Systeme für die Fahrwerksvermessung
Um die Fahrwerkseinstellung eines Autos zu ermitteln, bieten die Werkstattausrüster eine Vielzahl unterschiedlicher Messtechnologien sowie Geräte in vielfältigen Ausstattungen und Preislagen an. asp gibt einen Überblick.
Das Wissen um die Funktion und Konstruktion von Fahrwerken füllt Bände. Besonders in den vergangenen zehn Jahren ist ein Trend zu immer aufwendigeren Fahrwerken bei den Automobilherstellern zu beobachten. Mehrlenker-Vorder- und Hinterachsen sind beim Personenwagen heute fast schon Standard. Starrachsen sind nur noch bei groben Geländewagen und Lieferwagen zu finden. Die modernen Fahrwerkskonstruktionen bieten dem Fahrer eine höhere Lenkpräzision sowie meist einen guten Kompromiss zwischen sicherer Kurvenlage und hohem Komfort. Kleine Kniffe, wie minimal mitlenkende Hinterachsen, geben den Fahrwerken mehr Sicherheitsreserven, auch wenn mal eine Kurve zu optimistisch genommen wurde. Das alles wird in zunehmendem Maße von elektronischen Systemen unterstützt, welche das Fahrwerk dem Fahrstil des Fahrers anpassen.
Vermessung anspruchsvoller
Mit der höheren Komplexität der Fahrwerke sind diese empfindlicher geworden. Um ein Fahrwerk korrekt vermessen und einstellen zu können, ist heute ein wesentlich höherer Aufwand bei der Vermessung erforderlich. Auch genügt es nicht mehr nur die Standardwerte Spur, Sturz und Nachlauf zu dokumentieren. Um die Einstellung eines modernen Fahrwerks beurteilen zu können, werden heute eine Reihe von Winkeln und Abständen gemessen. So führte Mercedes-Benz schon vor Jahren das als Romess-System bekannte elektronische Neigungswinkelmessgerät ein. Mit ihm werden vor jeder Vermessung die Winkel ausgesuchter Fahrwerksteile ermittelt, welche dann in die individuelle Berechnung der Sollwerte einfließen. Sehr hohe Anforderungen werden von den Automobilherstellern an die Präzision der Bühnen für die Fahrwerksvermessung gestellt. Die betrifft die Fahrschienen, welche längs und quer zur Fahrbahn Höhendifferenzen im Bereich von nur einem halben Millimeter haben dürfen. Auch bei der Messtechnik für die Fahrwerksvermessung hat sich in den vergangenen Jahren ein erheblicher Wandel vollzogen. Dabei sind gleich mehrere Trends zu beobachten. So haben die Kamerasysteme, bei einigen Herstellern auch als 3D-System vermarktet, die lange Zeit unangefochten technologisch führenden CCD-Systeme abgelöst. CCD steht für Charge-coupled Device, das sind lichtempfindliche Sensoren.
Große Angebotsvielfalt
Gleichzeitig haben in jüngerer Vergangenheit eine Vielzahl von Werkstattausrüstern kostengünstige CCD-Systeme auf den Markt gebracht. Während es Robotersysteme, welche die Einstelldaten an jedem Rad manuell abgreifen, schon seit Jahrzehnten gibt, lautet das Zauberwort für die technologisch führenden Systeme "Berührungslos". Bisher gibt es erst einen Hersteller, der ein solches System in Serie fertigt. Doch arbeiten alle führenden Hersteller von Fahrwerksvermessungssystemen an solchen Geräten. Am anderen Ende der Gerätepalette, bei den Einstiegssystemen hat sich ebenfalls einiges getan. So bieten inzwischen einige Hersteller ausgereifte und leicht zu bedienende Laser-Geräte. Bei diesen Systemen werden Messköpfe verwendet, die im Rahmen der Vermessung von Rad zu Rad umgesetzt werden. So lassen sich die Gerätekosten stark reduzieren. Bei der Vermessung ist der Anwender selbst gefordert und muss die Werte von Skalen und Displays ablesen und protokollieren. Diese Systeme kommen der ursprünglichen Idee des Achsmessgerätes heute noch am nächsten. Da der Anwender gezwungen ist jeden Einzelschritt der Vermessung selbst vorzugeben und zu dokumentieren, ist hier viel Verständnis für die Fahrwerksgeometrie gefordert. Das ist ideal für die Ausbildung
Immer wieder kommen völlig neue Bauarten von Fahrwerksvermessungssystemen auf den Markt. So wurde vor zwei Jahren von Ravaglioli die Kombination aus Roboter- und Kamerasystem vorgestellt. Hauptvorteil bei diesem System ist die hohe Arbeitsgeschwindigkeit, weil der Anwender das zu vermessende Fahrzeug nicht manuell verschieben muss. Snap-on Equipment überraschte im vergangenen Jahr mit den Prism-Geräten, einem Hybrid mit Elementen der CCD- und Kamera-Technik. Dieses neue Produkt vereint hohe Messgenauigkeit, vorbildliche Bedienerführung und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis miteinander. Vor allem Besitzer und Interessenten von CCD-Geräten will der Hersteller damit ansprechen. Auch wenn viele Fahrwerksververmessungssysteme auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehen, gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Angeboten der Hersteller. Schon bei den Radklammern zeigt sich dies. So sollten Radklammern schnell und sicher zu montieren sein. Außerdem sollten an den Felgen keine Montagespuren zurückbleiben. Bei den CCD-Systemen