Werkstatt-Neubau in Aubing bei München
Freie Werkstätten haben ihr Image kräftig gewandelt. Aus vielen ehemaligen Garagenbetrieben sind echte Vorzeige-Unternehmen geworden. Man legt Wert auf moderne Ausstattung und ein perfektes Erscheinungsbild. So wie Peter Plendl, der sich mit einem Neubau in München Aubing seinen Traum von der eigenen Werkstatt erfüllt hat.
Das Autohaus Dellel in München-Aubing ist ein Beispiel für freie Werkstätten des neuen Typs. Innovativ, aufgeschlossen für neue Techniken und im Erscheinungsbild eines modernen Autohauses. Das alles aber, ohne den Blick für betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten, die Begeisterung für Technik oder die enge Beziehung zur eigenen Kundschaft aus den Augen zu verlieren. Inhaber Peter Plendl hatte 1989 seinen Kfz-Meisterbrief erworben und war anschließend in einem Renault-Markenbetrieb zunächst als Werkstatt- und dann als Betriebsleiter tätig. „Ich hatte und habe bis heute ein gutes Verhältnis zu diesem Autohaus“, erzählt Plendl, „aber irgendwann wollte ich einfach meine eigenen Ideen umsetzen, mein eigener Herr sein. Deshalb habe ich 2003 das Autohaus Dellel in Aubing übernommen, einen alteingesessenen Opel-Betrieb.“
Obwohl der Betrieb zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre stillgelegt war, gelang es Plendl und seinem Team, einen Großteil der alten Kunden zurück- und Neukunden hinzuzugewinnen. Dazu trug bei, dass neben dem Opel-Kundenstamm mit der Hinzunahme der Trost-Werkstattmarke „Auto-Netto“ eine neutrale Serviceplattform für alle Marken geschaffen und so neue Zielgruppen angesprochen werden konnten. Schon nach wenigen Jahren bereits platzte der Betrieb in der Altostraße aus allen Nähten. „Bei der Suche nach einem neuen Standort wollten wir dem dörflich strukturierten Aubing treu bleiben“, erläutert Plendl, in der Kronwinkler Straße fand er schließlich – nach einem Kundentipp! – in einem neuen Gewerbegebiet seinen 2.000 qm großen Neustandort.
Auch seinen Baupartner fand Plendl durch sein bestehendes Netzwerk. Plendls wichtigste Anforderung an den Baupartner: Es musste unbedingt ein Autohaus-Spezialist sein. Als Betriebsleiter im Renault-Betrieb hatte er nämlich bei einer Umbaumaßnahme mit einem fachfremden Architekten keine guten Erfahrungen gemacht.
„Es war dann eine Empfehlung der Firma Trost, die uns zum Schneider Planungsbüro führte, und die ersten Konzeptgespräche mit Architekt Markus Rickerl haben mich fachlich und menschlich überzeugt, so dass er den GU-Auftrag bekam.“
Kompakte Bauweise
Die Wertschätzung muss wechselseitig gewesen sein, wie Markus Rickerl in seinem Bauherrn-Lob zusammenfasst: „Herr Plendl hatte ganz klar strukturierte Vorstellungen, vom Budget-Rahmen bis hin zum Baukonzept im Boxenprinzip und der Unterflur-Hebetechnik. Wir waren hier sozusagen Geburtshelfer für Ideen, die der Bauherr bereits hatte.“ Das Ergebnis: Ein schwarzer Kubus mit fünf Werkstattarbeitsplätzen im platzsparenden Boxenprinzip, einer davon als Prüfstraße und Direktannahme ausgelegt, hinter einer Glastür gleich daneben mit Kundentheke und Wartezone das Foyer, das der Besucher vom Parkplatz aus nach wenigen Schritten erreicht.
