Dieter Zetsche ist nicht zu bremsen. Er rast über Küstenstraßen, schleudert kontrolliert auf nasser Fahrbahn, bewältigt mit einem Geländewagen einen Hindernisparcours. Selbst vor Hausbesuchen bei skeptischen Kunden schreckt er nicht zurück. Während er ihnen die Vorzüge eines Mini-Vans erklärt, nimmt er lässig einen Kopfball.
Das war vor sieben Jahren. Damals ließ sich Zetsche als "Dr Z." für eine ganze Serie von Werbespots für die US-Marke Chrysler abfilmen. Etwa zur gleichen Zeit kehrte Zetsche als strahlender Retter nach Stuttgart zurück, um als frischgebackener Daimler-Chef von Deutschland aus die Fusion mit Chrysler zu retten. Inzwischen fährt Daimler längst wieder allein - und der frühere Problemfall Chrysler gehört zu Fiat.
Auch sonst sieht die Lage inzwischen ungewohnt anders aus. Erst vor wenigen Tagen musste Zetsche zum wiederholten Mal in seiner Position als Daimler-Chef eine Gewinnwarnung verkünden. Zetsche, der am 5. Mai seinen 60. Geburtstag feiert, ist in die Defensive geraten. Die Kritik an seiner Person hält an. Das Hamburger Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" zitierte am Wochenende einen hochrangigen Manager mit den Worten: "Der Dieter kann es nicht."
Die aktuellen Probleme des Autobauers sind weitläufig bekannt. BMW und Audi sind den Schwaben mit ihren Modellen weit voraus, vor allem aber, was die Rendite angeht, mit der Konzerne ihre Profitabilität vergleichen. Branchenexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach stellte schon vor Monaten fest: "Es gibt keine Ausreden mehr. Was nicht so läuft, geht auf das Konto von Zetsche und seiner Mannschaft."