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VW-Diesel-Fahrzeuge: KBA ordnet Rückruf an

15.10.2015 10:07 Uhr
Das Kraftfahrtbundesamt ordnet für die betroffenen VW-Modelle mit manipulierter Software einen verpflichtenden Rückruf an.

Wie genau will Volkswagen die Abgas-Manipulationen bei Dieselautos abstellen? Dazu hörte das Kraftfahrtbundesamt Vorschläge von dem Autobauer. Diese reichen der Behörde allerdings nicht aus.

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In den 28 Ländern der Europäischen Union holt Volkswagen rund 8,5 Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstätten. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ordnete einen verpflichtenden Rückruf für rund 2,4 Millionen Fahrzeuge mit manipulierter Software in Deutschland an, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin sagte. Die Großaktion soll Anfang 2016 starten und dürfte sich über Monate hinziehen. Eine freiwillige Reparatur reichte der Behörde nicht aus. Die Halter der betroffenen Wagen müssen erst aktiv werden, wenn sie Post erhalten haben. 

Das KBA hält die Software in den betroffenen Diesel-Fahrzeugen des VW-Konzerns für illegal. Die Behörde vertrete die Auffassung, dass es sich um eine "unzulässige Abschalteinrichtung handelt", sagte Dobrindt. Er erläuterte, dass 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Ursprünglich war von 2,8 Millionen Wagen hierzulande die Rede gewesen - dies ergab sich aus den ursprünglichen Zulassungen. Inzwischen seien aber rund 400.000 Wagen nicht mehr unterwegs. 

Das Bundesamt werde "den Beginn und den Fortgang der Rückrufaktion überwachen", sagte Dobrindt. Bis Ende Oktober muss Volkswagen der Behörde nun die geplante neue Software für die 2,0-Liter-Modelle vorstellen, bis Ende November die Lösungen für die Fahrzeuge mit 1,6 Litern und 1,2 Litern Hubraum. Betroffen ist vor allem die Kernmarke mit dem VW-Logo, aber auch die VW-Schwestern Audi, Seat, Skoda und einige VW-Nutzfahrzeuge zählen zum Kreis der Marken im Rückruf. "Wir wollen, dass alle Fahrzeuge von der unzulässigen Abschaltvorrichtung befreit und in einen vorschriftsmäßigen Zustand versetzt werden - in jeder Hinsicht", sagte KBA-Sprecher Stephan Immen am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Von daher kann es sich etwas hinziehen. Bei einem Rückruf in dieser Größenordnung - 2,4 Millionen Fahrzeuge - ist es auch eine logistische Herausforderung." Es mache deshalb wenig Sinn, mehr als zwei Millionen Anschreiben sofort an die Halter zu verschicken und alle Wagen in die Werkstätten zu bestellen. 

Zum Vergleich: Nach Angaben von Immen gab es im kompletten Jahr 2013 nur 1,5 Millionen zurückgerufene Autos in Deutschland. Der Sprecher konnte keine Angaben darüber machen, wie die Nachbesserungen der drei unterschiedlichen VW-Motoren konkret aussehen müssen. Klar sei aber, dass die Erfüllungsquote bei 100 Prozent liegen muss.

Für jeden Halter verpflichtend

Die Rückrufaktion sei für jeden Halter verpflichtend, sagte Dobrindt. Für konkretere Aussagen zum Zeitplan sei es noch zu früh, da viele technische Details der Nachbesserung in den Werkstätten noch zu klären seien. Die betroffenen Autofahrer bekommen demnächst Post, in den Schreiben wird dann das weitere Vorgehen erklärt. Für den genauen Ablauf in den Werkstätten stünden zudem noch Prüfungen der von Volkswagen vorgeschlagenen Nachbesserungspläne an.

Die Aktion dürfte sich bis weit ins nächste Jahr ziehen. Mit dem verpflichtenden Rückruf schaltet sich das KBA stark ein und überlässt ihn nicht allein dem Konzern. Europas größter Autobauer hatte Ende September in Aussicht gestellt, einen umfangreichen Katalog mit "technischen Lösungen und Maßnahmen" zur Bewältigung des Skandals an das Bundesamt zu senden. 

VW plant demnach für die von Manipulationen betroffenen Autos mit 2,0 Litern Hubraum reine Software-Lösungen, bei Motoren mit 1,6 Litern Zylindervolumen sei zudem "mit großer Sicherheit" zusätzlich eine Anpassung in der Motortechnik nötig - also ein Eingriff nicht nur über die Programmierung. Diese Lösung für die 1,6-Liter-Motoren sei nicht vor September 2016 zu erwarten, sagte Dobrindt. Was mit den kleineren 1,2-Liter-Motoren geschieht, blieb zunächst vage. Der VW-Konzern betont, dass alle neuen Diesel mit der Abgasnorm Euro 6 nicht von dem Skandal betroffen sind. Zudem seien auch diejenigen Wagen, die nun im Rückruf stehen, technisch sicher und fahrbereit.

VW ist in der Lage, das Problem zu lösen

Der Minister betonte, er gehe davon aus, dass VW in der Lage sei, das Problem zu lösen. "Ob jede einzelne Maßnahme, die jetzt vorgeschlagen ist, geeignet ist dafür, müssen die Fachleute des KBA entsprechend entscheiden." Die Anordnungen der Behörde würden vor allem "auch den zeitlichen Faktor betreffen". VW habe zugesichert, dass den Kunden durch die Umrüstungen keine Kosten entstünden. 

VW hatte mit einer Software die Abgaswerte bei Dieselwagen geschönt und damit den größten Skandal in der Unternehmensgeschichte heraufbeschworen. Es drohen Milliardenkosten für die Nachbesserung, mögliche Strafzahlungen und gerichtliche Auseinandersetzungen.

Auch in Österreich müssen VW-Dieselfahrzeuge auf behördliche Weisung in die Werkstätten. Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) erließ eine entsprechende Anordnung. Betroffen seien rund 363.000 Fahrzeuge, hieß es aus dem Verkehrsministerium in Wien mit Verweis auf Zahlen des VW-Importeurs Porsche Austria. Beim Zeitplan orientiere man sich an Deutschland. Die betroffenen Autofahrer müssten von Porsche Austria verständigt werden, so das Ministerium zur Nachrichtenagentur APA. (dpa)

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