ASM-Gewinner 2009
Nimmt man die Ergebnisse des letzten Wettbewerbs, dürften Betriebe keine Nachwuchssorgen plagen. Knapp ein Jahr nach Ende hat asp die besten Meisterschüler des Jahres 2009 an aktueller Wirkungsstätte besucht.
Der Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser – der Rest ist Einstellung. So zumindest lautet eine Volksweisheit. Und in puncto Engagement gab es bei den meisten Teilnehmern des letztjährigen Wettbewerbs für Kfz-Meister nichts zu bemängeln. Fortbildung sehen sie nicht als inhaltsleeres Lebenslauf-Tuning, sondern gehört für sie in der hochtechnologischen Automobilbranche einfach dazu.
Überall wird das Schreckensszenario des Fachkräftemangels an die Werkstattwand geworfen. Legt man allerdings die Ergebnisse des vergangenen August zu Ende gegangenen Wettbewerbs Auto Service Meister (ASM) 2009 zu Grunde, dann kann der geneigte Betrachter davon ausgehen, dass die Kfz-Branche von den Nachwuchssorgen der deutschen Wirtschaft verschont bleibt. Die meisten der knapp 300 Teilnehmer glänzten mit exzellentem Branchen-Know-how. Vor allem die drei Erstplatzierten, André Rohland, Danny Sauerbrey und Christian Bauer, überzeugten und erhielten ein Preisgeld von insgesamt 8.500 Euro – in den Augen der Organisatoren asp, ZF Services, Coparts und den TÜV-Gesellschaften eine wichtige Talentförderung. Seit dem vergangenen Wettbewerb ist knapp ein Jahr vergangen, mittlerweile geht der ASM 2010 in die entscheidende Runde (vgl. S. 40-42 sowie S. 55). Wie wir denken, also ein guter Zeitpunkt, um traditionell die letztjährigen Gewinner zu befragen. Der Auto Service Meister von 2009, André Rohland, hat sein Preisgeld, wie der Zweit- bzw. Drittplatzierte auch, zu einem großen Teil in die eigene Fortbildung fließen lassen. Dies machte nicht zuletzt ein Aufstieg im eigenen Unternehmen notwendig: Erstreckte sich Rohlands Funktion im Autohaus Baumann, wo er seit 1994 tätig ist, jahrelang auf Fehlerdiagnose an elektronischen Kraftfahrzeug-Systemen wie z.B. Motormanagement-, Komfort- & Batteriemanagement-Systemen, war er anschließend lange als Werkstattleiter tätig. „Damit bildete ich die Schnittstelle zwischen Kundenbetreuung und Werkstatt.“ Seit rund zwei Monaten ist er im Betrieb Serviceleiter. Da in diesem Bereich insbesondere kaufmännisches Know-how gefragt ist, bildet er sich aktuell in Betriebswirtschaftslehre weiter. Dies versucht der 35-Jährige durch ständiges Selbststudium zu erreichen.
Einstellung stimmt
Dass er über die dafür nötige Selbstdisziplin und Auffassungsgabe verfügt, zeigen die hervorragenden Ergebnisse u.a. beim ASM 2008 und 2009 sowie das Prädikat „Bester in der Fortbildungsprüfung Staatlich geprüfter Kfz-Servicetechniker“ bei Volkswagen, wofür er 2001 die Note sehr gut erhalten hatte. Zudem nahm er an der Service-Qualifizierungs-Weltmeisterschaft der Volkswagen-Servicetechniker teil und erreichte 2008 den dritten Platz im deutschen Finale in Wolfsburg. Das gelingt nur, wenn die Einstellung stimmt: asp gegenüber betonte er seinen Willen, immer das Beste zu geben und bei Problemen hartnäckig, aber mit Ruhe und Geduld, am Ball zu bleiben und Fehler zu lokalisieren. Diese Haltung kam bzw. kommt ihm sowohl beim ASM, seiner beeindruckenden Aus- und Fortbildungskarriere als auch der Tätigkeit als Serviceleiter zugute.
