-- Anzeige --

Kältemittel-Streit: "Whistleblower" Daimler als Sündenbock?

25.07.2013 12:18 Uhr
Kältemittel-Streit: "Whistleblower" Daimler als Sündenbock?
Auch PSA erhielt bereits Anfang des Jahres eine Ermahnung der französischen Behörden, die Kältemittel-Richtlinie zu beachten.
© Foto: Imago/PanoramiC

Die französischen Behörden gingen wegen des Kältemittels bislang nicht nur gegen den deutschen Nachbarn, sondern auch schon gegen den heimischen Autobauer PSA vor, wie ein Dokument beweist. Daimler hat in Frankreich inzwischen offenbar einen juristischen Erfolg erzielt.

-- Anzeige --

Daimler hat nach eigenen Angaben im Kältemittel-Streit mit Frankreich einen wichtigen Teilerfolg erzielt. Demnach hat ein französisches Gericht die Zulassungsblockade der Behörden für einige Modelle am Donnerstag zurückgewiesen. "Der Behörde wurden jetzt zehn Tage Übergangszeit eingeräumt, ihre Haltung zu überdenken", sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass die französische Verwaltung der Meinung des Gerichts folgen wird und unsere Fahrzeuge in Kürze wieder in Frankreich zugelassen werden können." Die Entscheidung habe allerdings keinen Einfluss auf ein mögliches Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland, hieß es in einer Reaktion der EU-Kommission aus Brüssel.

In vielen Medien war darüber spekuliert worden, ob die harte Haltung Frankreichs, die vergangene Woche auch von der EU-Kommission befürwortet wurde (wir berichteten), als eine "Vergeltung" für Deutschlands harte Haltung im Streit um zukünftige CO2-Grenzwerte zu interpretieren ist. In der Tat ist die Frage, warum ausschließlich Daimlers nachträglich geänderte Typgenehmigung von den Behörden unserer Nachbarn nicht anerkannt wird, nach wie vor unbeantwortet. Denn auch andere Hersteller haben getrickst und eine ursprünglich neue Typgenehmigung in eine erweiterte alte umgewandelt.

Dadurch konnte beispielsweise Toyota den Prius+ seit August und den Lexus GS seit November 2012 europaweit wieder mit R-134a befüllen. "Wir haben die Änderung der Typgenehmigung bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt durchgeführt. Die neu entdeckten Zweifel an der Sicherheit des Kältemittels haben in unserem Haus bereits Mitte Ende 2012 zu diesem Schritt geführt", erklärte ein Toyota-Sprecher gegenüber asp-Online. Allerdings wurde beim Sportwagen GT86 die Homologation erst im Frühjahr dieses Jahres geändert, räumte er ein (im Gegensatz übrigens zum baugleichen Subaru BRZ, der weiterhin mit R-1234yf befüllt ist).

"Im Moment liegen keine Indizien dafür vor, dass Frankreich all diesen umgeschlüsselten Fahrzeugen die Zulassung verweigert. Wir hoffen, dass die Gefahrenbeurteilung des TÜV im Auftrag des KBA endlich für Klarheit in diesem Sachverhalt sorgen wird", heißt es bei Toyota. Ähnlich äußert sich Mazda, dessen Kompakt SUV CR-X ebenfalls ursprünglich mit dem umstrittenen neuen Kältemittel befüllt war, seit Juni 2012 aber wieder mit R-134a ausgeliefert wird, zunächst unter Inanspruchnahme des EU-Moratoriums, seit dem 1. Januar auf Basis einer erweiterten EG-Typgenehmigung.

Ärger auch für PSA

Wurde an Daimler also ein Exempel statuiert? Nein, denn die Franzosen schauen nicht nur bei deutschen Fahrzeugen genau hin. Wie ein asp-Online vorliegendes Schreiben an andere Mitgliedsstaaten beweist, gab es bereits Anfang dieses Jahres Ärger für PSA, weil das zuständige französische Umweltministerium bei 5.100 Fahrzeugen einen Verstoß gegen die Kältemittel-Richtlinie (2006/40/EG) feststellte.

Laut dem Dokument hat PSA daraufhin am 8. April zugesagt, ab diesem Zeitpunkt nur noch richtlinienkonforme Fahrzeuge zu produzieren. Ob und welche bemängelten Fahrzeuge zurückgerufen wurden, ließen die Peugeot- und Citroën-Pressestellen bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Laut früheren Aussagen hält man R-1234yf zwar für sicher, hatte es bislang aber in keinem neuen Modell im Einsatz. (ng/dpa)

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.