BlitzRotary GmbH
Aus kleinsten Anfängen hat sich die Firma Blitz M. Schneider konsequent vom Familienunternehmen bis zur Europa-Zentrale eines Weltunternehmens entwickelt. Die Ursprünge wurden nie vergessen, aber die Ziele haben sich geändert.
Fast jeder Autofahrer, der regelmäßig an der Tankstelle den Fülldruck der Reifen seines Fahrzeugs überprüft, kennt die mobilen Reifendruckregler von Blitz. Damit dürfte die Marke aus Bräunlingen mit zu den bekanntesten Marken für Werkstattausrüstung zählen. Allerdings wurde die Marke Blitz erst Mitte der zwanziger Jahre eingeführt, als sich das Familienunternehmen M. Schneider aus Schwenningen auf die Herstellung von Garagenausstattung verlegte.
Uhrmacherwerkzeuge zu Beginn
Matthias Schneider ist gerade 26 Jahre alt und frisch verheiratet, als er sich 1872 in Schwenningen als Mechaniker selbständig macht. Mit Maschinenreparaturen und Schlosserarbeiten bestreitet der Firmengründer seinen Unterhalt. Schneider hat ein Motto: „ Erfolg im Geschäftsleben hat auf die Dauer nur der, der als Rüstzeug eine gute Schul- und Berufsausbildung mitbringt, mit offenen Augen durch die Welt geht und bereit ist, täglich dazuzulernen.“ Diesem heute visionär und zugleich zeitlos wirkenden Grundsatz bleiben er und seine Nachfahren treu. Und Matthias Schneider investiert in die gründliche Ausbildung seiner Lehrlinge. Der Schwarzwald war in jenen Jahren eine bevorzugte Gegend für die Uhrenfertigung. Dank dem Ausbau der Verkehrswege, besonders der Vervollständigung des Eisenbahnnetzes, vergrößerten sich die Absatzgebiete für die Uhrenhersteller. Die Kapazitäten mussten ausgebaut werden. Schon 1874 stellte Schneider auf der Gewerbeschau in Donaueschingen von ihm für den Uhrenbau konzipierte Maschinen wie Bohrmaschinen, Pressen und Drehbänke vor. Bis zu zwanzig Mitarbeiter fertigten in den Folgejahren diese Maschinen. Das Unternehmen wuchs kontinuierlich. 1907 wurde auf Dampfkraft umgestellt, wodurch eine Rationalisierung der Arbeit und der weitere Ausbau des Unternehmens ermöglicht wurde. Bohrfutter und andere Produkte wurden bereits exportiert. Nur durch umsichtiges Handeln war es möglich das Unternehmen durch die Wirren des Ersten Weltkriegs und die wirtschaftliche schwere Nachkriegszeit zu führen, als der Maschinenbau komplett am Boden lag. Doch ab 1924 führte die aufkommende Motorisierung zu einer Belebung der Wirtschaft. Alfred Schneider hatte die Konstruktion übernommen und entwarf Wagenheber, Kompressoren und elektrische Luftpumpen. Damals wurde die Marke „Blitz“ eingeführt. Max Schneider baute das Exportgeschäft so erfolgreich aus, dass die Fertigungsstätten erweitert werden mussten. Wieder durchkreuzten ein Krieg und eine wirtschaftliche Krise danach die Firmenentwicklung. Doch mit dem Einsetzen der Massenmotorisierung kamen auch bei Blitz M. Schneider die Geschäfte in Schwung. Vor allem die Kompressoren waren stark nachgefragt. 1956 musste ein neues Werk in Schwenningen errichtet werden und schließlich ein weiteres Werk in Bräunlingen. Während in Bräunlingen die Kompressor-Fertigung konzentriert wurde, entstanden die Garagenausrüstungen weiterhin in Schwenningen.
Eigene Autohäuser
Übrigens beschränkte sich die Verbindung zum Automobil nicht nur auf die Werkstattausrüstung. Bereits in den zwanziger Jahren entstand eine eigene Werkstatt für den Betriebsfuhrpark und 1932 hatte Schneider eine Adler-Vertretung übernommen, später wurden Volkswagen verkauft. Erst nach dem Jahr 2000 wurden die Automobil-Handelsunternehmen, die bis heute existieren, veräußert. Doch zurück nach Bräunlingen. Hierhin wurde das komplette Unternehmen nach 1970 verlagert. Zwischenzeitlich waren Grubenheber und Unterflur-Hebetechnik neu ins Programm gekommen. Auch Reifenmontiermaschinen wurden in Bräunlingen gefertigt. Im Laufe der Zeit verlegte sich das Hebetechnik-Programm zusehends auf Nutzfahrzeugbühnen. 1988 wurde das Rostschutzsystem für Grubenheber zum Patent angemeldet und 1998 wurde mit der Duplex Sicherheitsabstützung ein Maßstab bei Lkw-Stempelbühnen gesetzt.
Im Pkw-Bereich markiert das Jahr 1997 den Einstieg in den Sonderwerkzeugbau, als man für die Mercedes-Benz A-Klasse die europäischen Händler mit einigen Produkten ausstattete. Andere Automarken folgten. 2003 entschied sich die Inhaber-Familie ihr Unternehmen an Rotary Lift, den weltgrößten Hebetechnik-Hersteller zu veräußern. So wurde aus der Blitz M. Schneider Werkzeug- und Maschinenfabrik GmbH die BlitzRotary GmbH. Für das Unternehmen in Bräunlingen begann damit eine weitere stürmische Entwicklung, denn Pkw-Hebetechnik kam als neue Produktgruppe hinzu. Und seit 2010 werden auch Richtsysteme der Konzern-Schwester Chief vertrieben.
Europa-Zentrale und mehr
Heute beschäftigt die BlitzRotary GmbH 140 Mitarbeiter, setzt 45 Millionen Euro im Jahr um und verantwortet die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA). Unter der Marke Blitz werden Lkw-Hebetechnik, Drucklufttechnik, Reifenfüll- und Messtechnik sowie Sondermaschinen entwickelt und vor Ort in Bräunlingen gefertigt. Unter der Marke Rotary werden hauptsächlich Pkw-Hebebühnen vertrieben. Die Komponenten dieser Bühnen werden von mehreren Konzern-Standorten aus aller Welt an BlitzRotary geliefert, auftragsbezogen montiert und an die Kunden in der EMEA-Region gesendet. Rotary ist Spezialist für hydraulische Zwei-Säulenbühnen, bietet aber das komplette Spektrum der Pkw-Hebetechnik mit Viersäulen-, Scheren- und Unterflurbühnen an. Die Marke Chief steht für ausgefeilte Richtanlagen hoher Qualität. Passend dazu bietet Chief ein hochpräzises elektronisches Mess-System an, welches für Chassis und Oberbau-Vermessungen gleichermaßen eingesetzt werden kann.
Solide Entwicklung
Dass aus seiner mechanischen Werkstatt 140 Jahre später die erfolgreiche Europa-Zentrale des weltgrößten Hebetechnik-Herstellers geworden ist, hätte den Firmengründer Matthias Schneider sicher überrascht. Dabei hat er mit seinen weisen Grundsätzen bereits das Fundament dafür gelegt. BlitzRotary wird den Automobilservice sicher noch lange aktiv begleiten.
Bernd Reich
- Ausgabe 5/2012 Seite 28 (663.2 KB, PDF)