der Automotive-Branche tätig.
Feuerwehr auf der Autobahn
Da er den Blitz nur mit einem Lkw-Tieflader transportieren könnte, fährt er die fast 800 Kilometer über die Autobahn ins Allgäu. "Was glauben Sie, wie viel Hupen, Lichthupen und erstaunte Blicke ich da erhasche." Für die AUTOHAUS Classic trifft er nur wenige Vorbereitungen. "Die Rallye ist perfekt organisiert", sagt er. "Man ist als Teilnehmer einfach rundum sorglos und muss sich um nichts kümmern. Kompliment an alle, die das tatkräftig mit organisieren."
Vor zehn Jahren ist Tönnemann wegen Zeitmangels bei der Freiwilligen Feuerwehr ausgestiegen. Seinen Helm aus der Zeit als Oberbrandmeister hat er aber behalten – und holt ihn zur Rallye wieder raus. Außerdem will er im Allgäu auch in eine historische Feuerwehruniform tragen. "Wenn schon, denn schon", sagt der Berater lachend. (jko)