Der ADAC zieht weitere Konsequenzen aus dem Skandal um Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel". Ab Oktober soll es keine Werkstattbetriebe mehr mit dem Logo "ADAC Werkstatt" geben. "Präsidium und Verwaltungsrat des ADAC haben entschieden, künftig keine unternehmerischen Aktivitäten im Bereich Werkstätten mehr zu verfolgen", teilte der Autoclub am Freitag in München mit.
Seinen Werkstatttest, auf den er zuletzt wegen möglicher Interessenkonflikte verzichtet hatte, will der ADAC dagegen wieder fortsetzen. Seit 1970 testet der Club Auto-Werkstätten und werkstattnahe Dienstleistungen. Derzeit gibt es neun ADAC Werkstätten. Den Partnern solle kein wirtschaftlicher Nachteil entstehen, hieß es.
Wie der Club am Freitag außerdem bekanntgab, soll das bestehende Straßendienst-Partnernetz durch eine "Qualitätssicherungsoffensive" weiterentwickelt werden. "Diese Qualifizierung umfasst jedoch nicht die unternehmerische oder strategische Steuerung von Werkstattleistungen." Ziel sei immer, dass das Mitglied mit dem eigenen Auto weiterfahren könne. Dies sei schon heute bei 85,6 Prozent der Pannen der Fall. "Die jetzt getroffene Entscheidung zum Verzicht auf unternehmerische Werkstatt-Aktivitäten bedeutet nicht, dass der ADAC künftig grundsätzlich auf wirtschaftliche Aktivitäten verzichtet", betonte der Club in seiner Mitteilung abschließend.
Über die Werkstattaktivitäten des ADAC hatte es immer wieder Spekulationen gegeben. Zuletzt hatte der Club im Mai dementiert, ein flächendeckendes Netz aufbauen zu wollen. Damals hieß es, man qualifiziere an sechs Standorten Partner weiter, die für den Automobilclub in der Pannen-, Abschlepp- und Unfallhilfe tätig seien (wir berichteten). Ein Jahr zuvor - also noch vor dem Manipulationsskandal - sprach der für den Pannenservice zuständige ADAC-Geschäftsführer Mahbod Asgari im asp-Interview (vgl. asp 5/2013, S.58) von Partnerwerkstätten in 50 Großstädten, die Mitgliedern im Pannenfall eine schnelle Weiterfahrt ermöglichen sollten.
ZDK fordert Huk-Coburg zur Nachahmung auf
"Wir freuen uns sehr, dass unsere immer wieder geübte Kritik am Vorhaben des ADAC jetzt endlich Gehör gefunden hat", so ein Sprecher des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in einer ersten Reaktion. Der Club habe erkannt, dass er seine Glaubwürdigkeit als neutraler Sachwalter von Autofahrerinteressen zunehmend aufs Spiel setze, wenn er einerseits Werkstatttests durchführe und sich andererseits selbst auf dem Werkstattmarkt wirtschaftlich betätige. Auch andere Dienstleister rund um die Automobilwirtschaft sollten nun ihre Aktivitäten auf dem Werkstattmarkt überdenken, sagte der Sprecher in Richtung der Huk-Coburg. Die Versicherung will Kunden mit Rabattversprechen in Partnerwerkstätten lotsen (wir berichteten).
Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern begrüßte in einer ersten Reaktion die Entscheidung des ADAC, forderte aber gleichzeitig vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber den Innungsmitgliedern. Bei zukünftigen Werkstatttests müssten die Konditionen daher klar und nachvollziehbar definiert und von unabhängigen Dritten überprüft werden. "So werden die Werkstatttest und Verbraucherschutz-Testaktivitäten des ADAC für die Autofahrer und die Kfz-Betriebe zu wirklichen nachvollziehbaren Prüfinstanzen, die für alle ein Gewinn sein können", sagte Verbandspräsident Klaus Dieter Breitschwert. (dpa/ng)