Der TÜV Süd hatte geladen, denn es galt, ein Jubiläum zu feiern: 100 Jahre Fahrzeuguntersuchung und 50 Jahre Plakette. So fanden am vergangenen Donnerstagabend die Konzernleiter und zahlreiche geladene Gäste im Verkehrszentrum des Deutschen Museums zusammen, um die Geburtstage zu begehen und eine Sonderausstellung zum Thema zu eröffnen. Natürlich bot die Vernissage auch Gelegenheit, Anekdoten aus einem Jahrhundert Hauptuntersuchung (HU) auszutauschen - von den "Kniescheiben-Untersuchungen" am Straßenrand, als die Sachverständigen noch mangels Hebebühnen unters Auto kriechen mussten, bis hin zum Bremsentest bei Landwirtschaftsfahrzeugen im tiefsten Winter war einiges aus dem Erfahrungsschatz der altgedienten Prüfer zu hören. Die Sonderausstellung im Obergeschoss der ehemaligen Messehallen gab Einblick in die Geschichte der Fahrzeuguntersuchung. Alles fing im Jahre 1910 in Stuttgart an, als die "Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln" die Abteilung zur "Prüfung von Fahrzeugen und deren Führern" gründete, die Vorläuferorganisation der heutigen Fahrzeugsparte des TÜV Süd. Als Reaktion auf den damals stark anwachsenden Straßenverkehr wurde es nötig, den Menschen vor den Gefahren, welche die zunehmende Mobilität mit sich brachte, zu warnen und zu schützen. "Damit stehen TÜV Süd und seine Gründer für 100 Jahre sichere Mobilität", sagte Gerhard Müller in seinem Vortrag zur Ausstellungseröffnung. Darin illustrierte Müller, der in der Geschäftsleitung von TÜV Süd Auto Service für den Bereich Politik und Wirtschaft verantwortlich ist, die Historie der HU. Nachdem in den Anfangsjahren die Fahrzeughalter noch per persönlichem Brief zur Prüfung geladen wurden, dieser Termin jedoch häufig "geschwänzt" wurde, kam es 1961 zur Kennzeichnung mit Plakette. Dies machte es auch der Polizei einfacher, die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs zu prüfen. Im Licht der aufkommenden Umweltschutz-Debatte wurde in den 1980er-Jahren die Abgasuntersuchung (AU) eingeführt, gekennzeichnet durch eine sechseckige Plakette am vorderen Nummernschild. Die Überprüfung der Emissionswerte wurde dann 2010 mit der HU zusammengelegt. Doch nicht nur der Vergangenheit widmete sich Müller in seiner Rede, auch die Gegenwart kam zu Sprache. Die Prüfung der vielen elektronischen Systeme in modernen Kraftfahrzeugen verlangt nach zeitgemäßen Methoden, und so werden heute Sicherheitssysteme wie ABS und ESP mittels PCs und PDAs (Handcomputern) überprüft. Das ermögliche eine umfassende Kontrolle der häufig störanfälligen "Helferlein" im Automobil und trage maßgeblich zur Sicherheit im Straßenverkehr bei, betonte Müller. Und das nicht nur in Deutschland: Im Jahr 2009 startete TÜV Turk in der Türkei als Tochtergesellschaft des TÜV Süd. Ein 20 Jahre währendes Monopol auf Kraftfahrzeuguntersuchungen garantiert eine sicherere Verkehrsumgebung auch am Bosporus (wir berichteten).
TÜV Süd Sonderausstellung im Dt. Museum
