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Unter Brüdern

23.11.2012 12:02 Uhr

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Bauprojekt Schu in Rheinland-Pfalz

In Freudenburg im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg haben sich die Gebrüder Schu ihren Traum vom eigenen Unternehmensgebäude erfüllt. Der Betrieb hat alles, was ein moderner Werkstatt- und Handelsbetrieb braucht – und noch ein wenig mehr.

Will man das Gebäude der Firma Schu beschreiben, kommt einem unweigerlich der Begriff edel auf die Zunge. Der lang gestreckte Bau, untergliedert durch das mittig angeordnete in rot gehaltene Werkstattbüro mit Durchgang zum verbindenden Treppenhaus, strahlt optisch Technik, Kompetenz und Seriosität aus. So, als wollte schon die Fassade beim Kunden das Gefühl wecken, „hier ist dein Auto gut aufgehoben“. Und das gilt für beide Betriebe, denn unter dem Dach des Neubaus auf dem Grundstück Appoingy Straße 4-6 befinden sich zwei Firmen. Beide haben mit Auto zu tun, bei beiden heißt der Firmeninhaber Schu und doch haben sie sehr unterschiedliche Betätigungsfelder. „Ich habe mich 2007 selbständig gemacht und hatte von Anfang an den Traum, für meine Firma auch ein eigenes Gebäude zu bauen“, erzählt Volker Schu, der jüngere der beiden Brüder. Er ist Diplom-Ingenieur Fahrzeugtechnik und Inhaber und Geschäftsführer der Tuningfirma Speedtecs. Vor seiner Selbstständigkeit war er unter anderem als Geschäftsführer und technischer Leiter für einen namhaften BMW-Tuner tätig. Sein Bruder Rainer, Kfz-Meister, war zu dem Zeitpunkt schon 17 Jahre erfolgreich mit seiner freien Werkstatt in Freudenburg etabliert. Mit den beengten Verhältnissen in der umgebauten Scheune mit angrenzendem Wohnhaus hatte er sich so gut es ging arrangiert. „Klar war das alles sehr beengt, zwei Hebebühnen, kein Platz zum Rangieren und wenn die Werkstatt voll war, haben wir die Autos schon mal vor dem Haus auf der Hauptstraße repariert“, erzählt Rainer Schu. Dennoch ist er zunächst skeptisch als sein Bruder den Vorschlag unterbreitet, gemeinsam ein neues Firmengebäude zu errichten. „Wenn man auf die 50 zugeht, will eine solche Investition gut überlegt sein.“ Seine Frau Birgit, die gute Seele des Hauses, Frau für alle Fälle und „Finanzministerin“ im Kfz-Meisterbetrieb Schu, sieht das ähnlich. „Nach einigem Hin und Her und intensiven Diskussionen in der Familie haben wir uns dann aber doch für den Neubau entschieden“, erzählt sie. Den Ausschlag gab ihr Sohn Kai, der 2011 mit 22 Jahren seinen Meisterbrief erworben hat und die Nachfolge in der Kfz-Werkstatt antreten wird. „Dadurch hat sich die Perspektive deutlich verändert, was der hohen Investition in den Neubau etwas den Schrecken nimmt“, erzählt Rainer Schu. Und eins war für den Vater auch sofort klar: „Wenn wir neu bauen, dann will ich auch Platz und mich beim Arbeiten nie wieder einengen müssen.“

Arbeits- und Wohnraum schaffen

Platz ist auch der wichtigste Anspruch seines Bruders Volker, als es an die Planung des Neubaus geht. Aber nicht nur für seine auf den Handel mit Tuningteilen spezialisierte Firma. „Von Anfang an stand fest, dass ich mit dem Neubau auch Wohnraum für mich und meine Familie schaffen will“, erzählt Volker Schu.

Mit dem Bruder unter einem Dach einen Betrieb zu gründen, war für die beiden kein Problem, auch weil man bei den Kunden so gut wie keine Überschneidungen hat. Speedtecs hat sich auf Tuning, vor allem Fahrwerkumbauten und Rad-Reifen-Kombinationen für exklusive Fahrzeuge spezialisiert. „Alles unter Reifenbreite 225 läuft bei uns als Notbereifung“, sagt Volker Schu. Seine exklusive Kundschaft fährt ebenso exklusive Fahrzeuge: von Aston Martin über Bentley bis Ferrari, Lamborghini oder Porsche und viele seiner finanzkräftigen Kunden kommen aus ganz Deutschland, Frankreich oder Luxemburg. Ganz anders Rainer Schu. Er ist der Platzhirsch in Sachen Automobilservice in Freudenburg. „Schätzungsweise 30 bis 40 Prozent unserer Kunden stammen direkt aus Freudenburg oder den Nachbargemeinden. Der Rest kommt aus dem gesamten Kreis Trier Saarburg und immer mehr auch aus Luxemburg“, erzählt Rainer Schu. Bei seinen Kunden hat er sich in den letzten zwanzig Jahren einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, weshalb für ihn als freien Werkstattunternehmer eine Mitgliedschaft bei einem Werkstattsystem nie in Frage kam. „Ich bin hier in der Region meine eigene Marke, warum soll ich das durch eine Konzeptattika am Gebäude verwässern“, so Rainer Schu.

