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30 Jahre Audi A8: Gegen den Strom ins Kanzleramt

19.04.2024 13:41 Uhr | Lesezeit: 2 min
Audi V8 D1, erster erfolgloser Vorstoß in die Oberklasse.
© Foto: Unternehmensarchiv der AUDI AG

Neue Zeiten brauchen neue Autos: Mit schlanker Stromlinienform und leichter Aluminiumkarosserie konterte der Audi A8 in den politisch neu geordneten 1990ern die etablierte schwergewichtige Oberklasse mit Stern. Erfolgreich, parkten doch bald A8 Limousinen mit Allrad, V8 oder elitärem W12 vor Konzernen und Kanzleramt.

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Audi statt S-Klasse vor dem Bundeskanzleramt: Der vor 30 Jahren vorgestellte A8 machte möglich, wovon BMW trotz frühem V12-Prestige weiter träumen musste. Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Nachfolgerin Angela Merkel distanzierten sich mit der in filigraner Eleganz gezeichneten und revolutionär leichtgewichtigen Aluminiumkarosserie des Audi A8 von dem kolossal geratenen S-Klasse-Kreuzer der Baureihe Mercedes W140, in dem sich zuvor Langzeit-Kanzler Helmut Kohl chauffieren ließ. Bis Mitte der 1990er waren Audi, BMW und Newcomer wie Lexus nach landläufiger automobiler Hierarchie eher für gesellschaftliche Aufsteiger als für staatstragende Aufgaben zuständig. Aber dann kam der revolutionäre A8, für den kein technischer Aufwand zu teuer schien.

Schon 1993, auf der IAA Frankfurt und in Tokio, überstrahlte er als auf Hochglanz polierte seriennahe Studie ASF (Audi Space Frame Concept) alle anderen Messepremieren. Aber der eigentliche Coup gelang dem A8 im Frühjahr 1994: Als erste in Großserie gebaute Oberklasse-Limousine, die dank Alu bis 200 Kilo Gewicht spart und mit optionalem Allradantrieb protzt, plus einem Motorenportfolio vom 2,8-Liter-V6 über V8 bis zum etwas später lancierten, legendären 6,0-Liter-W12. Wer wollte, konnte mit diesem 5,03 bis 5,16 Meter langen Luxusliner auch knausern, als V6-Diesel war er mit nur 7,2 Liter Normverbrauch sparsamer als BMW 7er (E38) und die 1998 erneuerte S-Klasse (W220). Nicht zu vergessen der V8-TDI quattro, für den damaligen VW-Konzern-Boss Ferdinand Piech ebenso wie der elitäre Zwölfzylinder Symbole dafür, dass Audi zu Recht die technologische Führung in der Oberklasse beanspruchte. 


30 Jahre Audi A8 (D2)

30 Jahre Audi A8 Bildergalerie

Die Kunst der aerodynamischen Form hatten die Ingolstädter schon 1982 mit dem Audi 100 (C3) zu einem Höhepunkt geführt, brillierte dieser Viertürer doch mit einem cw-Wert von 0,30 „als strömungsgünstigste Serienlimousine der Welt". Ein Fabel-cw-Wert, den der Audi A8 in den technologieverliebten 1990ern mit 0,29 toppte und so im automobilen Oberhaus für Furore sorgte. Zum Vergleich: Der 1994 gleichfalls neue BMW 7er (E38) wies ebenso wie die gerade aufgefrischte S-Klasse (W140) cw 0,31 aus. Aber bei Audi konnten sie noch mehr, kombinierten sie die Aeroform doch erstmals mit einer leichten Aluminiumkarosserie zugunsten günstiger Verbrauchswerte und besserer Fahrleistungen.

"Windschnittig" und "Form vollendet"

Besonders deutlich zu erfahren war dies mit dem A8 in Basisversion mit Frontantrieb, Handschaltung und 2,8-Liter-V6: Im Test von Fachmedien begnügte er sich mit konkurrenzlos niedrigen 8,2 Litern, zugleich rannte er trotz bescheidener 128 kW / 174 PS beachtliche 228 km/h schnell – das war flotter als die Vmax des um 30 Prozent stärkeren Mercedes S 320. Wie sehr die Stromlinie als Wegbereiter für effizientere und schnellere Automobile Audi bewegt, feiert aktuell die Doppel-Ausstellung "Windschnittig" und "Form vollendet" als Gemeinschaftsproduktion des August Horch Museums Zwickau und des Audi museum mobile in Ingolstadt. Zu erleben sind dort Stromlinienpioniere aus über 100 Jahren wie die legendären Silberpfeile oder der bahnbrechende Audi 100 (C3); aber auch der Audi A8 (D2) wird in Ingolstadt gezeigt. Das ASF Concept Car als Vorbote für den A8 mit Voll-Alu-Karosserie gibt es bis Anfang Mai im Audi Forum Neckarsulm zu bewundern, in Neckarsulm lief 1994 die Produktion des A8 an.

