Verzinken
Nach jeder Reparatur an der Karosserie stellt sich dem Karosserie-Bauer die Frage, wie das Bauteil vor Korrosion geschützt werden soll. Zahlreiche chemische Methoden bieten sich hier an. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Doch ohne Zweifel ist elektrolytisches Verzinken von Stahlblechen die effektivste Methode Rost dauerhaft zu vermeiden.
Um ein Bauteil aus Stahl oder Eisen mit einer Zink- oder Zinklegierungsschicht zu überziehen, gibt es heute eine Reihe von verschiedenen Verfahren: Am bekanntesten dürfte das Feuerverzinken (auch: Schmelztauchverzinkung) sein. Bei der Fahrzeuginstandsetzung kommt diese Methode jedoch, genauso wie das mechanische Verzinken oder das Zinklamellen/Binder-System-Verfahren wegen des hohen Aufwandes nur selten oder überhaupt nicht zur Anwendung. Einzig das galvanische Verzinken (elektrolytische Verzinkung) fand eine gewisse Verbreitung bei der Kfz-Reparatur. Jedoch war diese bisher mit sehr hohen Kosten und viel Zeitaufwand verbunden. Das hat auch die Albert Berner Deutschland GmbH aus Künzelsau erkannt und das elektrolytische Verzinken für die schnelle, kostengünstige Werkstattanwendung weiterentwickelt. Das von Berner „Re-Zinc“ genannte System zum elektrolytischen Verzinken garantiert dabei einen hundertprozentigen Korrosionsschutz, der innerhalb weniger Minuten auf das Blech aufgetragen werden kann.
Qualität wie ab Werk
Die Verzinkung entspricht dabei dem Originalzustand ab Werk, so dass an der Reparaturstelle ein vergleichbarer Korrosionsschutz gewährleistet werden kannwie am übrigen Fahrzeug. Zur Vorbereitung des Verzinkens mit dem Berner Re-Zinc-System muss das Karosserieblech zunächst völlig von Rost- und Lackresten sowie sämtlichen Fettverunreinigungen gereinigt werden, da sich das Zink nur an Stellen mit einwandfreiem Stromfluss ablagert. Das Berner Re-Zinc-Verzinkungsgerät selbst besteht aus einem speziellen Spannungswandler (220 V/AC/ 300VA/50-60Hz), der bei konstanter Ampere-Zahl zwischen 7 und 14 A einen gleichmäßigen Elektrolysevorgang garantiert. Zur Vorbereitung des Verzinkens muss dabei am Pluspol des Spannungswandlers das mitgelieferte rote und am Minuspol das schwarze Kabel angeschlossen werden. Das Pluspol-Kabel (Anode) wird zuerst mit einer so genannten Handhabe mit integrierter Zinkplatte verbunden. Die Handhabe selbst ist ein Pad aus Kunstfell, das aus einer speziellen Faserung besteht, die Zink-Ionen ungehindert durchfließen lässt. Anschließend wird das Minuspol-Kabel (Kathode) des Spannungswandlers über eine Massenklemme im Umfeld des zu beschichtenden Bleches an die Karosserie angeklemmt. Zur Verzinkung muss jetzt die Handhabe in einen von Berner mitgelieferten Elektrolyt eingetaucht werden, bis das Pad mit der Flüssigkeit getränkt ist.
Arbeiten am blanken Blech
Zum Verzinken kann nun der Anwender die Handhabe kreisförmig über die blanke Schadstelle der Karosserie bewegen. Die Elektrolytflüssigkeit, die zusammen mit der Handhabe quasi ein elektrolytisches Bad bildet, stellt den Stromfluss zwischen Anode und Kathode her. Durch diesen verbindet sich das in der Elektrolyt-Flüssigkeit gelöste Zink mit der Karosserie und es entsteht sofort eine matte, hellgraue Verfärbung. Anschließend muss die bearbeitete Stelle mit einem in Leitungswasser getränkten Schwamm oder Lappen gründlich abgewaschen werden, so dass das im Elektrolyt enthaltene Salz entfernt wird, bevor mit dem weiteren Lackaufbau begonnen werden kann. Um den Verzinkungsvorgang zu kontrollieren, ist der Spannungwandler mit einer roten LED-Anzeige ausgestattet. Leuchtet diese bei der Anwendung, funktioniert der Verzinkungsvorgang einwandfrei. Pro Arbeitsgang kann so eine Zinkschicht von zwei bis vier Mikron auf das Blech aufgetragen werden. Um stärkere Schichten zu erhalten, muss der Verzinkungsvorgang lediglich so oft wiederholt werden, bis die gewünschte Stärke erreicht wird. Entsteht trotzdem bei der Anwendung schwarzes Zink, muss die Bewegung beim Auftragen beschleunigt werden, oder es befindet sich zu wenig Elektrolyt im Pad. Zur Entfernung des schwarzen Zinks genügt es jedoch völlig, schnell über die betreffende Stelle mit dem Pad zu reiben. Um verschieden große Reparaturstellen verzinken zu können, liegen dem Re-Zinc-Set eine kleine, rechteckige und eine große, runde Handhabe bei. Mit der kleinen Handhabe (R) lassen sich aufgrund ihrer rechteckigen pinselförmigen Form einfach kleine Flächen, Kanten und Sicken verzinken. Für eine großflächige Verzinkung ist die faustähnliche Handhabe (80) vorgesehen, die ein wesentlich höheres Flüssigkeitsaufnahme-Volumen besitzt als die kleine Handhabe R. Beide Handhaben lassen sich nach Gebrauch einfach zerlegen und reinigen. Je nach verwendeter Handhabe ist hier lediglich zu beachten, dass der Spannungswandler entsprechend über den „Function“-Schalter voreingestellt wird. In beiden Handhaben sind Zinkplättchen integriert. Aufgrund ihrer flexiblen Bauart durch Lasereinschnitte passen sich die Zinkplättchen bei der Anwendung von Re-Zinc an die zu bearbeitende Fläche an. Dies ermöglicht, dass auch Stellen mit Rundungen und Vertiefungen, beispielsweise an Kotflügeln und Radläufen, sehr einfach und gleichmäßig verzinkt werden können. Die Karosserieinstandsetzung mit dem Berner Re-Zinc-Verfahren eignet sich vor allem für Stellen, die anfällig für Rost sind, beispielsweise im Steinschlagbereich. Dazu zählen Kotflügel, Türen, Radläufe, Schweller und Motorhauben. Weitere Anwendungsgebiete sind Schweißnähte, Falze und Innenseiten von zu punktenden Blechen.
Schutz und Kosten optimiert
Im Gegensatz zu herkömmlichen Rostvorsorgemaßnahmen, gewährleistet das Berner Re-Zinc-System durch seine einfache und schnelle Anwendung einen optimalen Oberflächenschutz bei geringen Zeitaufwand und Kosten. Darüber hinaus ist das mit Re-Zinc aufgetragene Zink sehr haftfest, matt und fein. Das Re-Zinc-System wird von Berner mit dem für das Verzinken notwendigen Zubehör zum Preis von 549,- Euro in einem Hart-Plastikkoffer angeboten. Marcel Schoch
- Ausgabe 11/2009 Seite 36 (296.8 KB, PDF)