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Heiter bis wolkig

19.03.2010 12:02 Uhr

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Bautrends im Kfz-Gewerbe

Die angespannte Konjunktur im Kfz-Gewerbe wirkt sich auch auf das Baugewerbe aus, sollte man meinen. Doch auf den Bau von Autohäusern und Werkstätten spezialisierte Unternehmen haben durchaus gut zu tun. Wir haben sechs Bauexperten für die Kfz-Branche zur Auftragssituation und aktuellenBau-Trends befragt.

Das schöne an unserer Tätigkeit ist, dass wir es eigentlich immer nur mit den Optimisten aus dem Gewerbe zu tun haben, die ihre eigene Zukunft positiv bewerten.“ Mit dieser Einschätzung ist Markus Rickerl, Geschäftsführer von Schneider Planungsbüro in München, nicht alleine. Ihn und fünf seiner Kollegen, allesamt spezialisiert auf den Bau von Werkstätten und Auto-häusern, haben wir befragt, wie sich die Nachfrage nach Bauleistungen in letzten und in diesem Jahr bislang entwickelt hat. Unsere Erwartung, dass die Nachfrage stark rückläufig ist, hat sich dabei nicht bestätigt. Fast alle Befragten haben eine im Vergleich zu den Vorjahren konstante oder sogar leicht gestiegene Nachfrage nach Bauleistungen verzeichnet. Thomas Müggenborg von Industriebau Borgers aus Stadtlohn beispielsweise antwortete: „Entgegen der allgemeinen Erwartungen und der eher negativen Grundstimmung im Markt, sind wir überrascht, dass eine deutliche Zunahme der Anzahl der Bauprojekte im Jahr 2009 zu erkennen war. Dieser Trend wird sich unserer Einschätzung nach auch im laufenden Jahr fortsetzen.“

Mehr Umbauten, weniger Neubauten

Sein Kollege Jens Owe Behrens, Geschäftsführer der GIA GmbH aus Wolfenbüttel, sieht zwar 2009 einen leichten Rückgang der Baunachfrage gegenüber 2008, allerdings geht er für 2010 von einem Wachstum aus. „In unserem Unternehmen konnten wir das im Vergleich zu 2008 verringerte Volumen durch Aufträge aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung in diesem Jahr ausgleichen. Aus Sicht der GIA hat sich hier ein Investitionsstau aufgebaut, der sich mit Sicherheit in 2010 abbauen wird, was dann zu einem höheren Auftragsvolumen, speziell auch im Premiumsegment, führen wird.“ Nicht ganz so optimistisch ist Michael Wittig, Geschäftsführer der intec Gewerbebau GmbH aus Traunstein. „Für 2010 sehen wir den Schwerpunkt nicht bei Neubauten, sondern bei An- und Umbauten sowie energetischen Verbesserungen.“ Infolge dessen erwartet Wittig auch ein geringeres Investitionsvolumen. „Ein Neubau liegt bei ca. einer Mio. Euro, ein Anbau einer Direktannahme bei ca. 60.000 Euro“, so Wittig. Dirk König, Bereichsleiter für den Bereich Systembau bei der Ed. Züblin AG aus Stuttgart, rechnet erst in den nächsten zwei Jahren mit einer echten Erholung. Sein Unternehmen musste 2009 deutliche Rückgänge verzeichnen. „Für 2010 wird kein wesentlicher Anstieg erwartet, da weiterhin viel Unsicherheit im Markt besteht. Der Wegfall der Abwrackprämie, Probleme bei den Gebrauchten und Leasingrückläufern und die teilweise deutlichen Rückgänge der Neuwagenverkäufe in den ersten beiden Monaten des Jahres veranlassen viele potenzielle Bauherren noch zur Vorsicht. Es liegen lediglich vereinzelt neue Anfragen vor oder verschobene Projekte werden wieder vorsichtig aktiviert. Das Bauen im Bestand hat zugenommen. Eine nennenswerte Erholung für den Bau von Autohäusern und Werkstätten wird voraussichtlich erst 2011 und 2012 eintreten“, so König.