kommen heute meist Messwertaufnehmer mit integrierten Akkus und Funkdatenübertragung zum Haupt-terminal zum Einsatz. Besonders preiswerte Systeme setzen weiter auf komplett verkabelte Messwertaufnehmer. Hauptsächlich verfügen die Messgeräte über eingebaute PC und nur selten über eine auf Industrieelektronik basierende Steuerung. TFT-Monitore und Drucker zählen meist zur Standardausrüstung. Vielfältig gestaltet sich die Software, welche häufig mit Microsoft Windows und nur selten mit Linux kompatibel ist. Sehr unterschiedlich sind Umfang und Güte der Fahrzeugdatenbank mit den Sollwerten bei den einzelnen Herstellern dieser Geräte. Diese Sollwerte müssen regelmäßig aktualisiert werden können. Um ein Gespür für das Fahrwerksvermessungssystem und seine Software zu erhalten, sollte jeder Kaufinteressent selbst eine komplette Vermessung ausführen und sich das Gerät nicht nur vorführen lassen.
Welches System für eine Werkstatt in Frage kommt, hängt sowohl von ihrem Arbeitspensum, der betreuten Fahrzeugflotte und nicht zuletzt den räumlichen Gegebenheiten ab. Nicht jedes Gerät eignet sich für jeden Einsatz gleich gut. Ein ruhiger Arbeitsplatz mit Platz vor und neben der Bühne ist für fast alle Fahrwerksvermessungssysteme geeignet. Eine Orientierung in Sachen Qualität geben immer die Empfehlungen der Automobilhersteller. Einige deutsche Hersteller prüfen jedes Gerät vor einer Freigabe auf Herz und Nieren. Allerdings begrenzen sich die Fahrzeughersteller oft auf nur ein oder zwei Gerätefreigaben, so das kein objektiver Vergleich über das komplette Angebot gegeben ist. Wer nur selten ein Fahrzeug vermisst und dabei keinen Wert auf das komplette Sortiment möglicher Messwerte legt, aber sich bei der Vermessung etwas Zeit lassen kann, ist mit einem Laser-System gut bedient. Für technisch anspruchsvollere Werkstätten mit regelmäßigen Vermessungen sind die CCD- oder Hybrid-Systeme genau richtig. Für Werkstätten mit vielen Vermessungen und hohen Ansprüchen sind die Kamerasysteme optimal.
Messen tut nicht weh
Für viele Autofahrer hat die Fahrwerksvermessung ein schlechtes Image, weil sie automatisch mit einer Beschädigung am Auto und einer Reparatur assoziiert wird. In einigen Märkten Europas ist die Fahrwerksvermessung für die Fahrzeughalter so selbstverständlich wie eine Wagenwäsche. Zahlreiche Aktionen haben bewiesen, dass dies auch in Deutschland funktioniert, wenn die Vermessung aktiv vermarktet zu einem attraktiven Preis angeboten wird. Um damit Erfolg zu haben und um viele Vermessungen pro Tag durchführen zu können, ist ein schnelles Gerät wie das Cura R 2000 von ATT erforderlich. Wer sich für ein Fahrwerksvermessungssystem interessiert, sollte sich nicht nur von günstigen Preisen beeindrucken lassen. Wichtig sind auch die Hersteller und Händler. So sollte es nicht nur eine Geräteeinweisung geben, sondern auch die Möglichkeit später an Schulungen teilnehmen zu können. Sehr wichtig sind darüber hinaus der schnelle Service im Reparaturfalle und die Teileversorgung. Es ist ärgerlich und kostspielig, wenn das komplette System nur wegen eines fehlenden Kleinteils eine Zeit lang nicht genutzt werden kann. Ein 24-Stunden-Service für Teile sollte Standard sein. Bernd Reich
Systemlieferanten Fahrwerksvermessung
Anbieter
Laser
Sensor (CCD)
Hybrid CCD & Kamera
Kamera
Roboter
Berührungslos
ATT
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in 2009
vorgestellt
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CEMB
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Corghi
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EWJ
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Fog
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Haweka
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Hofmann
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vorgestellt
Hofmann Megaplan
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HPA
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Hunter
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John Bean
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vorgestellt
Josam
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Koch
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Lasatron
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Launch
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Motorscan
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Nussbaum
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Ravaglioli
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mit Kamera
REMA TIP TOP
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Sicam
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Sice
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Techmess
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WMS Wagner
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