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Der gedrehte Markt

16.04.2020 11:00 Uhr

Früher hatten Betriebe oft ein Luxusproblem: Für welchen der vielen Bewerber um einen Ausbildungsplatz entscheide ich mich? Heute müssen Unternehmen sich selbst ins Zeug legen, um potenzielle Azubis zu werben.

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Kurzfassung

Auf Werkstätten rollt ein ernstes Nachwuchsproblem zu. Das haben Fachverbände, Großhandel und die Industrie erkannt. Mit Kampagnen und pfiffigen Ideen der Ansprache will man an die jugendliche Zielgruppe ran.

Bei der Suche nach Auszubildenden müssen die Betriebe umdenken. Zum einen strömen aufgrund der demografischen Entwicklung immer weniger Schulabgänger in den Markt. Auf der anderen Seite zeigen viele davon die Tendenz, lieber studieren zu wollen, anstatt sich auf ein Handwerk einzulassen. Doch ohne Nachwuchs aus den eigenen Reihen spitzt sich das Problem des Fachkräftemangels weiter zu.

Thomas Aukamm, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF), drückt das für den vom Mangel an Fachkräften und Auszubildenden besonders betroffenen Bereich der Karosserie- und Lackierbetriebe deutlich aus: "Viele Betriebe, die sich nicht um Nachwuchsförderung und Mitarbeiterbindung kümmern, sind dem Untergang geweiht." Nicht ganz so extrem, aber tendenziell in die gleiche Richtung gehend, stellt sich die Situation in den Mechanik-Werkstätten dar. So verweist Birgit Behrens, Geschäftsführerin des Bereichs Berufsbildung beim Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK), auf die Zahlen der letzten Jahre: "Wir konnten in den letzten fünf Jahren im Gegensatz zu anderen Handwerken steigende Ausbildungszahlen in den wichtigsten Berufszweigen Kfz-Mechatroniker und Automobil-Kaufmann verzeichnen. 2019 hatten wir allerdings erstmals etwa zwei Prozent weniger Ausbildungsbeginner."

Aktiv suchen

Betriebe müssen sich mittlerweile bei den potenziellen Kandidaten bewerben. Dabei geht es vor allem um die Präsentation des Betriebes, denn potenzielle Bewerber haben heute viele Möglichkeiten, sich vorab über ein Unternehmen zu informieren. Das beginnt mit einer attraktiven Website oder dem aktuellen, sympathischen Profil auf den sozialen Netzwerken. Das weiß auch Marc Hiltscher, Geschäftsführer einer Werkstatt in Bergisch Gladbach: "Aktuell lasse ich von meinen Azubis ein Video für die sozialen Medien drehen, wie sich der Betrieb aus deren Sicht darstellt." Auch einen Flyer hat er entwickelt, um ihn an Schulen auszulegen und mögliche Praktikanten zu gewinnen. Darüber hinaus kann es sich lohnen, seinen Betrieb bei örtlichen Vereinen vorzustellen.

Geld ist nicht alles

Während die Ausbildungsvergütungen bei den Mechatronikern mittlerweile ein gutes Level im Mittelfeld erreicht haben, hinkt die K&L-Branche noch hinterher. "Das macht die Branche für Auszubildende unattraktiv, zumal die Anforderungen deutlich gestiegen sind", schildert Thomas Aukamm vom ZKF. Doch er sieht auch Möglichkeiten, neben dem Gehalt weitere geldwerte Vorteile anzubieten. Das kann der Firmenwagen aus dem Leasing-Pool sein, eine Kostenbeteiligung am Führerschein oder Fahrtkostenzuschüsse. Um eine Abwanderung nach Ausbildungsende zu verhindern, sollten Betriebe außerdem mit den Azubis über deren Zukunft sprechen und etwa die Möglichkeiten einer Weiterbildung, finanziert über die Arbeit im Betrieb, anbieten.

Industrie unterstützt

Freie Werkstätten finden auch Hilfe beim Großhandel. Um die Partnerbetriebe bei der Personalsuche zu unterstützen, entwickelte man bei Stahlgruber/PV die "Recruiting Toolbox", einen Ratgeber zur optimalen Unternehmenspräsentation in den unterschiedlichen Medien, Checklisten zur Vorbereitung auf Bewerbergespräche oder Leitfäden und Formatvorlagen zur Gestaltung von Stellenausschreibungen. Der richtige Umgang mit Social-Media-Kanälen oder Online-Stellenbörsen rundet das Paket ab.

Um den Nachwuchs in den angeschlossenen Betrieben zu fördern und zu motivieren, startete der Auto Teile Ring ATR das "Trainingscamp der Champs" für Auszubildende, das sowohl bei den Nachwuchskräften als auch bei den Werkstatt-Inhabern sehr gut ankommt. Kaan Ön hat sich während seiner Ausbildung zum Camp angemeldet und empfiehlt dies allen motivierten Azubis: "Es wird nicht nur viel Wissen vermittelt, sondern vor allem das Finale ist förderlich für die Charakterbildung." Lackier-Betriebe können auf Programme der Lackhersteller zurückgreifen. Standox hat aktuell für sein Werkstattnetzwerk Repanet die Kampagne "Ausbildung deines Lebens" gestartet, um mehr Nachwuchskräfte zu generieren, erarbeitet einen "Azubi-Flyer" und widmet sich im Standox Camp der Nachwuchsförderung. Spies Hecker unterstützt Werkstätten mit individualisierbaren Anzeigenvorlagen, bietet Seminare zur Mitarbeitergewinnung an und begleitet Betriebe mit einer dreiteiligen "Azubi-Akademie" bei der Ausbildung.

Betriebe in der Pflicht - Thomas Aukamm, Hauptgeschäftsführer ZKF

asp: Welche Empfehlungen haben Sie bezüglich der Azubi-Suche?T. Aukamm: Viele Betriebe müssen ihr Konzept bei der Azubi-Suche ändern und selbst aktiv werden, beispielsweise frühzeitig an Schulen gehen, Praktika anbieten, den Betrieb präsentieren und für sich werben sowie im Internet modern, attraktiv und sympathisch auftreten.asp: Wie kann man die Abwanderung nach der Ausbildung verhindern?T. Aukamm: Es gibt über das Gehalt hinaus vielfältige Möglichkeiten, geldwerte Vorteile zu bieten. Ebenso wichtig sind aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen und die Übertragung von Verantwortung. Und ein familiäres Betriebsklima ist nicht zu unterschätzen.asp: Welche Unterstützung bieten Sie Betrieben bei der Azubi-Suche?T. Aukamm: Mit "We want you" und weiteren Kampagnen, die wir gemeinsam mit dem Zentralverband des Handwerks ZDH durchführen, bieten wir unter anderem Material zur Präsentation auf Messen und in Schulen. Das nimmt aber Betriebe nicht aus der Pflicht, selbst aktiv zu werden und sich um Bewerber aus ihrer Region zu kümmern.

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