Im Gegensatz zu vielen Kollegen, bei denen Faszination für die Themen Technik und Mobilität ganz klassisch in der Jugend und mit dem Zweirad startete, interessierte André Rohland als Heranwachsender eher die Computer- als Motorentechnik. Er konnte mehr mit dem C64 anfangen als mit einem Sportluftfilter. Die Begeisterung für Technik kam erst später. Diese Reihenfolge hat sich aus heutiger Sicht allerdings gelohnt. Der Aufbau von Programmierkenntnissen hilft Rohland ein Stück weit beim Bedeutungszuwachs moderner Automobil- und Diagnosetechnik.
Fortbildungswillig ist zweifellos auch der Zweitplatzierte Danny Sauerbrey. Beeindruckend ist dabei die Schlagzahl des Thüringers: Knapp ein halbes Jahr nach Vollendung der Kfz-Lehre nahm er Mitte 2008 den Meister in Angriff. Gleich im Anschluss an die Weiterbildung zum Kfz-Meister und der Ableistung des Zivildienstes legte der 23-Jährige die dreimonatige Zusatzausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumeister nach. Beide Meisterausbildungen erfolgten am Berufsbildungs- und Technologie-Zentrum Rohr der Handwerkskammer Südthüringen in Suhl. Warum die Eile? Sauerbrey lächelt und winkt ab: „Der Meisterkurs Fahrzeugbau wird hier nicht so oft angeboten. Es hat sich einfach angeboten, die Schulung gleich im Anschluss zu machen.“
Passion für ostdeutsche Fabrikate
Die Faszination für Technik kristallisierte sich bereits sehr früh heraus: Sauerbrey gehört in jedem Fall der Fraktion an, die schon in der Jugend an und mit Motoren arbeiteten. Als 14-Jähriger schraubte er begeistert an Zweirädern der Marken Simson sowie Schwalbe herum. Während der Lehre zum Kfz-Mechatroniker, die er zwischen August 2004 und Januar 2008 bei einem VW/Audi-Betrieb in Schmalkalden absolvierte, empfand er es als überaus praktisch, das Gelernte sogleich umsetzen zu können und privat davon zu profitieren. Darüber hinaus entwickelte Sauerbrey eine Vorliebe für Fahrzeuge der Motorenwerke Zschopau (MZ). Diese Leidenschaft wurde ihm in die Wiege gelegt. Der Vater verfügte als Inhaber eines mobilen Gastronomie-Betriebs über einen umfangreichen Fuhrpark. Derzeit sind rund 20 Fahrzeuge bzw. Anhänger im Einsatz, erklärte Sauerbrey. Im Rahmen der Vorbereitungen zu den letztjährigen Weihnachtsmärkten half er seinem Vater beim Umbau von Auto und Anhänger zu einer mobilen Imbissbude im weihnachtlichen Kleid. Dazu mussten Aufbau, Gestell, Vordach und Verkaufstheke umgestaltet werden. Auch zur 800-Jahr-Feier im Wohnort war das Familienunternehmen Sauerbrey mit angemessenem „Restaurant auf Rädern“ präsent. Selbstverständlich übernimmt Sauerbrey beim Fuhrpark Umbauten sowie Wartung und organisiert die Abnahme durch die Prüforganisationen. Zu Zukunftsplänen und weiteren Weiterbildungen befragt, erläuterte der Thüringer: „Mich interessiert der Studiengang Karosseriebau am Institut Kraftfahrzeugtechnik an der FH Zwickau.“ Allerdings scheint er erst mal einen Gang zurückschalten zu wollen. Der Kfz-Profi möchte noch praktische Erfahrungen sammeln, bevor der nächste Karrieresprung angegangen wird.