Große Übereinstimmung herrscht bei allen Befragten in der Frage, wer baut: Markenbetriebe oder freie Werkstätten? Wichtigste und traditionell stärkste Nachfrager nach Bauleistungen sind nach wie vor die Markenhändler. Deren Anteil als Auftraggeber liegt bei fast allen Befragten bei 90 Prozent oder darüber.

Markenbetriebe bauen mehr

Dabei hat vereinzelt auch die Abwrackprämie eine positive Wirkung auf die Bau-nachfrage gehabt, meint Gerold Urmelt, einer von drei Geschäftsführern der Voss+Graue Generalbau GmbH aus Coesfeld. „Die Marken, die von der Abwrackprämie profitieren, sind heute unsere potenziellen Kunden. So haben wir derzeit mehrere Dacia-Projekte in der Bearbeitung.“ Über solch positive Erfahrungen weiß Urmelt trotz stabilem Servicegeschäft mit freien Werkstätten nicht zu berichten. Im Gegenteil: „Im Frühjahr 2008 erhielten wir den Auftrag zur Entwicklung einer sogenannten Masterplanung für eine freie Werkstattkette. Nach Entwicklung einiger Konzepte und Umsetzung der CI-Ansätze an einigen Standorten wurde das Projekt aufgrund der konjunkturellen Situation gestoppt.“

Besser zum Spezialisten gehen

Markus Rickerl von Schneider Planungsbüro hat hingegen durchaus eine Zunahme von freien Betrieben, die Bauleistungen nachfragen verzeichnet. Allerdings sei das durchschnittliche Auftragsvolumen hier deutlich geringer als bei Markenhändlern. Rickerl rechnet damit, dass die Nachfrage freier Betriebe 2010 weiter steigen wird.

Einig sind sich die befragten Experten bei der Beurteilung klassischer Fehler, die Bauherren bei einem Bauprojekt begehen. Wenig überraschend, das alle der Meinung sind, viele Bauherren würden den Fehler begehen, für ihr Projekt nicht auf den Bau von Werkstätten und Autohäusern spezialisierte Bauplaner oder Generalbauunternehmen zu beauftragen. Dirk König, Züblin AG, hat aber gute Gründe für diese Einschätzung: „Die Komplexität eines Autohausbaus wird oft unterschätzt. Ein Autohaus vereint Gewerbe-, Verwaltungs-, Logistik- und Verkaufsfunktionen, die zum Teil widersprüchliche Anforderungen haben. Hier das richtige Maß zu finden, setzt entsprechende Planungs- und Bauexperten voraus.“ Diese Einschätzung teilt auch Thomas Müggenborg. Zudem sollte seiner Meinung nach die Beratungs-leistung schon sehr frühzeitig „vor dem Grundstückskauf“ in Anspruch genommen werden. Denn nicht selten kämpfen die Planer bei der Bauausführung in puncto Lage und Beschaffenheit des Grundstücks mit erschwerten Bedingungen, die vermeidbar gewesen wären, wenn der Bauherr frühzeitig den Rat eines erfahrenen Baupartners in Anspruch genommen hätte. Michael Wittig von intec hat dazu eine sehr deutliche Meinung. „ Das Bauen ist wie Fußball – da ist jeder ein Experte. Oft wird jedoch die notwendige Grundlagenermittlung übersehen und gleich zum Verhandeln von Baupreisen übergegangen.“

