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Historie: Deutscher Sonderweg auf zwei Rädern

15.07.2013 02:44 Uhr
BMW Motorradproduktion
BMW-Motorradproduktion: Gerade in den 1920er-Jahren erlebte das Zweirad in Deutschland einen Boom.
© Foto: BMW

Anders als in anderen Industrienationen gab es in Deutschland lange Zeit mehr Motorräder als Autos. Für den Historiker Frank Steinbeck ein Symbol der wirtschaftlichen Schwäche der damaligen Mittelschicht.

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Auf dem Weg in eine mobile Gesellschaft spielte das Motorrad in Deutschland die herausragende Rolle. Bis 1960 gab es in der Bundesrepublik Deutschland mehr Motorräder als Autos, in der DDR sogar bis zur Wende 1989. Die Hälfte aller weltweit zugelassenen Motorräder wurde 1938 auf Deutschlands Straßen gezählt, während in den USA, Frankreich und England bereits seit den 1920er-Jahren das Auto den Individualverkehr dominierte. Außerdem war Deutschland 1938 führend bei der Produktion von Motorrädern. 330.000, also zwei Drittel aller Motorräder weltweit, kamen aus deutschen Fabriken.

Die Zahlen finden sich in der Dissertation "Das Motorrad" von Frank Steinbeck. Darin kommt Steinbeck zu dem erstmals in der Wissenschaft geäußerten Schluss, dass Deutschland im internationalen Vergleich einen Sonderweg bei der Motorisierung des Straßenverkehrs beschritt.

"Die massenhafte Verbreitung von Motorfahrrädern und Kleinkrafträdern war eigentlich ein Armutszeugnis der Deutschen", sagt Frank Steinbeck. "Denn, obwohl Deutschland ein hochentwickeltes Industrieland war, konnte sich die Mehrheit der Deutschen in der Zwischenkriegszeit ein Auto nicht leisten. Da zeigen sich gravierende Entwicklungsrückstände bei der Massenkaufkraft im Vergleich zu den USA, Frankreich und England. Und beim Auto waren es vor allem die laufenden Kosten wie der Spritpreis, die Kfz-Steuern und die Garagenmieten, die einen Pkw für viele unerschwinglich machten."

Anders die Situation beim Motorrad. Nicht nur, dass die Industrie die motorisierten Zweiräder in einer breiten Vielfalt sowie in Anschaffung und Unterhalt zu Preisen herstellte, die sich auch Arbeiter und Angestellte leisten konnten. Kleinkrafträder und Motorfahrräder kosteten zwischen 250 bis 600 Reichsmark. Verkehrs- und steuerrechtliche Bestimmungen in der Weimarer Republik begünstigten geradezu den Aufstieg des Motorrads zum Volksfahrzeug: 1922 wurden Kleinkrafträder sowohl von der Kfz- als auch von der Luxusumsatzsteuer befreit. Die Luxusumsatzsteuer, von der private Kraftfahrzeuge, Schmuck, Klaviere und teure Fahrräder betroffen waren, betrug immerhin 15 Prozent des Nettopreises.

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