Für die beiden Brüder war klar, wenn sie gemeinsam bauen, dann soll ein Gebäude aus einem Guss entstehen, das beiden Unternehmen genügend Platz bietet und in das sich auch eine Betriebsleiterwohnung integrieren lässt, die zwischen 150 und 200 Quadratmeter Wohnraum bieten soll. „Mein Wunsch war eine Werkstatt im Boxenkonzept mit mindestens fünf Arbeitsplätzen, eine Waschanlage und genügend Platz für die Einlagerung von Kundenrädern“, beschreibt Rainer Schu seine Anforderungen. Außerdem ist er sich mit seinem Bruder schnell einig, dass statt der üblichen Stahlbauhallenkonstruktion mit Außenwänden in Verbund Sandwichelementen, eine massive Außenwandkonstruktion entstehen soll.

Mit diesen grundsätzlichen Anforderungen an ihren Neubau befragte die Familie zunächst einen Architekten aus der Verwandtschaft. „Der hat uns eine grobe Kostenschätzung erstellt“, erzählt Birgit Schu. Die erwies sich als gute Orientierung, denn unter dem Strich sind die Schus mit ihrem Bauvorhaben ziemlich genau auf Höhe der ersten Kalkulation gelandet. Da wussten sie allerdings noch nicht, dass sie für den Quadratmeter Grund im Gewerbegebiet Freudenburg unter dem Strich fast das Doppelte des ursprünglich veranschlagten Preises ausgeben müssen.

Schwierige Hanglage mit Aussicht

Diese wenig erfreuliche Botschaft überbrachte ihnen ihr Baupartner Markus Rickerl, Geschäftsführer von Schneider Planungsbüro aus München. Auf den waren die Schus über Werkstattunternehmer Stefan Pehl, im benachbarten Ayl gekommen. „Mit Stefan Pehl hatten wir 2005 einen Werkstattneubau realisiert und offensichtlich war er so zufrieden, dass er uns weiterempfohlen hat“, erzählt Markus Rickerl. Dass der Planer mit Sitz im 450 Kilometer entfernten München nicht gerade um die Ecke saß, störte Familie Schu nicht. „Wir haben uns vom ersten Gespräch mit Herrn Rickerl im Sommer 2008 an wohl und gut betreut gefühlt. Und immer, wenn es im Bauprozess mal gebrannt hat, waren er oder einer der Mitarbeiter ansprechbar und haben sich schnell um eine Lösung bemüht.“ „Es gibt kein Bauprojekt, in dessen Verlauf es nicht irgendwann zu Abstimmungsschwierigkeiten kommt, weil ein Handwerker den Termin nicht hält, Material fehlt oder falsch geliefert wurde oder andere unvorhergesehene Dinge passieren. In solchen Momenten muss man da sein und sich um eine effektive möglichst geräuschlose Problemlösung bemühen, die das Projekt voranbringt“, erklärt Markus Rickerl.

Zu den unvorhersehbaren Dingen beim Projekt Schu gehörte die Beschaffenheit des Grundstücks. „Klar wussten wir, dass die Hanglage des Grundstücks eine Stützmauer erforderlich macht, um den oberhalb angrenzenden Sportplatz zu sichern. Dass die Maßnahme aber solche Ausmaße annehmen würde, war beim Kauf des Grundstücks nicht abzusehen“, erzählt Rainer Schu. Insgesamt 6.000 Kubikmeter Erdreich wurden abgetragen, um ein bebaubares Grundstücksniveau zu erreichen. Hinzu kam eine vier Meter hohe Stützwand aus Beton, um den Hang zu sichern. „Das Grundstück hielt ein paar Überraschungen für uns bereit“, erinnert sich auch Markus Rickerl. „Der Boden in der Region ist stark lehmhaltig. Das heißt, du hast Wasser überall da, wo du es am wenigsten brauchen kannst. Um ein stabiles Plateau für den Neubau zu bekommen, mussten wir darum zunächst eine Menge tragfähiges Material in das Grundstück einbringen“, erzählt der Bauexperte. Die umfangreichen Erdarbeiten sorgten für eine deutliche Verzögerung des Baubeginns. Damit nicht genug, sah man bei der Gemeinde, von der die Brüder das 3.500 Quadratmeter große Grundstück erworben hatten, keinen Anlass, sich an den Zusatzkosten zur Herstellung der Geländebebaubarkeit zu beteiligen. Ein Fakt, der die Brüder heute noch ärgert, denn statt der veranschlagten 30, haben sie unter dem Strich fast 60 Euro für den Quadratmeter bebaubaren Grund ausgegeben. Für Verzögerungen sorgte auch die Dauer von Genehmigungsverfahren. „Normalerweise ist heute die abwasserfreie Werkstatt vorgeschrieben. Aber nur mit einer Kehrmaschine ist ein stark verschmutzter Boden meiner Meinung nach nicht sauber zu halten. Darum wollte ich mir die Möglichkeit erhalten, die Werkstatt bei Bedarf mit Wasser ausspritzen zu können. Die dafür erforderliche Wasserablaufrinne in der Werkstatt genehmigt zu bekommen, hat uns allerdings einige graue Haare gekostet“, erinnert sich Rainer Schu. Dank der Hartnäckigkeit und Erfahrung vom Team Schneider Planungsbüro, wurde auch diese Hürde genommen.

