Weiterbildungsmaßnahmen steigern die beruflichen Chancen. Abzüglich einer Anschubinvestition zahlt sich die Fortbildungsanstrengung im Allgemeinen schnell aus.
Mehr als 50 Prozent aller Betriebe in Deutschland haben 2011 ihren Mitarbeitern Weiterbildungen ermöglicht. Das geht aus einer Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Die Ergebnisse veröffentlichte das Institut im Juli 2013 in der Zeitschrift IAB-FORUM. Natürlich handeln die Unternehmen dabei nicht uneigennützig. Der zunehmende technologische Fortschritt in der Automobiltechnik sowie beim Werkstattequipment macht die fortwährende Qualifizierung der Mitarbeiter erforderlich. Ansonsten drohen Einbrüche in Umsatz und Kundenzufriedenheit. Für die Fortbildungsteilnehmer hat das natürlich auch persönliche Vorteile. Spezialisierungen z.B. im Bereich Diagnosearbeiten, Klimaservice oder Hochvolttechnik schmücken individuelle Lebensläufe.
Für Kfz-Mechatroniker stehen neben technischen Lehrgängen eine Vielzahl an betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Seminaren (z.B. Unternehmensführung, Kundenkommunikation, Marketing oder Unfallschadenabwicklung) offen. Neben Kammern sowie Innungen bieten u.a. die Akademie Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe ein auf die Kfz-Branche zugeschnittenes Programm an. Zudem stehen Dienstleister wie Exponentia, Intea sowie die Anbieter von Unterrichtsmaterialien Christiani-Institut und Lucas-Nülle bereit. Nicht zu vergessen sind Teilehersteller als Fortbildungsanbieter: Produktschulungen und detaillierte Technik-Workshops stellen eine wichtige Ergänzung für den sachgerechten Einbau und die Reparatur von speziellen Komponenten dar.
Meisterbrief zahlt sich aus
Nach Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IdW) macht sich die Weiterbildung zum Meister besonders bezahlt: Laut dem Kölner Forschungsinstitut bringt der Meisterbrief sogar eine höhere Bildungsrendite als ein Studium. Der Begriff gibt Aufschluss über die Amortisation von Bildungsinvestitionen (siehe Kasten). „Während sich für Hochschulabsolventen der ausbildungsbedingte Lohnverzicht später in Form höherer Einkünfte mit durchschnittlich 7,5 Prozent verzinst, kommen beruflich Fortgebildete auf eine Rendite von 8,3 Prozent“, heißt es. Die Qualifizierung mache sich bei Meistern schneller bezahlt: „Im Schnitt hat sich eine Aufstiegsfortbildung amortisiert, wenn die Absolventen 40 Jahre alt sind; bei Akademikern ist dies erst mit 43 Jahren der Fall.“ Wer die Fachkräftesituation in der Kfz-Branche kennt und darüber hinaus noch die demografische Situation einkalkuliert, der wundert sich auch nicht über die Einschätzung des IdW, wonach die Beschäftigungschancen der Meister besser sind. Im Jahr 2008 waren nur 2,9 Prozent der Männer und 3,7 Prozent der Frauen mit diesen Fähigkeiten auf Jobsuche, bei den Hochschulabgängern waren es drei bzw. vier Prozent.
Keine Altersgrenze
Dass Weiterbildungsmaßnahmen ab einem gewissen Alter nicht mehr rentabel sind, sollte man sich im Übrigen nicht einreden lassen. Zwar dürfte sich ein Meisterlehrgang an der Schwelle zum Rentenalter nur in den seltensten Fällen amortisieren. Aufgrund der demografischen Alterung und des Fachkräftemangels muss das Schlagwort des „Lebenslangen Lernens“ aber als Prämisse dienen. Auch weil Ältere den Unternehmen künftig teils über den Renteneintritt hinaus als Berater verbunden bleiben könnten. Schließlich besitzen sie wichtige Erfahrungen und Kontakte. Zudem können sie als Mentoren für Berufseinsteiger nützlich sein. Da sie häufig Strukturen und Prozesse des Unternehmens im Ganzen kennen, eignen sie sich außerdem gut für eine betriebliche Qualitätssicherung. Martin Schachtner
Laut einer Definition des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Bildungsrendite ein Indikator für den monetären Nettoertrag, den höhere Bildung im Berufsleben abwirft. Diese wird zum einen durch die Lohnprämie bestimmt, also der Zunahme beim Brutto-Lohn, der aufgrund der besseren Bildung zu erwarten ist. Zudem sind höher Gebildete im Allgemeinen seltener arbeitslos. Bei der Berechnung der Bildungsrendite müssen aber direkte und indirekte Fortbildungskosten in Abzug gebracht werden (so genannte Opportunitätskosten). Indirekte Kosten sind beispielsweise das entgangene Erwerbseinkommen während der Meisterausbildung in Vollzeit.
Die Meisterausbildung in Teilzeit kostet Kraft und Vollzeitkurse den Erwerbslohn. Wenn angehende Vollzeitschüler nicht genug angespart haben, dann wird Unterstützung benötigt. Das können die Eltern sein oder auch der bisherige Chef, der den Kfz-Profi zum potenziellen Nachfolger auserkoren hat. Vater Staat steht mit dem so genannten Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (landläufig „Meister-Bafög“ genannt) zur Stelle. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) im Juli mitteilte, erhielten in Deutschland im vergangenen Jahr etwa 168.000 Personen diese Leistung in Form von Darlehen und Zuschüssen. An Förderleistungen standen insgesamt 546 Millionen Euro zur Verfügung. Im Durchschnitt erhielten die Bezieher demnach 3.250 Euro.