Die Büroräume im OG, hochwertig gestaltete Sozialräume, eine offene Empore in der Werkstatt für die Kundenrädereinlagerung sowie ein – dank ausgefeilter Logistik – sehr klein dimensioniertes Teilelager runden das Raumprogramm ab. 530 qm Nutzfläche wurden hier auf einer sehr kompakt bebauten Grundfläche von 360 qm geschaffen. „Eine größere Grundstücksfläche wäre sicher nicht schlecht gewesen“, resümiert Plendl, „aber bei den Münchner Bodenpreisen – in meinem Fall 300 Euro/qm – haben wir darauf verzichtet, denn das hätte mein oberstes Ziel konterkariert: die Wirtschaftlichkeit meines Autohauses.“
Dass für den Bauherrn „wirtschaftlich“ nicht mit „billig“ gleichzusetzen ist, zeigt seine Investitionsbereitschaft in Qualität, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Nur einige Beispiele dafür: Hochwertige Unterflur-Hebetechnik erlaubt in der Werkstatt ergonomisches und sicheres Arbeiten; das berührungslose Achsmess-System (HawkEye Elite von Hunter) kostet mit knapp 17.000 Euro zwar eine Stange Geld, erhöht aber signifikant Produktivität und Profitabilität in diesem Bereich. Und die Mehrinvestition in eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe sieht Plendl dadurch gerechtfertigt, dass sie sich dank geringerer Energiekosten in überschaubarer Zeit amortisieren wird. „Zudem installieren wir nun auf dem Dach eine 43-kWp-Photovoltaik-Anlage, mit deren Strom auch unsere Wärmepumpe betrieben wird“, erläutert der Bauherr. Die erhöhten Investitionen in Qualität und Nachhaltigkeit hatten auch einen ortsspezifischen Grund, wie Markus Rickerl erläutert: „Wir mussten die Anforderungen des ,Ökologischen Kriterienkatalogs‘ der Stadt München erfüllen, z. B. durften wir kein PVC einsetzen. Und ein Alu-Fensterelement ist nun mal doppelt so teuer wie ein Kunststofffenster, Ähnliches gilt für die Dachabdichtung etc.“ Das treibe zwar zunächst die Baukosten in die Höhe, viele dieser Investitionen zahlten sich aber anschließend auch aus.
Alles aus einer Hand
Mit dieser kompakten, effizienten Dienstleistungsmaschine sieht sich Plendl nun gut gerüstet für sein ambitioniertes Konzept, das seinen Betrieb zum Alles-aus-einer-Hand-Partner für den Kunden macht. An erster Stelle steht dabei der markenübergreifende Service: Dank GVO und gutem Support beim Thema Technische Informationen (z. B. via Gutmann, Trost, aber auch durch gute Hersteller-Schnittstellen, z. B. das OSS-System von BMW) ist dieser heute leichter zu ermöglichen als noch vor einigen Jahren. Das Thema Spezialwerkzeuge hat man in der Region durch ein Netzwerk kooperierender Autohäuser in einer Art „Maschinenring“ organisiert. Und die permanente, überfabrikatliche Qualifikation seines 6-Mann-Teams gelingt auch deshalb so gut, weil hier mit drei Kfz-Meistern personell eine breite und solide Qualitäts-Basis vorhanden ist.
Die Direktannahme dient gezielt dem Serviceverkauf via Beratung, als Prüfstraße ausgebaut ist sie aber auch multifunktionaler Arbeitsplatz, v. a. für die HU durch den TÜV. Neben Wartung und Reparatur aller Fabrikate werden auch Unfallreparaturen angenommen. Kleinere Schäden repariert das Team vom Autohaus Dellel selbst, für größere K&L-Arbeiten verbringt man die Fahrzeuge zu einem kooperierenden Spezialisten im regionalen Netzwerk. Auch für die Fahrzeug-Aufbereitung arbeitet man mit einem externen Spezialisten zusammen.
Eigentlich gibt es im Autohaus Dellel alles rund um die Automobilität: Transporter, Wohnmobile, Kleinflotten, sogar Oldtimer werden hier gewartet und repariert, vom Reifenservice über Glasreparatur und Car-Hi-Fi bis hin zur Motoreninstandsetzung ist man Ansprechpartner für den Kunden, Werkstatt-Ersatzwagen oder Hol- und Bring-Services sind selbstverständlich usw.
Neufahrzeughandel als Ergänzung
Auch seinen Neuwagen kann der Kunde bei Peter Plendl kaufen: „Mit Hilfe von Internetbörsen wie ProNeuwagen.de kann ich heute für jeden Kundenwunsch das individuelle Fahrzeug konfigurieren und zu einem sehr wettbewerbsfähigen Preis anbieten“, so Plendl. Rund 30 Neuwagen habe er so 2012 verkauft. Dass es bisher nicht mehr geworden sind, liegt wohl auch daran, dass er von einem klassischen Autohaus-Geschäftsfeld die Finger lässt: „Die Hereinnahme und das Vermarkten von Gebrauchten ist für mich kein Thema, das Risiko Sachmangelhaftung ist zu groß und mein Grundstück zu klein für das flächenintensive GW-Geschäft“, sagt Peter Plendl abschließend. Über zu wenig Arbeit muss er sich angesichts seines vorhandenen Service-Spektrums aber auch ohne GW-Geschäft nicht sorgen. Dieter Radl
Neubau Autohaus Dellel
Planung und Bauausführung
Schneider Planungsbüro, München
Grundstück: 2.000 m2
Nettogeschossfläche: 530 m2
Kosten (ohne MwSt.)
Grundstück (erschlossen) 600.000 Euro
Reine Baukosten 506.000 Euro
Gesamt 1.399.000 Euro
Kenndaten
Mitarbeiter gesamt (davon Azubi) 6 (2)
Werkstattarbeitsplätze 5
Werkstattdurchgänge/Tag 18