Berufsziel TÜV-Sachverständiger
Der ASM-Drittplatzierte Christian Bauer scheint auf den ersten Blick in die Fußstapfen von Max Mundigl, dem ASM-Zweitplatzierten von 2007, zu treten. Zumindest was die Bildungsstationen anbetrifft. Wie Mundigl besuchte Bauer erst die Meisterschule der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Nach dem erfolgreichen Abschluss folgte das Studium an der FH Landshut. Während Ersterer jedoch BWL studierte, ist Bauer im dualen Studiengang Maschinenbau, Fachrichtung Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik, eingeschrieben. Der Studiengang wird in Zusammenarbeit mit der TÜV SÜD Auto Service GmbH durchgeführt. Angaben der Hochschule zufolge bietet die junge Ausbildung durch eine hohe Praxisorientierung den Absolventen/innen, die mit dem akademischen Grad „Bachelor of Engineering“ abschließen, beste Aussichten auf einen Berufseinstieg in der Automobil- und Fahrzeugindustrie, bei Zulieferern, Entwicklungsbüros und Kfz-Sachverständigen. Bauer ist insbesondere an letztgenannter Tätigkeit interessiert. Durch die enge Kooperation mit dem TÜV Süd – das Prüfunternehmen unterstützt die aktuell sieben Studenten des ersten Kurses nicht zuletzt durch ein Stipendium und im Rahmen der Tätigkeit und der Aufgabenstellung im Praxissemester – dürfte einem fließenden Übergang vom Studium in den Beruf nichts im Wege stehen. Zumal der 27-Jährige neben seiner Begeisterung für Fremdsprachen, Branchen- sowie technischem Know-how auch den Willen zu permanenter Weiterbildung in die Waagschale werfen kann. Aktuell plant er eine Zusatzausbildung zur Fachkraft für die Restaurierung historischer Fahrzeugkarosserien, wie sie beispielsweise an der Fahrzeugakademie in Schweinfurt angeboten wird. In puncto Fortbildung werde er noch den einen oder anderen Euro opfern, erklärte er. Nur um sich sogleich zu verbessern: „Investieren muss man ja sagen, ein Opfer ist das ja nicht.“ Für einen wie Christian Bauer sicher nicht. Martin Schachtner
Robert-Bosch-Schule Ulm
Klassenstärke
Im letzten Jahr lieferten die Schüler der Robert-Bosch-Schule (RBS) in Ulm die beste Gesamtleistung ab und lösten damit die Alfons-Kern-Schule in Pforzheim und HWK Ostthüringen als Meisterschulen des Jahres ab. Die schwäbische Ausbildungseinrichtung zeichnete sich durch die besten Meisterschüler aus. Aus der Donaustadt nahmen zwei Jahrgänge mit knapp 40 angehenden Meistern teil. Klassenlehrer Thomas Psotka und Klassensprecher Thorsten Trunk erhielten von asp-Chefredakteur Frank Schlieben in Frankfurt die Würdigung in Form eines Pokals und eines 1.500 Euro Schecks. Der Erfolg der Ulmer kommt nicht von ungefähr: Ausbildern und Trainern gelingt es, die Schüler besonders zu motivieren. „Wir holen die Schützlinge dort ab, wo sie stehen.“ Damit lieferte Jürgen Seubert, Leiter der Kfz-Abteilung, einen Erklärungsansatz. asp konnte sich bei einem Besuch Ende 2009 von der Qualität der Ausbildung überzeugen. Einen großen Teil des ASM-Erfolges seiner Schüler darf auch Thomas Psotka als Klassenlehrer der letztjährigen Gewinnerklasse für sich beanspruchen. Schließlich hat der Pädagoge seinen Schülern nahegelegt, die Fragen zu beantworten und die Bögen in der Klasse allmonatlich ausgeteilt. Damit hat Psotka ein Stück weit dem Leitbild der Schule Genüge getan: „Wir sind verantwortlich für die Qualität und den hohen Standard unseres Unterrichts“, ist darin zu lesen. Auch beim Preisgeld waren die Ulmer übrigens vorbildlich: Ein Teil wurde großzügigerweise gespendet, der Rest verdientermaßen verfeiert.