Es ist eine Herausforderung, das Interesse an der Praxis zu wecken. Zwar hat der Nachwuchs am Anfang der Karriere eine Aus- und später Weiterbildung in der Kfz-Branche gewählt, weil ein gewisses technisches Interesse besteht. Das ist eigentlich eine gute Voraussetzung, reicht für sich genommen aber noch nicht. Mitunter beruht die Berufswahl sogar auf falschen Vorstellungen - wie wenn jemand Koch werden will, aber letztlich das Kochen mit Essen verwechselt. Wie gesagt, Interesse ist eine gute Basis, aber ein Lehrling muss sich auch mit der Automobiltechnik und der Arbeit in der Werkstatt identifizieren können - in verstärktem Maß gilt das für Kfz-Mechatroniker und vor allem für angehende Meister. Zweitens bedeutet Fortbildung auch ein Stück weit Arbeit. Mir als Trainer kommt hier die Aufgabe zu, das vorhandene Interesse mit dem Unterrichtsstoff und Beispielen für die berufliche Praxis zu verknüpfen - und gegebenenfalls mit einer Karriereperspektive zu unterfüttern. Wenn Schüler beispielsweise merken, dass es sich nicht um eine theoretische Aufgabenstellung handelt, sondern einem die Fehler bzw. Situationen durchaus auch am eigenen Arbeitsplatz begegnen können, dann sind sie mit ihrer Aufmerksamkeit spendabel. Gewisse Entertainerqualitäten schaden bei der Wissensvermittlung übrigens auch nicht. Wobei der Frontalunterricht mittlerweile der Vergangenheit angehört. Man ist als Ausbilder kein schlauer Oberlehrer, der einen Monolog führt. Vielmehr herrschen Austausch und ein, ich nenne es mal, kollegiales, mit gegenseitigem Respekt geführtes Verhältnis.
Jürgen Cornely ist seit 2002 Ausbilder an der Handwerkskammer Koblenz. Und seit 1993 Kfz-Meister.E
- Ausgabe 06/2015 Seite 52 (724.7 KB, PDF)