Viel Platz für Kunden und Familie

Seit 10. Oktober 2011 sind die Kfz-Werkstatt Rainer Schu und die Speedtecs GmbH jetzt am neuen Standort in Betrieb. „Insgesamt haben wir hier knapp 1.400 Quadratmeter Geschossfläche errichtet, das entspricht einem Haus mit 15 Wohnungen“, beschreibt Markus Rickerl die Dimensionen. Mit 690 Quadratmetern belegt die Werkstatt von Rainer Schu dabei den größten Gebäudeteil. Entstanden sind hier fünf Arbeitsplätze inklusive Direktannahme, ein separater Karosseriearbeitsraum sowie eine Waschhalle. Das erste Obergeschoss nutz Rainer Schu für die Einlagerung von Kundenrädern. Sein Bruder Volker lagert in seinem Bereich hochwertige Tuningteile, wie Felgen, Reifen oder Abgasanlagen. Für komfortables Einlagern im ersten Stock sorgt ein Lastenaufzug, der im mittig angebrachten Treppenhaus des Gebäudes installiert wurde und von beiden Betrieben zu beschicken ist. Neben den Lagerflächen befinden sich im ersten Stock auch die Sozialräume für die Angestellten, sowie die Räume für die Wasseraufbereitung der Waschhalle, die Betriebstechnik sowie die Heizungsanlage. Über die ist Rainer Schu besonders froh, denn im gesamten Gebäude inklusive Wohnung wurde eine Fußbodenheizung installiert. „Die macht sich aufgrund der niedrigeren Vorlauftemperaturen auch energetisch positiv bemerkbar“, erklärt Markus Rickerl. Weil es keine zentrale Erdgasversorgung gibt, waren die Bauherren gezwungen, bei der Heizung auf konventionelle Öl-Brennwerttechnik zu setzen. „Bei der Wärmedämmung des Gebäudes haben wir die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte deutlich übertroffen“, so Rickerl. Im Dachbereich sind zudem bereits Vorinstallationen und Ladeleitungen für Solarkollektoren verlegt. Theoretisch könnte man mehrere Hundert Quadratmeter der riesigen Dachfläche mit Solarkollektoren bestücken. Für die Zukunft können sich die Bauherren das durchaus vorstellen. Zurzeit genießen Volker Schu und seine Familie den unverbaubaren Blick von ihrer rund 160 Quadratmeter großen Penthouse-Wohnung im zweiten Obergeschoss. Steht man vor dem Gebäude, ist die Wohnung nur zu erahnen. Dafür ist der Blick aus der großzügig gestalteten, hellen Wohnung mit Dachterrasse gigantisch und reicht bei klarer Sicht bis nach Frankreich und Luxemburg.

„So habe ich mir das immer vorgestellt“, freut sich Volker Schu. Ob er und sein Bruder noch einmal so bauen würden? Die beiden nicken sofort. „Klar gibt es immer ein paar Kleinigkeiten, die man beim zweiten Mal anders machen würde, aber das Gesamtergebnis stimmt. Unser Baupartner hat super funktioniert und wir freuen uns jeden Tag an unseren neuen Betrieben.“ Nur auf die Nummer mit dem Tagebau am Grundstück würden Volker und Rainer Schu im Wiederholungsfall gern verzichten. F. Schlieben

Zahlen und Fakten

Gesamtinvestition: ca. 1,7 Mio. Euro

Bauzeit: ca. 14 Monate

Grundstücksfläche: 3.500 m²

Geschossfläche gesamt: 1.390 m²

davon: Speedtecs GmbH 465 m²

Gemeinschaftsflächen: 75 m²

Penthousewohnung: 160m²

Kfz-Service Rainer Schu: 690m²

Mitarbeiter: 6 + Chef

Durchgänge pro Tag: ca. 15

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