Stichwort Experte und mitreden: Von der Philosophie einiger Berater, ein Neubauvorhaben nach Möglichkeit unter dem Gesichtspunkt multipler Nutzungszwecke zu planen, raten alle befragten Bauexperten ab. Man könne ein Autohaus/eine Werkstatt nicht so planen, dass sich das Gebäude mit geringfügigen Änderungen auch als Lebensmittelmarkt, Möbelhaus oder sonstiges nutzen lasse. „Das ist ein sehr theoretischer Ansatz“, meint etwa Markus Rickerl von Schneider Planungsbüro. „So viele Teppichläden und Küchenstudios braucht kein Mensch. Erst einmal hat der Bauherr die Absicht, sein Autohaus in den Dienst seiner Bestimmung zu stellen. Und zwar so, dass alle Abläufe ideal und perfekt funktionieren. So wird er mit seinem Geschäft Geld verdienen. Der Gedanke einer eierlegenden Wollmilchsau wird diese Produktivität zum falschen Zeitpunkt einschränken“, so Rickerl weiter. Jens Owe Behrens von GIA hält die Anforderung multipler Nutzungsmöglichkeiten für ein Autohausgebäude ebenfalls für reine Theorie, die ihm so in der Praxis auch noch nicht begegnet ist. „Eine Umfirmierung eines Autohauses von einer Marke zu einer anderen ist hingegen durchaus üblich und planerisch umsetzbar. Eine eher klassische Bauweise, natürlich abhängig von der Marken-CI verursacht die geringsten Umbaukosten“, erläutert Behrens.

Den alles beherrschenden Bautrend für 2010 und die nächsten Jahre, auch da sind sich alle Umfrageteilnehmer einig, gibt es nicht. Auf jeder Agenda steht aber das große Thema Energieeffizienz und Ökologie. So arbeitet beispielsweise die Firma intec Gewerbebau gemeinsam mit der TU München an einem Forschungsprojekt „Energieoptimiertes Autohaus“.

Bauen ist keine Modeerscheinung

Voss+Graue will in diesem Jahr verstärkt das Konzept einer Werkstatt mit deutlich komprimierten Abläufen zwischen Diagnose und Reparatur umsetzen, wie es kürzlich bei einem Betrieb bei Hamburg geschehen ist (vgl. Beitrag S. 61). Das Konzept biete Einsparpotenzial bei der Grundstücksfläche und im laufenden Betrieb und ist nach Überzeugung von Gerold Urmelt auch für freie Werkstätten geeignet. Darüber hinausgehende allgemeingültige Trends sind nach Überzeugung aller aber nicht auszumachen.

„Der Trend ist, alle derzeit in der Diskussion befindlichen neuen Techniken in eine vernünftige Gesamtplanung zu integrieren. Es hilft nichts, einer aktuellen Mode nachzurennen“, meint Dirk König. Für seinen Kollegen Thomas Müggenborg gilt es nach über 1.300 von Borgers Industriebau in den letzten 30 Jahren gebauten Autohäusern vor allem einen Trend zu beachten: „Die Individualität des Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und aus dem umfangreichen Erfahrungsschatz die für ihn besten Lösungen zur Verfügung zu stellen.“ Frank Schlieben

Umfrageergebnisse im Netz

Bauexperten

An unserer Umfrage zum Thema Bauen haben sich folgende Unternehmen beteiligt:

Borgers Industriebau, 48703 Stadtlohn, www.borgers-industriebau.de

GIA Gesellschaft für Industrie und Anlagenbau mbH, 38302 Wolfenbüttel,www.gia-mbh.de

intec Gewerbebau GmbH, 83278 Traunstein, www.intec-gewerbebau.de

Schneider Planungsbüro GmbH, 81369 München, www.schneider-planungsbuero.de

Voss+Graue Generalbau GmbH & Co. KG, 48653 Coesfeld-Lette, www.voss-graue.de

Ed. Züblin AG, Bereich Systembau Deutschland, 70567 Stuttgart, www.zueblin-systembau.de.

Die Detailergebnisse unserer Umfrage haben wir für Sie im Internet aufbereitet. Über den Link www.autoservicepraxis.de/bauumfrage gelangen Sie auf das Dokument, in dem auch die Kontaktdaten unserer Gesprächspartner hinterlegt sind.

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