Vermutlich wissen Sie schon, dass Schloss Neuschwanstein ab dem 5. September 1869 für den damals 23-jährigen König Ludwig II. von Bayern im Stile einer mittelalterlichen Ritterburg erbaut wurde. Weitgehend bekannt ist auch, dass "die Burg des Märchenkönigs" heute mit rund 1,3 Millionen jährlichen Besuchern zu den absoluten Touristen-Magneten Deutschlands zählt.
Was Sie möglicherweise noch nicht wissen: Im mittelalterlichen Gewand, ja ganz im Verborgenen, ist das Märchenschloss ein großartiges Zeugnis der Technik-Affinität seines jungen Herrschers. Denn Ludwig sah die historische Gestalt des Schlosses und die moderne Technik im Inneren nicht als Gegensätze. Ganz im Gegenteil stattete er seinen Rückzugsort mit modernster Technik aus.
Heißluft-Zentralheizung, fließendes Wasser und automatische Toiletten-Spülungen machten das Leben auf Neuschwanstein bereits im 19. Jahrhundert angenehm. Die Ausstattung entsprach dem Standard damaliger Luxushotels. Auch auf kurze Kommunikationswege legte Ludwig wert. Um sich bedienen zu lassen, ließ er eine elektrische Klingelanlage bauen. In der dritten und vierten Etage gab es sogar Telefonanschlüsse. Und Speisen wurden von Dienern nicht treppauf treppab geschleppt, sondern mit einem Aufzug von Stockwerk zu Stockwerk geschickt.
Elektromobiliät im 19. Jahrhundert
Technologischer Vorreiter war Ludwig auch bei der Batterietechnik. Bereits 1885/1886 war er – oft in historischen Kostümen – mit einem beleuchteten Prunkschlitten unterwegs und hatte damit wohl das erste elektrifizierte Fahrzeug der Welt. Dass elektrisches Licht wichtig für ihn war, liegt nahe. Denn Ludwig lebte seit etwa 1875 nachts und schlief am Tag.
Ludwig starb 1886 in Berg am Starnberger See und somit, bevor seine "Neue Burg" fertig gebaut war. Sie ist bis heute unvollendet. Durch einen Besuch des amerikanische Filmproduzenten Walt Disney aber gelangte sie zu Weltberühmtheit – und zu ewigem Leben. (jko)