Mit dem "Star-Light-Express", wie das Audi-Marketing den schnellen A8 feierte, wollte die Marke mit den vier Ringen damals "mehr bieten als andere Automobile in dieser Klasse". Aber auch mehr erreichen als mit dem Vorgänger Audi V8 (D1), dessen Formensprache den kleineren Modellen 100 und 200 fast zum Verwechseln ähnlich sah. Da nützte es nichts, dass der Audi V8 als weltweit erste Luxuslimousine mit serienmäßigem Allradantrieb und 32-Ventil-Achtzylinder vorfuhr, die Verkaufszahlen blieben mit nur 21.000 Einheiten im Keller. In der dünnen Höhenluft, dort, wo Mercedes allmächtig schien und selbst V12-Marken wie Jaguar lediglich Achtungserfolge erzielten, etablierte sich Audi erst mit dem zeitlos eleganten A8 (D2), dessen Auflage am Ende fünf Mal höher war als beim V8 (D1).

A8 auf Erfolgskurs

Noch 1998/99, im bereits fünften Produktionsjahr, fuhr der A8 trotz frischer Wettbewerber wie der neuen S-Klasse (W220) und einer wirtschaftlichen Rezession auf Erfolgskurs. So vermeldete Audi stolz: "Trotz rückläufiger Absatzzahlen im globalen Luxussegment konnte der A8 sowohl in Deutschland als auch auf den anderen großen Märkten, insbesondere in den USA, nochmals zulegen." Dem kontinuierlich modellgepflegten Audi-Flaggschiff gelang es mittlerweile auch, die Filmindustrie zu überzeugen: In fast 300 TV- und Kinofilmen spielten der A8 und der 1996 gestartete sportliche S8 (mit 250 kW / 340 PS beworben als "die komfortable Alternative zum Sportwagen") die Rolle der alternativen Oberklasselimousine für Reiche und Mächtige, die sich vom Mainstream differenzieren wollten.

Auch der 1998 gewählte Bundeskanzler Gerhard Schröder signalisierte durch die Wahl seines Dienstwagens, dass er einen neuen Stil in die Politik bringen wollte: Mit dem A8 – ab 2001 mit 309 kW / 420 PS leistendem Zwölfzylinder – fuhr der Sozialdemokrat zu Verhandlungen mit dem Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen und zum Kanzleramt. Auch in zweiter Generation (D3, Bauzeit 2002-2010) erfüllte der A8 staatstragende Repräsentationsaufgaben, denn nach einem knappen Sieg der Unions-Parteien setzte Bundeskanzlerin Angela Merkel ab 2005 auf den Komfort dieses nun bis 5,19 Meter langen Zwölfzylinders auf neuer D-Plattform des VW-Konzerns, ebenso übrigens wie der VW Phaeton und der Bentley Continental GT. Kennzeichen des A8 W12 (D3) war ein neuer, sogenannter Singleframe-Kühlergrill, der zwei Jahre später stilbildend für die gesamte Audi-Modellpalette wurde. Jetzt hatte es Audi endgültig geschafft: Insgesamt verkaufte sich der zweite, betont dynamisch ausgelegte A8 in knapp 150.000 Einheiten, fast 50 Prozent mehr als beim Vorgänger.

Audi A8 (D4): Gepunktet trotz Finanzkrise

Trotz globaler Finanzkrise gelang es dem Ende 2009 vorgestellten dritten Audi A8 (D4) bei Bankern, Konzernchefs und Politikern von Beginn an zu punkten: Rund 220.000 A8 – neuer Bestwert – konnten die Ingolstädter bis 2017 weltweit absetzen. Der vierte und bis heute in Neckarsulm gebaute A8 (D5) reüssiert besonders in China, für diesen wichtigsten Luxusmarkt legte Audi auch einen A8 L Horch auf. Die Zukunft der Oberklasse ist vollelektrisch, bis dahin verlängern Updates die Karriere des letzten A8 mit Verbrennern.

Mit dem 30. Geburtstag erreicht Audis erste erfolgreiche Luxuslimousine den Oldtimerstatus. Wie attraktiv der Erwerb eines frühen Audi A8 (D2) ist, erklärt Aleksandra Lippert von der Bewertungsorganisation Classic Analytics: "Audis Attacke auf die Oberklasse ging mit dem A8 in die zweite Runde, die Motorenvielfalt war vom Sechszylinder-Diesel bis zum W12 schier unendlich, und Bundeskanzler Schröder machte ihn als Dienstwagen auch unter Politikern salonfähig. Wer der Elektronik des A8 traut, bekommt einen guten A8 mit V8-Motor schon für 10.200 Euro."

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