Autofahren ohne Hände und Füße? Ein Experiment der Freien Universität Berlin hat bewiesen, dass dieses Szenario nicht völlig unmöglich ist. Auf dem stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof steuerte ein Forscher ein elektronisch umgerüstetes Auto allein mit der Kraft seiner Gedanken (s. Link zum Video unten in der Infobox): Beschleunigen, bremsen und abbiegen waren auf diese Weise möglich, teilte die Universität am Donnerstag mit. Der Trick: Ein Kopfhörer mit Sensoren misst die Hirnströme des Fahrers. Ein Computer setzt Gedanken an das Abbiegen anschließend in elektronisch gesteuerte Fahrbefehle um.
Der Grundgedanke dieser Technik ist nicht neu. Seit Jahren forschen Hochschulen an der Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer. Nutzen könnten diese Versuche zum Beispiel später einmal Querschnittsgelähmten. Sie können zwar Arme und Beine nicht mehr bewegen. Aber das Gehirn verlernt nicht, an Bewegungen zu denken. Die Befehle können über zerstörte Nervenbahnen nur nicht weitergeleitet werden. Das Autofahren per Gedankenkraft ist erst einmal eine intelligente Spielerei. Die Forscher wollen Schwerbehinderten damit keine Hoffnung auf baldiges Autofahren machen.
Die Technik für solche Experimente ist kompliziert: Zwar lassen sich Befehle des Gehirns über Sensoren auf der Kopfhaut ablauschen. Es ist aber sehr schwierig, aus dem "Grundrauschen" des Hirns genau den richtigen Befehl herauszufiltern. An verfeinerten Verfahren tüfteln viele Ingenieure, aus der Experimentierphase sind viele noch nicht herausgekommen. Aber es war an der Technischen Universität Berlin schon möglich, durch Gedankenkraft Flipper zu spielen.
Noch keine Versuche im echten Straßenverkehr
Die Informatiker an der Freien Universität haben schon früher komplizierte Auto-Experimente gemacht. So gelang es ihnen bereits, Fahrzeuge über die Bewegung der Augen zu steuern - oder mit Mobiltelefonen fernzulenken. Die Kombination mit Sensoren auf der Kopfhaut sei nun aber ganz neu, versicherte ein FU-Forscher. Für ihren Versuch haben die Experten zunächst den Testfahrer und den Computer "trainiert". Der Fahrer hat während der Messung seiner Hirnströme zunächst an einen Würfel gedacht, den er in verschiedene Richtungen bewegt. Vier Aktionen waren klar mit einer Fahraktion verbunden, etwa "nach links fahren" oder "beschleunigen".
Der Computer "lernte" dann, die vom Gehirn ausgesandten bioelektrische Wellenmuster zu interpretieren und mit einem Befehl zu verbinden. Das Messgerät hatten die Informatiker mit der Lenkung, dem Gaspedal und der Bremse des elektronisch gesteuerten Autos gekoppelt. Für den echten Straßenverkehr taugten diese Versuche aber noch lange nicht, betonten die Forscher.